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Bernhard, Thomas: Das lyrische Werk

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Kindlers Literatur Lexikon (KLL)
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Zusammenfassung

Der Durchbruch zum gefeierten Autor gelang Thomas Bernhard mit seiner Prosa und seinen Theaterstücken. Das Debüt in der literarischen Öffentlichkeit jedoch absolvierte er als Lyriker. Abgesehen von einigen verstreuten Arbeiten – etwa den Gedichten, die 1949/50 im Lungensanatorium ‚Grafenhof‘ entstanden – trat der Lyriker Bernhard erst 1957 mit dem Band Auf der Erde und in der Hölle in Erscheinung. Ein späteres Publikum wird die Gedichte kaum lesen können, ohne nach Hinweisen auf das weit bekanntere Hauptwerk der späteren Jahre zu suchen. Tatsächlich herrscht schon in diesen Arbeiten des jungen Bernhard ein Ton der Weltverachtung, der Verlassenheit und Verzweiflung, wie er oft genug auch von Figuren seiner späteren Prosa und Theaterstücke angeschlagen wurde. Die Kulisse der Natur spiegelt seinen inneren Zustand wider: herbstliche und winterliche Szenarien, von Krähen und Raben bevölkert. Der Verlust aller familiären Bindungen macht einen nicht geringen Teil seiner Verzweiflung aus. Nicht allein die Familie ist verloren, auch der Glaube bietet keinen Halt mehr. Das Ich will beim Sterben nicht nur auf Psalmen verzichten, es erfindet dazu neun eigene Psalmen, die sich jedoch an keinen Gott richten, sondern über das Unglück der eigenen Existenz monologisieren: „Jede Nacht führt mein Weg in die Schottergrube, / in die Schottergrube meiner Verzweiflungen.“

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH

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Bibliographie

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Heyl, T. (2020). Bernhard, Thomas: Das lyrische Werk. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_5932-1

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