Skip to main content

Effiziente Strukturen und attraktive Arbeitsplätze im Krankenhaus? Das muss kein Widerspruch sein!

  • Chapter
  • First Online:
Klinikalltag und Arbeitszufriedenheit

Zusammenfassung

Das Thema Krankenhausreform und die vielfältigen Maßnahmen zur Optimierung des Klinikmanagements, welche insbesondere seit der Einführung der Diagnosis Related Groups (DRG) zu beobachten sind, haben eine Kehrseite: In der Folgezeit ist die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen auf Seiten der Mitarbeiter in vielen Häusern erheblich gestiegen.

Die ökonomischen Kompetenzen der verantwortlichen Akteure mögen sich verbessert haben, die qualitativen Veränderungen der Strukturen, Abläufe und Kommunikationswege, die Steigerung der Eigenverantwortung sowie die Verbesserung der Entwicklungs- und Karrierechancen wurden in vielen Häusern jedoch immer noch nicht mit der gebotenen Zielstrebigkeit und entsprechendem Tempo in Angriff genommen. Im Gegenteil, die meisten dieser Veränderungsversuche sind unter dem Primat der Kostensenkung vielerorts mehr oder weniger auf der Strecke geblieben. Es wird gespart, koste es, was es wolle.

Dabei sind es gerade die genannten Themen, die nicht nur zur Steigerung von Arbeitsergebnis und -qualität im Sinne einer optimalen Patientenversorgung und damit der Wettbewerbsfähigkeit von eminenter Bedeutung sind, sondern sie sind der Schlüssel zu mehr Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterbindung.

Gerade dort, wo Mitarbeiter selbst einen hohen Anspruch an die Qualität ihrer Arbeit haben – und das gilt im Besonderen für die Berufsgruppe der Ärzte ebenso wie für die der Pflegekräfte –, fordern sie Arbeitsbedingungen, in denen sie diesen Anspruch uneingeschränkt umsetzen können.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 74.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Similar content being viewed by others

Notes

  1. 1.

    Laut einer Studie des RWI aus dem Jahre 2011 sind die „(…) Krankenhausbehandlungen zwischen 2006 und 2010 um 13 % gestiegen (…)“.

  2. 2.

    Der Vorstandsvorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, sieht die Politik in der Pflicht, die Arbeitsbedingungen der Krankenhausärzte zu verbessern, und warnt vor einer Zunahme von Behandlungsfehlern aufgrund der Personalnot. Durch die zu langen Arbeitszeiten und vielen Überstunden seien möglicherweise viele Klinikärzte unkonzentriert; die Gefahr von Behandlungsfehler steige dadurch.

    Die Bundesärztekammer in Berlin hat aktuell eine Statistik der Behandlungsfehler vorgestellt und darauf hingewiesen, dass es immer wieder zu Falschdiagnosen und Behandlungsfehlern komme, weil Ärzte unter Stress und Dauerbelastung stehen. Viele Ärzte seien 24 Stunden und mehr im Dauereinsatz, weil sie den Ärztemangel kompensieren müssten. Auch die Düsseldorfer Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler kam zu dem Ergebnis, dass die Mediziner in Kliniken kaum noch Kapazitäten hätten, Anamnesegespräche in Ruhe durchzuführen. Die Kommission sieht hierin einen Hauptgrund für Falschdiagnosen.

    „Wenn sich weniger Menschen um einen kümmern, als eigentlich vorgesehen, dann ist das ein Problem“, warnt deshalb auch Gewerkschaftschef Henke. Um die Patienten zu schützen, müssten mehr Klinikärzte eingestellt werden. Im Hinblick auf die neuesten Sparauflagen eingeleitet vom damaligen Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) konstatiert Henke, die Kosten für die Krankenhausversorgung könnten in der nächsten Zeit nicht sinken. Wenn die 12.000 freien Stellen von Ärzten besetzt würden, so müsse man einen Betrag im „niedrigen einstelligen Milliardenbereich“ aufbringen (vgl. Müller 2006, S. 34–36).

  3. 3.

    „Fith-Cozens und Greenhlegh untersuchen in ihrer anonym gehaltenen Befragung von Krankenhaus und Allgemeinärzten, welchen Stellenwert dieser Zusammenhang aus Arztsicht hat. Von 225 befragten Ärzten berichten 82 von Zwischenfällen, bei denen sie die Ursachen für das Eintreten des Ereignisses in Stresssymptomen gesehen hätten. 50 % dieser Zwischenfälle führten dazu, dass Standards der Behandlung nicht eingehalten werden konnten, und in 7,4 % äußerten sich in ernsten Behandlungsfehlern, bei denen Todesfälle jedoch vermieden werden konnten, und in 2,4 % der Fälle beschrieben die befragten Ärzte Versäumnisse die zum Tode der Patienten führten“ (vgl. Goth et al. 2007).

