Reinmar von Zweter: Sangsprüche und Leich

Zusammenfassung

Inhaltlich umspannt Reinmars Œuvre die Breite der Sangspruchdichtung, wie die Reihung der Themen zeigt, nach denen sein Corpus in der wichtigsten Handschrift (Heidelberg Cpg 350) geordnet ist: Gott und Trinität, Maria, Minnelehre, Tugendlehre, politische Strophen, Situation des Sangspruchdichters. Darüber hinaus sind Scherz- und Lügenstrophen, Merkstrophen sowie einige geschickt gebaute Rätselstrophen überliefert. Mehrere Gruppen von Einzelstrophen behandeln zentrale Begriffe spruchdichterlicher Tugendunterweisung (‚êre‘, ‚edele‘, ‚milte‘), die aus immer anderen Aspekten beleuchtet und dadurch in ihrem Bedeutungsspielraum ausgebreitet werden. So wird die ‚êre‘ auf engem Raum als Objekt der öffentlichen und der individuellen Einschätzung, als absoluter Wert und als Personifikation geführt. Dass die Strophen über ‚Frau Ehre‘ besondere Bekanntheit genossen, zeigt der Tonname in der Manessischen Liederhandschrift (Cpg 848): Als ‚Frau-Ehren-Ton‘ wird hier die Strophenform bezeichnet, in welcher der überwiegende Teil des Œuvres, über 200 Strophen, verfasst ist. Eine zweite Strophenform, die zum größten Teil in der Heidelberger Hs. Cpg 350 überliefert ist, wird nach einer Beischrift einer Handschrift des 14. Jh.s ‚Neue Ehrenweise‘ genannt.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH