Die heutige Medizin steht vor gewaltigen Herausforderungen. Sie wird in atemberaubender Geschwindigkeit mit methodischen, diagnostischen und therapeutischen Innovationen konfrontiert. Ein Beispiel hierfür ist die sog. personalisierte Medizin. Gleichzeitig muss sie Nachwuchsengpässe, begrenzte finanzielle Mittel und aufgrund des demografischen Wandels steigende Patientenzahlen bewältigen. Auch die Hochschulen und damit auch die medizinischen Fakultäten werden durch steigende Studentenzahlen bei teils sinkender Qualifikation, die digitale Revolution und sich beständig ändernde Vorgaben belastet.

Wie mit einem Brennglas treffen diese Veränderungen die universitäre Pathologie in besonderem Maß. Zum einen erscheinen ihre wissenschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt. Exemplarisch sind hier die Molekulardiagnostik, digitale Bildanalytik, Bioinformatik, proteomische und metabolomische Verfahren, aber auch wissenschaftliche Querschnittsbereiche wie das Biobanking und die Analyse innovativer Mausmodelle, die methodische Revolution unserer Grundlagenforschung durch Hochdurchsatztechniken und immer effizientere Modellsysteme zu nennen. Gleichzeitig setzen die Restriktionen im Nachwuchsbereich, in der Finanzierung der Institute und durch immer stärkere Reglementierung diesen Möglichkeiten enge Grenzen. Es ist entscheidend für die weitere Entwicklung der Universitätsinstitute, wie sie dieses Spannungsfeld gestalten können und werden.

Die Veränderungen haben Auswirkungen nicht nur auf die universitäre Pathologie selbst, sondern auf unser Fach als Ganzes. Die Weiterbildung im Fach und damit die Ausbildung des Nachwuchses erfolgt ganz überwiegend an Universitätsinstituten. Längst hat sich auch die Bedeutung der universitären Diagnostik gewandelt. War sie früher geduldetes Mittel zur Sicherstellung von Lehre und Forschung, werden heute alle innovativen diagnostischen Verfahren durch Universitätsinstitute implementiert, validiert und in die breite diagnostische Anwendung „ausgerollt“. Und nicht zuletzt nimmt die interdisziplinäre Integration unseres Faches in den vielen Tumorboards und auch den onkologischen Zentren ihren Ausgang in den Universitätskliniken. Die moderne diagnostische Pathologie ist ohne Wegbereitung durch Universitätspathologien schlicht undenkbar. Der Weg muss dabei für viele Entwicklungen weiter auch zur Verankerung in der nichtuniversitären Pathologie führen. Hierfür brauchen wir eine enge Kooperation zwischen universitären und nichtuniversitären Einrichtungen für Pathologie, wie sie in den letzten Jahren vielfach etabliert wurde und erfolgreich gelebt wird.

Angesichts aller Herausforderungen für unser Fach war es höchste Zeit, die gegenwärtige Situation und Perspektive der universitären Pathologie einer genauen Betrachtung zu unterziehen und Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Diese anspruchsvolle und verdienstvolle Aufgabe hat eine Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP) unternommen und präsentiert das komprimierte Ergebnis ihrer Arbeit in diesem Heft. Dafür möchte ich allen Beteiligten einen großen Dank aussprechen. Ich empfehle es allen Pathologen zur Lektüre und hoffe, dass die Arbeit die erhoffte Resonanz im Fach und bei unseren Partnern findet.

Mit den besten Grüßen

Ihr

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Prof. Dr. P. Schirmacher