Zusammenfassung
Eine Soziologiegeschichtsschreibung unter verlegerischen Gesichtspunkten steht bis heute weitgehend aus. Sie müsste angefangen von den Wissenschafts- und Kulturbuchverlagen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bis zu den auf Qualifikationsarbeiten spezialisierten Fachverlagen unserer Zeit eine Fülle von verlegerischen Formaten und Konjunkturen berücksichtigen. Zugleich würde eine solche Form der Wissenschaftsgeschichtsschreibung nicht nur die Fachhistorie der Sozialwissenschaften bereichern. Sie wäre auch ein wichtiger Beitrag zu einer „Soziologie der Soziologie“, die die Gesellschaftlichkeit soziologischer Erkenntnisproduktion in den Mittelpunkt stellt. Der in diesem Beitrag unternommene Versuch einer Parallelisierung von Wissenschafts- und Verlagsgeschichte versucht, erste Konturen eines in weiten Bereichen noch unerschlossenen Forschungsfeldes zu skizzieren.
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Notes
- 1.
Für äußerst hilfreiche Hinweise zu diesem Beitrag bedanke ich mich bei Martin Bauer sowie den Teilnehmer_innen der Tagung der ÖGS-Sektion Geschichte der Soziologie, die am 06. und 07.04.2016 in Graz stattfand.
- 2.
Für Ausnahmen siehe etwa Fellinger (2003); Felsch (2015); Möller (2014, 2015); Niem (2015) sowie Schlott (2009). Ferner sind das unter Jahrbuch der Internationalen Buchwissenschaftlichen Gesellschaft (5, 2015), das unter der Überschrift Bleiwüste und Bilderflut „Geschichten über geisteswissenschaftliche Buch“ versammelt, sowie das Heft Droge Theorie der Zeitschrift für Ideengeschichte (Heft VI/4 Winter 2012) zu nennen. In beiden Bänden finden sich gleich mehrere einschlägige historische Untersuchungen zum Verlagswesen in der Bundesrepublik.
- 3.
Vgl. dazu auch die Beiträge von Susanne Kink, Bianca Prietl und Armin Ziegler sowie Angelika Poferl und Reiner Keller im zweiten Band dieses Handbuchs.
- 4.
Vgl. Burawoy 2015 sowie mit Blick auf die auf die Entwicklung in Deutschland auch den Beitrag von Oliver Neun in diesem Band.
- 5.
Anders gestaltet sich diese Situation im englischsprachigen Bereich (vgl. etwa Coser et al. 1982).
- 6.
Vgl. zur Geschichte dieser Zeitschrift auch den Beitrag von Volker Dreier in diesem Band.
- 7.
Zu den zumindest in einzelnen Fällen durchaus ‚subversiven‘, meines Wissens noch nicht systematisch erforschten Formen soziologischer Literaturproduktion während des Nationalsozialismus vgl. auch den Hinweis von Alfred von Martin (1948, S. 254 f.).
- 8.
Vgl. Moebius 2015, S. 44 f. sowie zur Geschichte der Soziologie in der Schweiz den Beitrag von Markus Zürcher in diesem Band.
- 9.
Vgl. zur Geschichte der frühen empirischen Sozialforschung im deutschsprachigen Raum den Beitrag von Heinz Maus in diesem Band.
- 10.
Ein weiteres Beispiel für die Broschürenproduktion, die im Zuge der Notstandsgesetze und der Studentenbewegung in der BRD entsteht, ist die edition voltaire (1966–1969), die Bernward Vesper nach seinem Studium der Soziologie bei Ralf Dahrendorf in Tübingen und dem bewussten Verzicht auf eine Mitte der 1960er-Jahre noch mögliche universitäre Laufbahn herausgibt (vgl. Ensslin und Vesper 2009, S. 9 ff.).
- 11.
Vgl. zur Geschichte der Soziologischen Revue auch den Beitrag von Heinz Hartmann, zur Geschichte des Berliner Journals für Soziologie den Beitrag von Frank Ettrich, zur Geschichte des Leviathan den Beitrag von Reinhard Blomert, zur Geschichte der ÖZS den Beitrag von Werner Reichmann und zur Geschichte der SZS den Beitrag von Beat Fux in diesem Band.
- 12.
In diesem Zusammenhang wäre eine nähere Untersuchung von Veränderungen im wissenschaftlichen Bibliothekswesen wichtig. Die Fülle der auf dem wissenschaftlichen Buchmarkt vorhandenen literarischen Produkte zwingt sogar hochspezialisierte Bibliotheken immer mehr dazu, Anschaffungen nur noch streng selektiv zu tätigen. Der Einkauf von Zweit- und Drittexemplaren beschränkt sich inzwischen weitgehend auf Einführungen und Lehrbücher.
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Römer, O. (2018). Die Entwicklung der deutschsprachigen Soziologie im Spiegel des wissenschaftlichen Verlagswesens. In: Moebius, S., Ploder, A. (eds) Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07614-6_27
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