  4. 4.

    Denn nicht immer scheint es am Geld zu hängen: „Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (…) verweist auf die in den letzten Jahren bereits deutlich gestiegenen Ausgaben für Krankenhäuser. Mit über 60 Milliarden Euro gebe es 2011 so viel Geld wie noch nie für die deutschen Krankenhäuser. Erst 2009 seien für die Beitragszahler durch das Krankenhausfinanzierungsgesetz Mehrkosten in Höhe von 4,1 Milliarden Euro entstanden. Der GKV-Spitzenverband sieht deshalb die Krankenhäuser zuallererst in der Pflicht, bestehende Überkapazitäten abzubauen. Rund 20 % der Klinikbetten stünden leer, heißt es vonseiten der Krankenkassen. Diese Überkapazitäten müssten endlich abgebaut werden“ (vgl. Müller 2006, S. 34–36).

  5. 5.

    Auch der 115. Ärztetag 2012 begrüßt beispielweise den Gesetzentwurf für mehr Patientensicherheit: „Als sinnvoll erachtet das Ärzteparlament vor allem die vorgesehenen Vergütungszuschläge für Kliniken, wenn diese sich an einrichtungsübergreifenden Fehlermeldesystemen beteiligen. Hiermit greift der Gesetzgeber die seit langem von der Ärzteschaft und anderen Gesundheitsberufen initiierten Maßnahmen zur Erhöhung der Patientensicherheit und zur Etablierung einer Fehlervermeidungskultur auf“, heißt es in einer Entschließung des Ärztetages. (vgl. aerzteblatt.de vom 23.05.2012).

  6. 6.

    „Generation Y“ ist ein Begriff, der Anfang der neunziger Jahre geprägt wurde, um die demografische Kohorte der in den achtziger Jahren Geborenen zu beschreiben. Diese Kohorte umfasst die Geburtsjahrgänge zwischen 1981 bis heute. Die heute Zwanzig- bis Dreißigjährigen zeichnen sich laut Schmidt (2011) durch ein hohes Selbstbewusstsein (…) und durch ein hohes Anforderungsprofil an den Arbeitsplatz aus. Sie lehnen Hierarchien und ein bloßes Absitzen von Arbeitszeit ab. Überstünden müssen sehr wohl begründet werden. Und sie wechselt eher den Job als sich anzupassen.

  7. 7.

    Seit 2005 werden bei den Ärztekammern die Daten bezüglich der Abwanderung von Ärzten ins Ausland erhoben. Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass im Jahre 2010 insgesamt 3241 ursprünglich in Deutschland tätige Ärztinnen und Ärzte ins Ausland abgewandert sind, wobei der Anteil der deutschen Ärzte 68,7 % beträgt.

    Die Abwanderung hat damit wieder zugenommen und liegt über dem Niveau von 2008. Die prozentual höchste Abwanderung konnte in Hessen, Bremen und Niedersachsen festgestellt werden. Die beliebtesten Auswanderungsländer sind – wie in den vergangenen Jahren – die Schweiz (736), Österreich (314), die USA (182) sowie Großbritannien (113). Die Studie vom Institut für Medizinische Soziologie an der Berliner Universitätsklinik Charité offenbart die Gründe: Die Verhältnisse an Deutschlands Krankenhäusern gehen an den Bedürfnissen junger Mediziner vorbei, zudem ist der Frauenanteil im Beruf deutlich gestiegen. Unter den Absolventen stellen sie mit 60 % die Mehrheit. Die jungen Medizinerinnen und Mediziner können ihren Beruf aber nur sehr schwer mit Familie vereinbaren. Im September vergangenen Jahres wurden rund 240 Medizinstudenten im praktischen Jahr an der Charité nach ihrer Karriere- und Lebensplanung befragt. Etwa ein Drittel gab an, eine Tätigkeit im Ausland zu planen, rund die Hälfte war unentschlossen und nur knapp 15 % waren sich sicher, nicht ins Ausland gehen zu wollen. „Zunehmender Kostendruck und steigende Bürokratisierung wirken sich in Form von Leistungsverdichtung und patientenfernen Tätigkeiten auf die ärztlichen Arbeitsbedingungen aus“, sagt Studienleiterin Susanne Dettmer. Jeder zweite Befragte bewertet die Gesundheitsreformen negativ und erwartet weitere Verschlechterungen in der Gesundheitsversorgung sowie den Arbeitsbedingungen. „Das lässt den Schluss zu, dass die Entwicklung im Gesundheitswesen Ärzte ins Ausland treibt“ (Illg 2010).

