Zusammenfassung
Die Synthetische Chemie hat ein schillerndes Gesicht. Auf der Basis der Synthetischen Chemie wurden die Stoffumsatzprozesse moderner Gesellschaften vollständig umgebaut. Welche Fülle von Stoffen — »Better things for better living through Chemistry«, so der in den 1930er Jahren kreierte Slogan von DuPont — wurde erzeugt und veränderte damit die Lebenswelt moderner Menschen grundlegend. Durch die industrielle Organisation der Forschungsergebnisse chemischer Forschung konnte die Synthetische Chemie unmittelbar ökonomisch und kulturell wirksam werden. Wir können uns heute schlicht keine Welt mehr ohne synthetische Farbstoffe, künstlichen Dünger, Pharmaka, Plastik, Benzin oder chemische Putzmittel vorstellen. Jedoch fand, gleichsam im Hintergrund, zugleich der Aufbau und fortlaufende Umbau einer in seinen Ausmaßen kaum zu ermessenden Infrastruktur industrieller chemischer Stoffumsatzprozesse statt. Wenn man das problematische Wort der Alternativlosigkeit nutzen möchte, dann trifft dies auf die Chemie tatsächlich zu. Die Verflechtung, Komplexität und Besonderheit der Organisation gesellschaftlicher Stoffumsatzprozesse lässt sich ohne die Chemie gar nicht verstehen, geschweige denn bewerkstelligen. Man kann in diesem Feld Probleme nicht einfach durch Werksstilllegung lösen (wie Kernkraftwerke im Bereich der Energie-Erzeugung), sondern muss auf kontinuierliche Lernprozesse setzen (vgl. Perrow 1986).
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Böschen, S. (2013). Synthetische Chemie. In: Grunwald, A., Simonidis-Puschmann, M. (eds) Handbuch Technikethik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05333-6_70
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