Zusammenfassung
Dieser Überblick über die Friedens und Kriegsforschung setzt sich zunächst mit den Begriffen „Konflikt“, „Krieg“ und „Frieden“ auseinander, wobei den sogenannten „Neuen Kriegen“ und dem „Terrorismus“ besondere Aufmerksamkeit zukommt. Anhand historischer Daten wird dann der Frage nachgegangen, ob die Welt friedlicher geworden ist und die These gestützt werden kann, dass in der Welt insgesamt die Gewalttätigkeit zurückgegangen ist.
Notes
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Zahlreiche theoretische Ansätze existieren, um die Phänomene Krieg und Frieden zu verstehen und zu erklären. Um die Vielfalt der theoretischen Ansätze nachvollziehbar machen zu können bedarf es zunächst der Zuordnung zu Erklärungsmustern und Handlungsebenen. Dabei werden verschiedene Gesichtspunkte fokussiert, die sich zum einen auf der Handlungs- (Akteurs-) ebene und auf der Strukturebene ansiedeln lassen; und zum andern sich beziehen auf Faktoren, die das Kriegsgeschehen bestimmen. Hinzu kommt, dass diese Ansätze zur Erklärung auf verschiedenen Ebenen gelagert sein können: zu unterscheiden sind psychologisch-soziale Individualgegebenheiten, sozioökonomische innergesellschaftliche Faktoren, nationalstaatliche und transnationale Determinanten sowie Gegebenheiten des internationalen Systems. Dabei fokussieren zahlreiche Theorien entweder auf innerstaatliche oder auf externe Umweltfaktoren. Auch kann die Einordnung der verschiedenen Ansätze nach metatheoretischen übergreifenden Großtheorien vorgenommen werden (Realismus, Idealismus, institutioneller Liberalismus, Funktionalismus/Neofunktionalismus, Konstruktivismus, Regimetheorie, ökonomische Ansätze etc.), denen wiederum Theorien mittlerer Reichweite zugeordnet werden können; auch können verschiedene Instrumente (Gewalt, Verhandlung) im Mittelpunkt des analysierenden Interesses stehen. In der Diskussion stehen ferner verschiedene Modelle der Staatenordnung (Unilateralismus, Multilateralismus, Integration), die mehr oder weniger kriegstreibend bzw. friedenssichernd sind. Eine eher grobe Einteilung unterscheidet zwischen einer quantitativen, auf messbaren Größen zahlreicher empirischer Fälle beruhende Forschungsrichtung und einer eher qualitativ-historischen Betrachtungsweise, die auf das Verstehen einzelner Fälle fokussiert ist.
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Dies markiert einen Unterschied zu der Definition, die Istvan Kende und Klaus Jürgen Gantzel gewählt haben. Schon aus Gründen der Vergleichbarkeit mit Zählungen von Wright, Richardson, Sorokin oder Singer/Small ist eine engere Kriegsdefinition angezeigt; hinzukommt, dass bei Kende ein ideologischer bias zugunsten sozialistischer Staaten vorliegt.
Die Bewertung der Stärke darf nicht nur nach messbaren Potentialgrößen vorgenommen werden, wie Mannschaftsstärke, Waffen (Raketen), Wirtschaftskraft etc., sondern muss auch einbeziehen Taktik, Effizienz, Motivation (Kampfgeist), Ideologie, Geländekenntnis etc. So kann trotz potentiell ungleicher Stärke (Asymmetrie) zwischen Vietnam und den USA vom Vietnamkrieg gesprochen werden; die über zehnjährige Dauer zeigt, dass die Motivation, die Guerilla-Taktik und die Geländekenntnis der Vietnamesen durchaus ein Gegengewicht zu der atomar hochgerüsteten Supermacht darstellten. Nicht als Krieg im definierten Sinne gelten somit z. B. die gewaltsamen Interventionen der US-Amerikaner in Grenada (1986), Libyen (1988) oder Panama (1989).
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Der Begriff des Stellvertreters stammt ursprünglich aus der Kaufmannssprache und meint die Übertragung eines Mandats. Ein Kaufmann, der Prokura erhält, kann im eigenen Namen Geschäfte für eine Firma abwickeln; er handelt also im Auftrag, aber doch relativ selbständig. Im politischen Bereich scheint der Begriff in Großbritannien im House of Lords gebräuchlich gewesen zu sein; im englischen Sprachgebrauch ist der Ausdruck „war by proxi (procura)“ verbreitet. Im internationalen Bereich scheint er zum ersten Mal im Korea-Krieg aufgetaucht zu sein.
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Pfetsch, F.R. (2014). Frieden, Krieg und internationale Politik. In: Masala, C., Sauer, F. (eds) Handbuch Internationale Beziehungen. Springer NachschlageWissen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19954-2_34-1
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Frieden, Krieg und internationale Politik- Published:
- 07 October 2016
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19954-2_34-2
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Frieden, Krieg und internationale Politik- Published:
- 22 June 2015
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19954-2_34-1