Zusammenfassung
Das vermutlich um 320 abgeschlossene philosophische Werk ist eine Sammlung von Traktaten, Essays und Disputationen über Medizin, Alchimie, Religion und Philosophie. Der Titel geht auf den Beinamen seines Verfassers zurück. Das erstmals ca. 1019 im taoistischen Kanon Daozang (Da Ming daozang jing) abgedruckte Werk ist in zwei Sektionen eingeteilt: eine ‚innere‘ (‚neipian‘, 20 Kapitel) und eine ‚äußere‘ (‚waipian‘, 50 Kapitel). Ge Hong ist zwar auch dem Konfuzianismus sehr verpflichtet, wirft aber den Konfuzianern seiner Zeit vor, sie seien nur darauf bedacht, die überlieferten Lehren ihrer Schule zu bewahren. Zur Zweiteilung seines Werkes erklärt er im Schlusskapitel, dass die inneren Kapitel von unsterblichen Genien (‚xian‘), Geistern und Wundern, Methoden der Lebenserhaltung, medizinischen Verfahren, Exorzismus und der Bannung von Unglück handelten, also taoistisch seien. Die äußeren Kapitel dagegen berichteten „von Erfolg und Fehlschlag in menschlichen Dingen und von Gut und Böse in öffentlichen Angelegenheiten“ und seien daher konfuzianisch. Schon diese knappe Charakteristik enthüllt, dass das Werk voller Widersprüche steckt. Diese sind jedoch nicht einseitig Ausdruck logischer Inkonsequenzen, vielmehr wird in ihnen die geistige Unsicherheit einer unruhigen Epoche manifest. Die übergreifende subjektive Einheit der Idee und der Persönlichkeit findet sich indes gespiegelt in Ge Hongs großartigem Prosastil, der voller „dialektischer Schärfe“ ist (A. Forke). Diese Einheit kann in ihrer strukturellen Dichotomie – mit ihrer Durchdringung der ‚inneren‘ Lebenssphäre in taoistischer und der ‚äußeren‘ Sphäre in konfuzianischer Gestalt – als typisch für die chinesische Kultur überhaupt gelten.
Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH
Bibliographie
Ausgaben
Baopuzi neipian jiaoshi, Hg. Wang Ming, 1985.
Baopuzi waipian jiaojian, Hg. Yang Mingzhao, 1991.
Übersetzungen
Alchemy, Medicine and Religion in the China of A. D. 320. The Nei P'ien of Ko Hung, J. R. Ware, 1966 [engl.].
Literatur
A. Forke: Geschichte der mittelalterlichen Philosophie, 21964, 206–224.
J. Sailey: The Master Who Embraces Simplicity, 1978 [mit Teilübers. der ‚waipian‘].
K. Hsiao: A History of Chinese Political Thought, Bd. 1, 1979, 644–656.
F.-R. Schmidt: Die magische Rüstung. Naturbilder aus dem Pao-p'u tzu Nei-p'ien, 1996.
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Trauzettel, R. (2020). Ge Hong: Baopuzi. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_11503-1
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