Zusammenfassung
Politik hat nicht nur für Marxisten viel mit Täuschung zu tun. Einerseits scheint der reale Handlungsspielraum der Machthabenden (und derer, die sie ablösen wollen) trotz aller Versprechen sehr klein zu sein - bis zu dem Punkt, an dem der Satz „There is no alternative“ plausibel klingt. Andererseits kann man gerade dann, wenn Entscheidungen als allgemein notwendig oder allgemein nützlich dargestellt werden, verdeckte Sonderinteressen vermuten. Marx bietet einen Ansatz, um solche Phänomene strukturell zu erklären: Für ihn ist Politik abhängig von einer Produktionsweise, in der bestimmte (Klassen-)Interessen zwangsläufig über andere dominieren, und ein klares Bewusstsein von diesem Zusammenhang wird durch Ideologie verhindert. Die Bedingungen sind entgegen seiner revolutionären Hoffnungen bei uns nicht wesentlich anders als im 19. Jahrhundert: Man kann die in großen Teilen der Welt herrschende Politik weiter bürgerlich nennen.
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Notes
- 1.
Vgl. zu den ‚Idéologistes‘, Napoleons Kritik an ihnen sowie Marx’ Verhältnis dazu Rehmann (2008, S. 20–23).
- 2.
Vgl. dazu sowie für den Kontext Eßbach (1988, S. 199–204).
- 3.
Vgl. zur komplexen, in MEW 3 drastisch vereinfachten Manuskriptlage das Marx-Engels-Jahrbuch 2003, das den grundlegenden Teil zu Feuerbach mit Varianten präsentiert – die angekündigte kritische Gesamtedition im Rahmen der MEGA ist noch nicht erschienen.
- 4.
In allen drei Fällen sind die wichtigen Stellen zerstreut; vgl. daher zu Gramsci neben dessen Gefängnisheften (in deutscher Übersetzung 1991–2002) die Überblicke von Buci-Glucksmann (1975), Anderson (1976) und Haug (2005), neben Althussers Position von 1973 deren Weiterführung in Balibar (1990), zum Operaismus Wright (2002).
- 5.
Vgl. dazu besonders Laclau und Mouffe (1985), für eine Diskussion zu Laclaus Antagonismus-Begriff Marchart (2008) und Reitz (2008).
- 6.
Vgl. dazu etwa Deppe (1970, S. 264–288) und Donzelot (1984, S. 17–72).
- 7.
Vgl. in der neuen, Kritischen Gesamtausgabe von Benjamins Schriften Bd. 19: 17–19, 32–34, 94–97 (jeweils entsprechende Passagen der verschiedenen Manuskripte – in der bekannten Druckfassung die Thesen IV–VII).
- 8.
Vgl. zu Benjamin und Derrida Fritsch (2005), zu ihren Bezugnahmen auf Marx’ Achtzehnten Brumaire (die besonders bei Benjamin meistens übersehen werden) Reitz (2011).
- 9.
Vgl. Archer (1997) sowie van der Linden (2003, S. 1–10), aber auch die andere Auffassung in Kap. 1.4 in diesem Band.
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Reitz, T. (2014). Politik und Ideologie der bürgerlichen Gesellschaft. In: Marx für SozialwissenschaftlerInnen. Studienskripten zur Soziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18865-2_5
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