Zusammenfassung
Die Fernsehduelle im deutschen Bundestagswahlkampf begründen inzwischen eine eigene Tradition: Seit 2002 durchgeführt, sind sie nicht mehr aus dem politischen Geschehen wegzudenken. Sie bieten interessante Einblicke nicht nur in die Ideen der Kandidaten, sondern offenbaren auch Strategien der Gesprächsführung, sowohl der beteiligten Politiker als auch der Journalisten. Mit Hilfe eines dialoganalytischen Verfahrens untersuchen die Autoren die Auflage des Jahres 2013. Sie kommen auf Basis von Vergleichsdaten aus früheren Duellen zum Schluss, dass das Format zwar eine öffentliche Auseinandersetzung zwischen Kanzlerin Merkel und Herausforderer Steinbrück erst ermöglicht hat; eine harter Schlagabtausch zwischen den beiden politischen Akteuren fand jedoch nicht statt. Insgesamt konstatieren sie, dass das TV-Duell 2013 weitgehend die Linie früherer Ausgaben fortsetzte. Aufgebrochen wurde die starre Tradition des Frage-Antwort-Spiels jedoch durch einzelne unkonventionelle Aktionen, insbesondere des Moderators Raab.
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Notes
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So kann beispielsweise ein Kandidat in einem durchgehenden Turn mehrere eingeworfene Fragen beantwortet, ohne sich unterbrechen zu lassen.
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Alle Angaben zum Regelwerk basieren auf einem persönlichen Gespräch des Autors Tapper mit dem beteiligten ARD-Redakteur Dr. Jürgen Meier-Beer (NDR) vom 27.1. 2014.
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Tapper, C., Quandt, T. (2015). „Frau Bundeskanzlerin, der Herausforderer ist in einer gewissen Dysbalance…“: Eine dialoganalytische Untersuchung des TV-Duells im Bundestagswahlkampf 2013. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Die Massenmedien im Wahlkampf. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06151-7_6
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