Zusammenfassung
Im Jahr 2010 fand im Ruhrgebiet das Kulturereignis Europas im frühen 21. Jahrhundert statt: die ‚Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010‘. Die Kulturhauptstadt-Initiative gilt als kulturpolitisches Flaggschiff der Europäischen Union. Die überaus rege Beteiligung zahlreicher europäischer Städte an den mittlerweile sehr aufwändigen Bewerbungsprozessen verweist auf die ungebrochen hohe Attraktivität des Titels einer Kulturhauptstadt. Folgt man dem stadtpolitischen Diskurs, dann steht diese Anziehungskraft in Zusammenhang mit dem Bemühen von Städten, in Zeiten knapper Haushaltsmittel und eines vermehrten Konkurrenzdrucks mittels der Inszenierung „großer Ereignisse“ (also mit Feiern und Festen aller Art) Aufmerksamkeitsgewinne zu realisieren – dies sowohl bei potentiellen Investoren, Besuchern und den Medien als auch bei der Wohnbevölkerung (vgl. Häußermann und Siebel 1993; Prisching 2011; Siebel 2011). In diesem Kontext ist häufig die Rede von einer „Politik der Festivalisierung“ (Häussermann und Siebel 1993), mit der Städte versuchen, sich national und international ‚sichtbar‘ zu machen und der Wohnbevölkerung Identifikationsmöglichkeiten zu bieten. Die Ausrichtung einer Kulturhauptstadt verspricht ein probates Mittel zu sein dafür, diese Zwecke zu erreichen.
Es war intellektuell und politisch verwegen, als die Kulturdezernenten von Bochum, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen die Idee in die Welt setzten, die 53 Städte des Regionalverbands Ruhr ins Rennen um den Titel ‚Kulturhauptstadt Europas 2010‘ zu schicken. 53 Städte – gefangen im Kirchturmdenken, fast alle bankrott – sollten als eine Kulturmetropole auftreten. Wie sollte das gehen?
(Pleitgen und Scheytt 2011, S. 5)
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Notes
- 1.
Zu welch fatalen Konsequenzen ein – aus welchen Gründen auch immer – Scheitern an logistischen Problemstellungen führen kann, zeigt das Beispiel der in das offizielle Programm der Kulturhauptstadt aufgenommenen Loveparade 2010 in Duisburg, bei der 21 Menschen infolge einer Massenpanik ums Leben kamen (vgl. Hitzler et al. 2011).
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Hitzler, R., Betz, G., Niederbacher, A., Möll, G. (2013). Einleitung. In: Mega-Event-Macher. Erlebniswelten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19584-1_1
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