Tacitus, Publius Cornelius: De vita Iulii Agricolae liber

Zusammenfassung

Die auch unter dem Titel Agricola bekannte Erstlingsarbeit des Autors, die im Jahr 98 entstand, ist zugleich eine biographische und historische Schrift: Hauptthema der Darstellung sind Leben und Leistung des römischen Feldherrn Gaius Iulius Agricola (13. Juni 40 n. Chr. bis 23. August 93 n. Chr.), dem Schwiegervater des Autors, vor allem während dessen Zeit als Statthalter Britanniens von 77/78 n. Chr. bis 84 n. Chr. Kompositorisch setzt sich die Schrift aus Elementen verschiedener literarischer Gattungen zusammen, wie etwa der Biographie, der Grabrede, Trostrede und Ethnographie. Diese dienen jedoch alle dem Zweck, die Taten („facta“) des Agricola zu würdigen. Dabei geht es in erster Linie um Agricola als den ersten Entdecker („primus inventor“) und Besieger („victor“) Britanniens. Dies wird auch durch versteckte Vergleiche erreicht. So wird Agricola als der Entdecker des Westens mit Alexander dem Großen, dem Entdecker des Ostens, und als Besieger Britanniens mit Gaius Iulius Caesar, dem Eroberer Galliens, verglichen. Demgemäß ist Agricola der erste Römer, der Britannien umsegeln lässt und feststellt, dass es sich um eine Insel handelt. Seine militärische Eroberungsaktivität in Britannien gipfelt in der Schlacht am Mons Graupius, wo Agricola die vereinigten Caledonier unter Calgacus bezwingt – wie einst Caesar die Gallier unter Vercingetorix in Alesia.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH