Waller, Edmund: Das lyrische Werk

Zusammenfassung

In einer englischen ‚Literaturgeschichte des Lesers‘ käme Waller, einem der Wegbereiter des Klassizismus, ein wichtiger Platz zu, denn zwischen etwa 1640 und 1770 galt er zugleich als Begründer und Höhepunkt englischer Lyrik: „Der Dichter besten“ nannte ihn Sir John Denham in Cooper's Hill (1642); „Hätte er nicht geschrieben, könnte keiner von uns schreiben“, äußerte John Dryden 1691. Es gab zwar kritischer abwägende Stimmen (z. B. Samuel Butler, Dennis, Dr. Johnson), aber der lobende Tenor überwog. In der Romantik und im 19. Jh. verlor Waller an Popularität; die neuere, an der ‚metaphysischen‘ Lyrik John Donnes orientierte Kritik ließ ihn ganz beiseite. Man trifft vereinzelt späte Echos, so z. B. im Envoi zu Hugh Selwyn Mauberley (1920) von Ezra Pound (der 1934 Waller im ABC of Reading als „langweiligen Gesellen“ abtat); auch gibt es kaum eine Anthologie ohne zumindest „Go, lovely rose“. Doch ist dies wenig, verglichen mit den Perioden, in denen Wallers Verse fest zum geistigen Besitz aller Gebildeten gehörten.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH