Walser, Martin: Schriften zur Literatur

Zusammenfassung

Als Martin Walser 2002 auf der Frankfurter Buchmesse den ‚Preis der Kritik‘ bekam, war dies nicht nur ein Statement des Stifters in der Debatte um den Skandalroman Tod eines Kritikers zugunsten des Autors, sondern auch die Würdigung seiner jahrzehntelangen Funktion als Leser und Vermittler von Literatur. Obwohl vor allem Walsers frühe Essays zur Literatur mit ihrer Auszählung von Worthäufigkeiten oder seitengenauen Hinweisen auf „Fehler“ in der Erzählperspektive mitunter noch den Duktus des promovierten Germanisten aufweisen, hat sich der Schriftsteller von Beginn an gegen jede hermeneutische Auslegung gesperrt. Vielmehr geht es ihm zuallererst darum, die Erfahrungen zu dokumentieren, die er beim Lesen eines Werks gemacht hat (die Anthologie Erfahrungen und Leseerfahrungen von 1965, die 1983 unter dem Titel Liebeserklärungen neu aufgelegt und ergänzt wurde, gibt dergestalt Einblick in die literarische Sozialisation ihres Verfassers). Der Blick ist radikal subjektivistisch: „Sollen andere über Schiller sprechen, ich spreche über meinen Schiller“, heißt es 1980 in der Dankesrede „Mein Schiller“.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH