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Rickert, Heinrich: Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung

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Kindlers Literatur Lexikon (KLL)
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Zusammenfassung

Unverzichtbar für das Verständnis dieses bekanntesten Werks des Autors aus dem Jahr 1902 ist dessen zehn Jahre zuvor erschienene Habilitationsschrift Der Gegenstand der Erkenntnis. Dort wird eine allgemeine Theorie des Erkennens entwickelt, die unabdingbare Grundlagen für die natur- und geisteswissenschaftliche Erkenntnis darstellt. Das Denken des Neukantianers der sogenannten Südwestdeutschen Schule, das sich gegen Ende des 19. Jh.s entfaltete, nimmt viele geistige Strömungen auf, ohne dass es sich einer von ihnen eindeutig zuordnen ließe. Sicher ist es keine Wiederaufnahme der Hegel'schen idealistischen Systematik, denn Rickert bestreitet konsequent den inneren logischen Charakter der Wirklichkeit. Von ihr spricht er als dem „heterogenen Kontinuum“, d. h. Wirklichkeit und Denken decken sich nicht, aber überlappen sich, ohne allerdings – nicht einmal dialektisch – zur Deckung zu kommen. Andererseits ist Rickerts transzendentale Logik sowohl eine Rückführung erkenntnistheoretischer Motive Nietzsches auf Kant und Fichte als auch eine entschiedene Abwehr der Versuche von Helmholtz und Mach, die Wirklichkeit im Netz empirisch-physikalischer Erkenntnis exakt einzufangen. Ein Vorläufer von Rickerts Unterscheidung von Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft ist W. Windelbands Straßburger Rektoratsrede Geschichte und Naturwissenschaft aus dem Jahr 1894. Logisch vorgängig der Unterscheidung von Natur- und Geisteswissenschaft ist bei Rickert die Untersuchung des Erkennens. Über die Funktionen des Vorstellens und Urteilens bilden wir den Gegenstand unseres Erkennens. Dieses ist Produktion von Wirklichkeit. Unsere Urteile haben subjektunabhängige Geltung, insofern wir im Erkennen einem übersubjektiven Wert den Vorrang vor unserer Willkür einräumen. Dieser theoretische Wert spielt beim Zustandekommen natur- und geisteswissenschaftlichen Erkennens eine besondere Rolle.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH

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Bibliographie

Literatur

  • A. Riebel: Zur Prinzipienlehre bei H. R. Eine Untersuchung zur Stufung der Denk- und Erkenntnisprinzipien, 1992.

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  • S. Wöhler: Das heterologische Denkprinzip H. R.s und seine Bedeutung für das Werk Max Webers, 2005.

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Nusser, KH. (2020). Rickert, Heinrich: Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_20247-1

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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