Zapolska, Gabriela: Moralność pani Dulskiej

Zusammenfassung

Repräsentantin der muffigen, verlogenen Spießermoral in der 1906 in Krakau uraufgeführten Komödie ist die kleinliche, despotische Frau Dulska, die angesichts der alarmierenden familieninternen Zustände all ihre praktische Klugheit aufbietet, um nach außen hin den guten Ruf der Dulskis zu wahren. Es kennzeichnet die Moral der Dulska, dass sie einer Mieterin kündigt, die durch einen misslungenen Selbstmordversuch die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Haus gelenkt hat, und lieber einer Prostituierten zu überhöhtem Mietpreis Unterkunft gewährt, die es versteht, ihre Besucher unauffällig zu empfangen. Während es der Dulska gelungen ist, ihren Mann, einen Beamten, der in dem ganzen Stück kein Wort spricht, zu ‚erziehen‘, d. h. ihn zum Schweigen zu bringen und ihrem Willen zu unterwerfen, lehnt sich ihr Sohn Zbyszko gegen ihre heuchlerische Moral auf. Zbyszko verkehrt in Kreisen der antibürgerlichen Boheme, ist sich jedoch im Grunde bewusst, dass seine Auflehnung gegen die Konventionen der Spießer eine snobistische Halbheit ist und dass es für ihn kein Entrinnen aus der moralischen Verlogenheit der Dulskis gibt.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH