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Frühe Hilfen zwischen (gesundheitlicher) Familienförderung und Kinderschutz

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Sozialpädagogik zwischen Staat und Familie

Zusammenfassung

Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland eine intensiv geführte Debatte um die Verbesserung des Kinderschutzes, insbesondere für Kinder im Alter bis zu drei Jahren, die ausgelöst wurde durch gravierende, von den Medien anhaltend skandalisierten Fällen von Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern dieser Altersgruppe. Vor diesem Hintergrund legte das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2006 das Aktionsprogramm „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme“ mit der Zielsetzung vor, Säuglinge und Kleinkinder durch präventive Maßnahmen besser vor Gefährdungen zu schützen. Zu den Maßnahmen zählen die Früherkennung möglicher Risiken für das Kindeswohl, präventive Hilfeangebote für psychosozial belastete Familien und die systematischere Vernetzung sozialer Unterstützungssysteme, vor allem des Gesundheitswesens und der Kinder- und Jugendhilfe. Auf diese Weise sollen gleichermaßen der Schutzauftrag der staatlichen Gemeinschaft und elterliche Erziehungskompetenzen gestärkt werden. Sozialpolitisch klingt hier sowohl gesellschaftliche als auch private Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern an, allerdings mit einer starken Fokussierung auf Kinderschutz in einem engeren Sinne als Schutz von Kindern vor Gewalt durch ihre Eltern. Um zu verhindern, dass die politisch forcierte und mit Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes zum 1.1.2012 zudem rechtlich verankerte Ausweitung des staatlichen Schutzauftrages nicht nur auf die frei-gemeinnützigen Träger der Kinder- Jugendhilfe sondern auch auf Institutionen und Berufsgruppen des Gesundheitssystems zu einer Verschiebung des Hilfeauftrags hin zu mehr Kontrolle führt, bedarf es einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Präventionsanspruch Früher Hilfen.

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Schäfer, R., Sann, A. (2014). Frühe Hilfen zwischen (gesundheitlicher) Familienförderung und Kinderschutz. In: Bütow, B., Pomey, M., Rutschmann, M., Schär, C., Studer, T. (eds) Sozialpädagogik zwischen Staat und Familie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01400-1_4

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