  8. 8.

    Quelle: Marburger Bund.

  9. 9.

    Der Ärztemangel im Krankenhaus „könnte über einen spürbaren ‚Bürokratieabbau‘ im Krankenhaus merklich reduziert werden, sei es durch den Abbau von Dokumentationsvorgaben durch Politik und Selbstverwaltung, die Reduktion von Anfragen von Kostenträgern und MDK-Prüfungen, krankenhausinterne Rationalisierungen wie Standardisierung und Delegation von Dokumentationstätigkeiten oder durch effiziente technische Lösungen. Angesichts des heute erreichten Ausmaßes wäre eine nennenswerte Entlastung des Ärztlichen Dienstes im Krankenhaus von Dokumentation und Administration in jedem Fall stellenrelevant.“ (vgl. Blum et al. 2010, S. 119).

  10. 10.

    Laut dem „Index gute Arbeit“ „… bemängeln die Beschäftigten in der Krankenpflege vor allem die schlechte Bezahlung – 40 % beziehen Bruttoeinkommen von unter 2000 Euro –, sowie die noch höhere belastende Arbeitsintensität und die zu geringen Aufstiegsmöglichkeiten.“ (vgl. Index gute Arbeit/Fuchs 2008).

  11. 11.

    Als Stakeholder wird in der Betriebswirtschaftslehre ein „Akteur“ bezeichnet, der ein dezidiertes Interesse am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses (zum Beispiel eines Projekts oder der wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens) hat. Dabei kann es sich sowohl um Gruppen (wie zum Beispiel die gesamte Pflege, deren Angehörige in einer spezifischen Angelegenheit allesamt dasselbe Interesse haben) als auch Individuen handeln. Als Faustregel mag gelten, dass man hier umso eher mit Einzelpersonen zu rechnen hat, je höher man in der Hierarchie schaut. Wir werden im Schlussbeitrag zu diesem Band noch einmal auf die Bedeutung von Stakeholdern zurückkommen.

Literatur

  • Blum, K. u. a.: Ärztemangel im Krankenhaus – Ausmaß, Ursachen, Gegenmaßnahmen – Forschungsgutachten der deutschen Krankenhausgesellschaft; Düsseldorf 2010.

    Google Scholar 

  • Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit 2011; Nürnberg 2011.

    Google Scholar 

  • Eunson, B.: Betriebspsychologie; Hamburg 1990.

    Google Scholar 

  • Fuchs, T.: DGB-Index Gute Arbeit; Stadtbergen 2006.

    Google Scholar 

  • Gothe, H. u. a.: Arbeits- und Berufszufriedenheit von Ärzten; Deutsches Ärzteblatt; Jg. 104/Heft 20/Mai 2007.

    Google Scholar 

  • Herzberg, F.: The Motivation to Work, 2. Auflage; New York: 1959.

    Google Scholar 

  • Hucklenbroich, C.: Der alte Arzt hat ausgedient: Frankfurter Allgemeine vom 25.4.2012.

    Google Scholar 

  • Illg, P.: Flucht ins Ausland; DIE ZEIT vom 22.05.2010.

    Google Scholar 

  • Lohfert, C.: Weil Du arm bist musst Du früher sterben; München 2010.

    Google Scholar 

  • Marburger Bund: Mitgliederbefragung 2010 – Zur beruflichen Situation der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte; Berlin 2010

    Google Scholar 

  • Maslow, A.: Motivation and Personality; 3. Auflage; New York 1954.

    Google Scholar 

  • Müller, O.: Politik und Beruf Nr. 6 vom 16.03.2011 (S. 34–36).

    Google Scholar 

  • Offermanns, M. u. a.: Neuordnung von Aufgaben des Pflegedienstes – Unter Beachtung weiterer Berufsgruppen; Düsseldorf 2010.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Bettina Dilcher Dr. .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Dilcher, B., Hammerschlag, L., Althoff, J. (2013). Effiziente Strukturen und attraktive Arbeitsplätze im Krankenhaus? Das muss kein Widerspruch sein!. In: Dilcher, B., Hammerschlag, L. (eds) Klinikalltag und Arbeitszufriedenheit. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01832-0_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-01832-0_1

  • Published:

  • Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-01831-3

  • Online ISBN: 978-3-658-01832-0

  • eBook Packages: Business and Economics (German Language)

Publish with us

Policies and ethics