Zusammenfassung
Der Geschlechterdimension in Prozessen sozialer Ausschließung kommt die Besonderheit zu, dass sie sich nicht auf einen abgegrenzten Modus von Ungleichheit spätkapitalistischer Wohlfahrtsstaaten bezieht, sondern die Gesellschaft insgesamt als Konstitutionsprinzip durchdringt und damit eine Unschärfe erhält. Geschlecht als Kategorie drängt sich daher in Zusammenhang mit sozialer Ausschließung nicht unmittelbar auf, sondern stellt sowohl einen Strukturaspekt der Gesellschaft als auch eine identitätsbildende Handlungsform („doing gender“) dar und erscheint auf den ersten Blick als ein unhinterfragbar Gegebenes. Bis zu Beginn der Zweiten Frauenbewegung in den späten 1960er Jahren wurde Geschlecht im Kontext sozialer Ausschließung nicht berücksichtigt und wird seither vor allem in eigenständigen Diskursen thematisiert, die wenig – allerdings zunehmend – Eingang in die allgemeine Theoriebildung und die Professionsdebatte der Sozialen Arbeit gefunden haben (Ehlert 2010).
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Literatur
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Brückner, M. (2021). Geschlechterverhältnisse und soziale Ausschließung in der Praxis der Sozialen Arbeit. In: Anhorn, R., Stehr, J. (eds) Handbuch Soziale Ausschließung und Soziale Arbeit. Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit, vol 26. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19097-6_32
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