Kalloc'h, Yann-Bêr: Ar en deulin

Zusammenfassung

Das postum publizierte Hauptwerk des Lyrikers erschien 1935. Seine im Dialekt der Region von Gwened/Vannes verfassten Gedichte sind von einem starken Kontrast zwischen sprachlichem Können und weltanschaulicher Naivität geprägt. Immer wieder bricht sich der innige Wunsch des Autors Bahn, an irgendetwas bedingungslos glauben zu können: zunächst der tief empfundene, mit einem atavistischen Leidensgedanken verbundene Katholizismus des verhinderten Priesterseminaristen, der beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs fast übergangslos in einen französischen Hurrapatriotismus mündet. In starkem Kontrast zu seinem Freund und Landsmann Loeiz Herrieu, der den europäischen Großmächten, auch der eigenen Macht, misstrauisch gegenübersteht, träumt Kalloc'h davon, den Wertekanon des alten, katholischen Europa – den er ausgerechnet vom laizistischen Frankreich vertreten sieht – gegen das technokratische, protestantische deutsche Kaiserreich verteidigen zu können. Vom Kriegseinsatz der Bretonen für dieses Ziel erhofft er sich eine Belohnung qua Anerkennung der bretonischen Sprache durch den französischen Staat.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH