Zusammenfassung
Die Flexibilisierung in der Arbeitswelt birgt psychosoziale und auch physische Gesundheitsrisiken als Quelle von Arbeitsunfähigkeit. Das Gestaltungskonzept der organisationalen Achtsamkeit bildet einen komplementären Handlungsansatz zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement, der die nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit von Organisationsmitgliedern mit Blick auf flexible Unternehmens- und Arbeitsstrukturen fördern kann. Indem organisationale Achtsamkeit zur Entwicklung gesundheitssensibler Infrastrukturen in flexiblen Unternehmen beiträgt, unterstützt sie die Reintegration psychisch bzw. physisch erkrankter Beschäftigter. Überdies beinhaltet dieses Gestaltungskonzept Potenziale für eine erhöhte Lernfähigkeit des Eingliederungsmanagements und seiner betrieblichen Akteure.
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Notes
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Das Gestaltungskonzept wurde im Rahmen des Verbundprojekts,8iNNO – Organisationale Achtsamkeit als Basis für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen‘ zwischen 2010 und 2013 am artec|Forschungszentrum Nachhaltigkeit (Universität Bremen) in Kooperation mit einem mittelgroßen Unternehmen aus dem Bereich sozialer Dienstleistungen, zwei kleineren IT-Dienstleistungsunternehmen und einem größeren Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs forschungsgestützt entwickelt, betrieblich erprobt und evaluiert. Das Verbundvorhaben wurde durch das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
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Becke, G. (2017). Organisationale Achtsamkeit und Eingliederungsmanagement. In: Geisen, T., Mösch, P. (eds) Praxishandbuch Eingliederungsmanagement. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07462-3_30-1
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