From Psychoanalytic Naturalism to Phenomenological Anthropology (Daseinsanalyse)

Zusammenfassung

Ludwig Binswanger wurde 1881 in Kreuzlingen geboren. Er war Schüler von Eugen Bleuler und Sigmund Freud; seine Doktorarbeit (Dissertation) absolvierte er unter der Leitung des damaligen Oberarztes des Burghölzlis, C. G. Jung. Bereits zu seiner Burghölzlizeit beschäftigte ihn die Frage, die sein ganzes wissenschaftliches Werk bestimmen sollte: Was ist der Mensch ? Später lautete seine Frage: was der Psychiater in der Begegnung mit dem seelisch kranken Menschen „eigentlich wahrnimmt, überlegt und tut“. Damit strebte er zu den Voraussetzungen, um die Psychiatrie (und Psychotherapie) zu einer Wissenschaft im strengeren Sinne des Wortes zu machen. Sein erstes Buch Einführung in die Probleme der allgemeinen Psychologie war seinen Lehrern Bleuler und Freud gewidmet. Mit Freud verband ihn eine lebenslängliche Freundschaft, die durch nichts getrübt worden war. Dies ist um so bemerkenswerter, als Binswanger in vielfacher Hinsicht von den Positionen Freud’s abgewichen ist. Binswanger schilderte den Werdegang und den besonderen tenor dieser Freundschaft in seinem 1956 bei Francke in Bern erschienenem Buch: Erinnerungen an Sigmund Freud Wir finden hier beispielsweise einen passus über Binswangers Festvortrag zu Freud‘s 80jährigem Geburtstag. Der Titel lautete: Freuds Auffassung des Menschen im Lichte der Anthropologie Die Überschrift des 3. Teils des Vortrags lautete: „Die Idee des homo natura im Lichte der Anthropologie“. Nachdem Freud diesen Abschnitt später im Druck gelesen hatte, schrieb er an den Autor: „Ich habe mich immer nur im Parterre und Souterrain des Gebäudes aufgehalten. Sie behaupten, wenn man den Gesichtspunkt wechselt, sieht man auch ein oberes Stockwerk, in dem so distinguierte Gäste wie Religion, Kunst u.a. hausen. Sie sind nicht der Einzige darin, die meisten Kulturexemplare des homo natura denken so. Sie sind darin konservativ, ich revolutionär. Hätte ich noch ein Arbeitsleben vor mir, so getraute ich mich auch jenen Hochgeborenen eine Wohnstatt in meinem niedrigen Häuschen anzuweisen ...“

Published by kind permission of Feltrinelli Editor, Milano. Translated from Filosofia della Alienazione e Analisi Esistenziale (Archivio di Filosofia, Organo dell‘Istituto di Studi Filosofici) by Arnold Pomerans.