Zusammenfassung
Geheimhaltungserklärungen oder Vertraulichkeitsvereinbarungen, die in einem Vertrag zwischen einem Industriepartner und einem medizinischen Forscher ein Stillschweigen über die Ergebnisse eines vom ersteren finanzierten Forschungsvorhabens zum Inhalt haben, werden als „Publikationsklauseln“ bezeichnet (non-disclosure agreements, confidentiality agreements). Sie regulieren vertraglich das Publikationsverhalten der beteiligten Parteien und schränken auf diese Weise gegebenenfalls eine freie Publikation von Forschungsergebnissen ein. Derartige Klauseln sind heute in der Kooperation zwischen Medizin und Industrie keine Seltenheit. Eher sind sie die Regel. Beispielsweise versuchen pharmazeutische Unternehmen durch Publikationsklauseln eventuell zu beantragende Patente zu schützen. Der Patentschutz wäre gefährdet, wenn andere Parteien, etwa Konkurrenten, sich zu früh über Studienergebnisse informieren könnten. Ebenso sehen Unternehmen ihre an Investitionen in die medizinische Forschung geknüpften Gewinnerwartungen gefährdet, wenn Mitbewerber auf der Basis von bekanntgewordenen Forschungsergebnissen ähnliche Produkte entwickeln können. Absatz Der Inhalt von Publikationsklauseln kann sich auf einzelne Elemente eines Forschungsvorhabens ebenso beziehen wie auf alle aus einer Kooperation erwachsenen Ergebnisse. Auch kann der zeitliche Rahmen einer solchen Geheimhaltungserklärung vom völligen Publikationsverbot bzw. –verzicht bis hin zu einer Vereinbarung über ein zeitlich befristetes Zurückhalten von Ergebnissen reichen. Dem nachvollziehbaren Interesse eines industriellen Geldgebers an einer zeitlich befristeten Zurückhaltung oder langfristigen Geheimhaltung von Ergebnissen stehen verschiedene wissenschaftliche und medizinische Interessen entgegen, die eine Anwendung von Publikationsklauseln in der Medizin unter wissenschaftsethischen und medizinethischen Gesichtspunkten problematisch erscheinen lassen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Schrifttum
Merton RK (1973 [1942]) The normative structure of science. In: Merton RK, Storer NW (Hrsg) The sociology of science. Theoretical and empirical investigtions. University of Chicago Press, Chicago, S 267–278
Pramann O (2007) Publikationsklauseln in Forschungsverträgen und Forschungsprotokollen klinischer Studien. Springer, Berlin & Heidelberg
Psaty BM, Rennie D (2003) Stopping medical research to save money: a broken pact with researchers and patients. JAMA 289(16):2128–2131
Radack DV (1994) Understanding confidentiality agreements. J Minerals, Metals Mater Soc 46(5):68
Shryock RH (1938) Freedom and interference in medicine. Ann Am Acad Political Soc Sci 200:32–59
Somerville MA (2002) A postmodern moral tale: the ethics of research relationships. Nat Rev Drug Discov 1(4):316–320
World Medical Association (2008) Declaration of Helsinki. Ethical principles for medical research involving human subjects. WHO 86: 650–651
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2014 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Fangerau, H. (2014). Publikationsklausel. In: Lenk, C., Duttge, G., Fangerau, H. (eds) Handbuch Ethik und Recht der Forschung am Menschen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-35099-3_38
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-35099-3_38
Published:
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-35098-6
Online ISBN: 978-3-642-35099-3
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)