Zusammenfassung
Die einfache, ja belanglos wirkende Handlung des 1962 erschienenen Romans offenbart, wie unzulänglich es wäre, das Werk vom Inhalt her anzugehen. Ironisch hat der Autor die Fabel dem ersten Kapitel vorangestellt, kursiv gedruckt, auf knapp 20 Zeilen: Damit ist die „Luftlinie“ des Geschehens markiert, der „Ariadnefaden, das gedrängteste aller Orientierungsmittel“ durch das Erzähllabyrinth gelegt. Der Baron Enguerrand vermacht aus purer Bosheit seinem Neffen, dem Grafen Lunarin, ein verfallenes Schloss, um ihn zur „Seßhaftigkeit“ zu zwingen. Dieser, „nicht willens, mit dem verfallenden Besitz eine Verantwortung zu übernehmen, welche ihn unwiderruflich an einen Ort fesseln würde“, findet auf der Suche nach einem Verwalter „den mythisch zu nennenden Stellvertreter in Gestalt eines Großbauern, Till Adelseher geheißen“. Lunarin setzt ihn „unter dem Vorwand, er werde allenfalls drei Tage abwesend sein, in die eigenen Rechte und Pflichten ein und flüchtet unter Zurücklassung bereits gedungenen Personals in ein Liebesverhältnis, das ihn ein Jahr fernhalten soll“. Till gelangt – nach vielen Abschweifungen und Rückgriffen des Erzählers – mit den Domestiken und dem Bauunternehmer, Architekten und Bildhauer Strümpf ins Schloss. Um dieses zu restaurieren, vernachlässigt Till den eigenen Hof. Die „Wiederbesiedlung und Wiederherstellung des verfallenen Schloßes“ wird „immer sinnvoller“, die Verwaltung wird zur Besitznahme. Als Lunarin nach einem Jahr unerwartet zurückkehrt, schenkt er Schloss und Land seinem treuen Verwalter.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
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Bibliographie
Literatur
J. Thunecke: A. P. G. und Innere Emigration. Das 9. Kapitel (Interludium) des Romans ‚Sonne und Mond‘ als politische Allegorie, in: Literatur der ‚Inneren Emigration‘ aus Österreich, Hg. J. Holzner/K. Müller, 1998, 267–294.
S. Piontek: Die Idee der österreichischen Identität im Roman von A. P. G. ‚Sonne und Mond‘, in: Nationale Identität, Hg. J. Jablkowska/M. Pólrola, 1998, 396–414.
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Rechenberg, B. (2020). Gütersloh, Albert Paris: Sonne und Mond. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_6586-1
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