Zusammenfassung
Der Kurzroman erschien 1954 und 1956 in zwei Teilen und ist als erste literarische Reaktion auf das denkwürdige Umbruchjahr 1953 zu verstehen. Es ist eines der exemplarischsten und programmatischsten Werke der Literatur nach Stalins Tod. Sein Titel wurde zum Schlagwort für die gesamte nachstalinistische Epoche. „Ich wollte zeigen, wie sich gewaltige historische Ereignisse im Leben einer kleinen Stadt spiegeln, wollte mein Gefühl des Auftauens, meine Hoffnungen ausdrücken“, schrieb Ėrenburg dazu in seinen Memoiren. Nicht die politischen Veränderungen, sondern das ‚Seelenklima‘ jener Jahre, die Veränderungen im Bewusstsein der Menschen, ihre Gefühle und Denkweisen, ihre privaten Beziehungen zueinander wollte er zeigen. Der symbolhafte Titel meint vor allem das ‚Auftauen‘ des in den Jahren der Erstarrung verarmten Innenlebens, das Bewusstwerden der Problematik des persönlichen Lebens. Ėrenburg, der sich gegen eine falsch verstandene verinnerlichte Kollektivideologie wandte, ging es um die Möglichkeit des Zweifelns an den geltenden Normen des Privatlebens, um eine ‚Erziehung der Gefühle‘ in einem sozialistisch-humanistischen Sinn.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
Bibliographie
Literatur
R. Lauer: Funktion der Literatur in der Literatur. Die literarischen Anspielungen in I. E.s Roman ‚Ottepeľ‘, in: Ost und West, Bd. 2, Hg. A. Rammelmeyer/G. Giesemann, 1977, 138–152.
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Günther-Hielscher, K. (2020). Ėrenburg, Il'ja: Ottepel'. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_386-1
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