Gennep, Arnold van: Les rites du passage

Zusammenfassung

Das 1909 erschienene Hauptwerk des französischen Ethnologen und Volkskundlers, seiner eigenen Aussage zufolge das Ergebnis einer inneren Eingebung und ein Wendepunkt innerhalb seines Gesamtwerks, entstand in einer Zeit der theoretischen Neuorientierung der Ethnologie. Unter dem Einfluss der von Charles Darwin für die Biologie aufgezeigten Gesetzlichkeiten einer evolutionären Entwicklung des Lebens hatte die Ethnologie im ausgehenden 19. Jh. versucht, ähnliche Gesetze für die kulturelle Entwicklung von Gesellschaften zu formulieren. Dieses evolutionistische Denken, das zu Beginn des 20. Jh.s noch wirksam war, vermochte Gennep im Rahmen eines Ansatzes zu überwinden, der die Gesellschaft als dynamisch-funktionales Ganzes erfasste. Sein Werk wurde zunächst weitgehend abgelehnt oder gar nicht zur Kenntnis genommen. Vor allem die von Émile Durkheim und seinen Schülern geäußerte Kritik führte dazu, dass Gennep zeitlebens eine wissenschaftliche Außenseiterrolle einnahm.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH