Zusammenfassung
Der Entdecker der Auslösung von Muskelbewegungen durch Nervenströme, der Berliner Neurologie Emil Du Bois-Reymond, ist u. a. bekannt worden durch seine »Ignorabismus«-These, die These, dass das phänomenale Bewusstsein (also das an Empfindungen, Stimmungen und Gefühlen beteiligte Bewusstsein) grundsätzlich unerklärlich sei. Selbst unter der Annahme, dass wir eines Tages über eine schlechthin vollständige Kenntnis der physiologischen Bedingungen des phänomenalen Bewusstseins verfügten, würde dennoch das Bewusstsein auf ewig ein Geheimnis bleiben. Zwei Antwortstrategien auf Du Bois-Reymonds »Ignorabismus«-These bieten sich an: die neurophysiologische und die selektionistische. Die erstere verweist auf die empirisch beobachteten Korrelationen zwischen Bewusstseins- und Gehirnereignissen und reklamiert, dass diese als Erklärungsgrundlage vollauf hinreichen. Diese — insbesondere bei Neurowissenschaftlern beliebte — Antwortstrategie verfehlt allerdings die prinzipielle Natur von Du Bois-Reymonds Frage. Diese zielt ja nicht auf die Identifikation der korrelativen oder kausalen Beziehungen zwischen Bewusstseins- und neuronalen Ereignissen, sondern darauf, warum diese Beziehungen bestehen: Wie kommt die Natur, metaphorisch gesprochen, dazu, sich selbst zu transzendieren und mit dem Bewusstsein eine weitere, neue Seinsstufe zu betreten?
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Birnbacher, D. (2015). Mutation Wie entstand das Bewusstsein?. In: Kaube, J., Laakmann, J. (eds) Das Lexikon der offenen Fragen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05468-5_60
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02620-0
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