Zusammenfassung
Eine grundlagentheoretische Bestimmung der Musiksoziologie — so würde ich den kantianischen Titel meines Beitrages übersetzen in die methodologische Reflexion einer Erfahrungswissenschaft — ist heute gleichermaßen dringlich wie schwierig. Letzteres, da sich die Disziplin, soweit sie repräsentiert ist in der Gestalt einer eigenen Bindestrich-Branche, mehr denn je abgespalten zeigt von den Grundlagen der Mutterfächer, Soziologie und Musikwissenschaft. Das wird auf seine Weise auch recht deutlich laut aus der Mitte des kleinen Faches selbst. So schreibt Hans Neu-hoff in seiner 2007 veröffentlichten Ortsbestimmung »Musiksoziologie heute«:
»Dennoch kann von einem Kanon und einer Einheit des Fachgebiets, wie sie die benachbarte Musikpsychologie weitgehend auszeichnet, keine Rede sein. Die Gründe hierfür dürfen nicht einfach in dem beschriebenen raschen Wachstum gesucht werden — das eine Fragmentierung nur dann begünstigt, wenn bei den Fachvertretern kein gemeinsames Vorverständnis (Paradigma) existiert, das dem Prozeß Struktur und Richtung gibt. Genau das ist aber der Fall. Musiksoziologie heute befindet sich noch immer in einem ebenso vorparadigmatischen Zustand, wie die internationale Vernetzung und Kommunikation gering ist.«1
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Theodor W. Adorno, Gesammelte Schriften, hg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, Susan Buck-Morss und Klaus Schultz, Frankfurt a. M. 1997.
Theodor W. Adorno, »Thesen zur Kunstsoziologie«, in: Adorno, Kulturkritik und Gesellschaft I (Gesammelte Schriften 10.1), S. 367–374.
Theodor W. Adorno, Mahler. Eine musikalische Physiognomik, in: Adorno, Die musikalischen Monographien (Gesammelte Schriften 13), S. 149–319.
Theodor W. Adorno, Einleitung in die Musiksoziologie, in: Adorno, Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie (Gesammelte Schriften 14), S. 169–433.
Theodor W. Adorno, »Über den Fetischcharakter in der Musik und die Regression des Hörens«, in: Adorno, Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie (Gesammelte Schriften 14), S. 14–50.
Theodor W. Adorno, »Ideen zur Musiksoziologie«, in: Adorno, Musikalische Schriften I–III (Gesammelte Schriften 16), S. 9–23.
Theodor W. Adorno, »Zu einer imaginären Auswahl von Liedern Gustav Mahlers«, in: Adorno, Musikalische Schriften IV (Gesammelte Schriften 17), S. 189–197.
Theodor W. Adorno, »Musical Analyses of Hit Songs«, in: Adorno, Current of Music. Elements of a Radio Theory, hg. von Robert Hullot-Kentor, Frankfurt a. M. 2006 (Nachgelassene Schriften, Abteilung I: Fragment gebliebene Schriften, Bd. 3), S. 477–496.
Hans Paul Bahrdt, Schlüsselbegriffe der Soziologie, München 1984.
Hans Boettcher, »Musiksoziologie«, in: Tibor Kneif (Hg.), Texte zur Musiksoziologie, Köln 1975, S. 10–13.
Christian Kaden, Art. »Musiksoziologie«, in Die Musik in Geschichte und Gegenwart, zweite, neubearbeitete Ausgabe hg. von Ludwig Finscher, Sachteil 6, Kassel 1997, Sp. 1618–1670.
Hans Neuhoff, »Musiksoziologie heute. Eine Ortsbestimmung«, in: Helga de la Motte-Haber und Hans Neuhoff (Hg.), Musiksoziologie, Laaber 2007 (Handbuch der Systematischen Musikwissenschaft 4), S. 81–107.
Ulrich Oevermann, »Programmatische Überlegungen zu einer Theorie der Bildungsprozesse und zur Strategie der Sozialisationsforschung«, in: Klaus Hurrelmann (Hg.), Sozialisation und Lebenslauf Empirie und Methodik sozialwissenschaftlicher Persönlichkeitsforschung, Reinbek 1976, S. 34–52.
Alphons Silbermann, »Die Ziele der Musiksoziologie«, in: Tibor Kneif (Hg.), Texte zur Musiksoziologie, Köln 1975, S. 240–252.
Philip Tagg, »Analysing Popular Music«, in: Popular Music 2 (1982), S. 37–65.
Max Weber, »Die ›Objektivität‹ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis«, in: Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 71988, S. 146–214.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2013 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Zehentreiter, F. (2013). Zur Kritik der musiksoziologischen Vernunft. In: Calella, M., Urbanek, N. (eds) Historische Musikwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05348-0_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05348-0_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02462-6
Online ISBN: 978-3-476-05348-0
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)