Zusammenfassung
Schriftsteller-Biographien sind Bücher, die Übersicht versprechen, verbinden sie doch potenziell alle relevanten Perspektiven, die im Blick auf Autor und Werk eine Rolle spielen. Mit einigem Recht darf die Biographie als »Königsgattung« gelten, gerade weil sie »das Gegenteil einer Spezialisierung auf monographische Detailfragen fürs Fachpublikum« darstellt. Statt sich auf einen Einzelaspekt oder zumindest auf das Werk im engeren Sinne zu konzentrieren, greift sie aus, um »anschließende Nebendiskurse« zu integrieren, und kann so »eine Zusammenschau von kulturwissenschaftlichen und im engeren Sinne philologischen Methoden bieten, eine Synthesebildung der gesamten Forschung über einen Autor und sein Werk«.1 Der umfassende Gestus der Biographie wird zudem in der Positionierung auf dem Buchmarkt deutlich, wo interessierte Laien und Fachwissenschaftler gleichermaßen angesprochen werden oder zumindest keine der beiden Gruppen grundsätzlich ausgeschlossen werden soll. Entsprechend gehören Biographien zu den wenigen Büchern, die regelmäßig sowohl im Feuilleton als auch in Fachzeitschriften rezensiert werden.
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Anmerkungen
Sven Hanuschek, Literaturwissenschaften [Art.]. In: Christian Klein (Hg), Handbuch Biographie. Methoden, Traditionen, Theorien, Stuttgart und Weimar 2009, S. 339–348, hier S. 348.
Christian Klein, Lebensbeschreibung als Lebenserschreibung? Vom Nutzen biographischer Ansätze aus der Soziologie für die Literaturwissenschaften. In: Ders. (Hg.), Grund lagen der Biographik. Theorie und Praxis biographischen Schreibens, Stuttgart und Weimar 2002, S. 69–85, hier S. 69.
Vgl. Roger Paulin, Adding Stones to the Edifice. Patterns of German Biography. In: Peter France und William St Clair (Hg.), Mapping Lives. The Uses of Biography, Oxford 2002, S. 103–114. Zu Tiecks Kleist-Bild vgl. ebd., S. 113f.
Bernhard Fetz, Der Stoff aus dem das (Nach-)Leben ist. Zum Status biographischer Quellen. In: Bernhard Fetz (Hg.), Die Biographie. Zur Grundlegung ihrer Theorie, Berlin und New York 2009, S. 103–154, hier S. 115.
Gerhard Schulz, Kleist. Eine Biographie, München 2007, S. 58.
Günter Blamberger, Heinrich von Kleist. Biographie, Frankfurt a.M. 2011, S. 34.
Jens Bisky, Kleist. Eine Biographie, Berlin 2007, S. 25f.
Peter Michalzik, Kleist. Dichter, Krieger, Seelensucher. Biographie, Berlin 2011, S. 9.
Zum Brief an Ulrike von 1795 vgl. Joachim Knape, Zur Struktur des Jugendbriefs an die Schwester im 18. Jahrhundert: Goethe, Mozart, Brentano, Kleist. In: KJb 1996, S. 91— 107.
Vgl. auch weiterführend Barbara Gribnitz, »Meine theuerste Ulrike«. Heinrich von Kleist an Ulrike von Kleist. Spuren ihrer Briefbeziehung. In: Ingo Breuer, Katarzyna Jaital und Pawel Zarychta (Hg.), Gesprächsspiele & Ideenmagazine. Heinrich von Kleist und die Briefkultur um 1800, Köln, Weimar und Wien 2013, S. 85–104.
Zum emotionalen Potenzial von Biographien vgl. Detlef Felken, Die Größe der Anderen. Anmerkungen zur Lage der Biographie. In: Non Fiktion 8 (2013), H. 1, S. 13–26, hier S. 25.
Zur Anschaulichkeit als Merkmal von Michalziks Biographie gegenüber der von Blamberger vgl. Mark-Georg Dehrmann, Seelensucher, Spieler auf der Kippe. Die neuen KleistBiographien von Günter Blamberger und Peter Michalzik erzählen, wie der Dichter den Kampf um seine eigene Zukunft verlor. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 51, 3. März 2011, S. 14: »Blamberger zahlt für seine forschungsorientierte Darstellung, die auch die Werke ausführlich interpretiert, den Preis geringerer Anschaulichkeit. Genau hier liegt demgegenüber die große Stärke von Michalzik. Er kennt das Bedürfnis, aus dem heraus man Biographien liest, die Faszination ihres Versprechens, das wirklich Geschehene erzählen zu können. Als Leser wünscht man sich, in eine Welt der sprechenden Dinge und präzise gestalteten Details eintauchen zu können. Das historisch Reale besitzt eine mächtige Aura. Alle postmoderne Abgeklärtheit, alle Einsicht in den narrativen und konstruktiven Charakter von Geschichtsschreibung konnten ihr nichts anhaben. Man will trotzdem doch eigentlich immer wissen, wie es wirklich war — auch wenn man weiß, dass das nicht geht.«
Vgl. dazu auch Peter Pauly, »Als Mainz ein Raub der Flammen wurde«. Wie der Gefreite-Corporal Heinrich von Kleist die Belagerung der Festung Mainz erlebte. In: Heilbronner Kleist-Blätter 23 (2012), S. 44–79.
Jacques Le Goff, Geschichte und Gedächtnis, Frankfurt a.M. und New York 1992, S. 228.
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Lutz, D. (2014). Kleist im Kriegsdienst. In: Blamberger, G., Breuer, I., de Bruyn, W., Müller-Salget, K. (eds) Kleist-Jahrbuch 2014. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01374-3_10
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