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Chelčický, Petr: Sieť viery

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Kindlers Literatur Lexikon (KLL)

Zusammenfassung

Der umfangreiche, in den Jahren 1440 bis 1443 entstandene Traktat gehört zu den grundlegenden Texten der böhmischen Reformation. Der Text basiert auf der biblischen Parabel vom wunderbaren Fischzug Petri (Lukas 5, 4–6), der allegorisch weiterentwickelt wird: Das Netz wird zur Allegorie des wahren Glaubens der ursprünglichen Kirche, das die „großen Fische“, also die größten Sünder, zerrissen haben. In den einzelnen Kapiteln wird polemisch vorgeführt, auf welche Weise die einzelnen Gesellschaftsschichten, sogenannte „Rotten“, vom wahren Glauben abweichen. Die Argumentation stützt sich dabei insbesondere auf das Johannes-Evangelium, die Episteln sowie die Schriften Gregors des Großen und des Augustinus. Der erste Teil der Schrift ist eher sozial-politischer Natur. Er kritisiert Monarchen und die weltliche Obrigkeit, die der Anmaßung und dem Luxus verfallen sind, nach der Weltordnung und nicht nach der Gottesordnung leben. Ein zersetzender Einfluss scheint vor allem von den deutschen Adelshöfen auszugehen. Verurteilt wird auch das feudale Gesellschaftssystem der Wappenprivilegien selbst, das der ursprünglichen adamitischen Gleichheit aller Menschen widerspricht. Die Stadt ist für Chelčický ein Ort der Nachkommen des Kain, voll von Betrug, Lüge, Wucher und Raub. Kritisiert wird auch der Klerus: Die Bettelorden belasten das Volk wirtschaftlich, die anderen Orden bereichern sich, und mehr als auf Gott achten sie auf die äußeren Symbole ihrer Ordenszugehörigkeit. Die weltlichen Priester vernachlässigen den geistlichen Dienst zugunsten von Amts-, Leistungs- und Ablasshandel. Auch die Universitätslehrer verhindern mit ihrer Gelehrsamkeit die Verbreitung der Wahrheit Christi und haben wesentlich zur Hinrichtung des Jan Hus beigetragen.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH

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Bibliographie

Literatur

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Tureček, D. (2020). Chelčický, Petr: Sieť viery. In: Arnold, H.L. (eds) Kindlers Literatur Lexikon (KLL). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05728-0_10581-1

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