Zusammenfassung
Der stark autobiographisch gefärbte Erziehungs- und Bildungsroman aus dem Jahr 1915 schildert den schmerzhaften Bewusstwerdungsprozess Philip Careys, der mit einem Klumpfuß geboren ist und (wie der Autor, der eine Sprachstörung hatte) von Kind an seelisch unter diesem Gebrechen leidet. In traditioneller Erzählweise folgt das Buch chronologisch dem Lebensweg des Protagonisten. Als der Neunjährige nach dem Tod der Eltern in den kinderlosen Haushalt seines Onkels William, eines engstirnigen, selbstgerechten Dorfpfarrers, und seiner zwar warmherzigen, aber ihrem Mann gegenüber willenlosen Tante Louisa kommt, wächst seine Vereinsamung. Im Internat machen sich die Mitschüler über ihn lustig; Philips einzige Waffe gegen die anderen ist sein Sarkasmus. Nachdem er sich an die Spitze der Klasse gearbeitet und die Achtung der Kameraden und Lehrer gewonnen hat, löst sein Zweifel an Gott und den Menschen in ihm eine jener Reaktionen aus, die für seine ganze weitere Entwicklung symptomatisch sind: Er verlässt die Schule ein Jahr vor Abschluss und verzichtet damit zur Enttäuschung seines Onkels auf das Stipendium für ein Theologiestudium. Seine nächste Station ist Heidelberg, wo er ein Jahr lang Deutsch und Philosophie studiert, anfangs beglückt über die vielfältigen neuen Eindrücke, dann erneut desillusioniert und schließlich die Existenz Gottes negierend. Nach London zurückgekehrt, beginnt er eine kaufmännische Lehre, bringt aber weder das Interesse noch die Energie auf, sie zu Ende zu führen. In der romantischen Vorstellung, zum Künstler berufen zu sein, siedelt er, heimlich von seiner Tante unterstützt, nach Paris über, wo er nach zwei Jahren die Mittelmäßigkeit seiner Begabung erkennt. Das Medizinstudium in London bricht er ein Jahr vor Abschluss ab. Durch eine Börsenspekulation mittellos geworden, muss er eine Stellung in einem Textilgeschäft annehmen. Als er mithilfe der ihm vom Onkel hinterlassenen Summe sein Medizinstudium zu Ende führen kann, scheut er zunächst davor zurück, sich im bürgerlichen Leben zu etablieren.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
Bibliographie
Literatur
B. H. Braendlin: The Prostitute as Scapegoat. Mildred Rogers in S. M.'s ‚Of Human Bondage‘, in: The Image of the Prostitute in Modern Literature, Hg. P. L. Horn/M. B. Pringle, 1984, 9–18.
Agrégation 1987/1988. W. S. M. ‚Of Human Bondage‘. Bibliographie Sélective, in: Cahiers Victoriens et Édouardiens 26, 1987, 136–143.
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KLL, Borgmeier, R. (2020). Maugham, William Somerset: Of Human Bondage. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_14283-1
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