Zusammenfassung
Dass die Diskussionen um das ›gute Leben‹ wieder in das Blickfeld der Philosophie geraten sind, hat dem Thema ›Lebenskunst‹ zwar großen Auftrieb gegeben, andererseits aber zu einer ständig auftretenden, aber unnötigen Verwirrung geführt. Denn der immer wieder bemühte Begriff des ›guten Lebens‹ (vgl. Nussbaum 1999; Wolf 1999; Pleger 2018) verwischt die Unterschiede zwischen den Ansprüchen der Moralität und den Zielen der Lebenskunst, ein Unterschied, der in der Tat in der antiken Philosophie noch gar nicht präsent war. Ansätze einer vom Begriff der ›eudaimonia‹ unabhängigen Pflichtethik finden sich allenfalls in der nachklassischen Antike, so in Ciceros De Officiis, einem von dem Stoiker Panaitios beeinflussten Buch. Was wir ansonsten als Ethik der Antike kennen, ist ganz überwiegend eine Lehre von den vernunftgeleiteten Lebensformen, in denen tugendhaftes und glückliches, moralisch gutes und gelungenes Leben miteinander identifiziert wurden.
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Literatur
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Zimmer, R. (2018). Klugheit und kritische Vernunft. In: Gödde, G., Zirfas, J. (eds) Kritische Lebenskunst. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04644-4_3
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