Der „Kampf ums Dasein“ und die Reform der technischen Erziehung im Denken Alois Riedlers

Zusammenfassung

Als vor nunmehr achtzig Jahren die Technische Hochschule Charlottenburg ihre erste Hundertjahrfeier beging, hieß ihr Rektor Alois Riedler, der der Hochschule seit 1888 als ordentlicher Professor der Abteilung für Maschineningenieurwesen angehörte. In einer der feierlichen, vielbeachteten Reden, die er während seines Rektorats hielt¹, führte Riedler aus: „Die richtige Würdigung der Umwälzungen, die unaufhaltsam die ganze soziale Struktur wie die Gemeinschaft der Völker verändern, erfordert den innigsten Zusammenhang von Wissenschaft und Leben, erfordert wahrhaft technische Bildung, Einsicht in die verantwortlich richtige Anwendung der Erkenntnis, unter Würdigung aller gegebenen Verhältnisse und des Zusammenhanges mit der organisirten Arbeit zu richtigem wirthschaftlichen und sozialen Zweck“². Schon in diesem einen Satz klingen die meisten der Themen an, die nach Ansicht Riedlers zentral waren für eine den Zeitverhältnissen angemessene Wissenschafts- und insbesondere Hochschulpolitik und für deren Anerkennung und Verwirklichung er ein Leben lang gestritten hat: Ausbildung und Wissenschaft mit den veränderten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anforderungen der Zeit in Einklang zu bringen; hierbei der technischen Bildung den ihr gebührenden Platz einzuräumen; alle Ausbildung, vor allem aber die technische, und die technischen Wissenschaften den, wie er meinte, höheren Gesichtspunkten der „Anwendung“und „Wirtschaftlichkeit“unterzuordnen; und schließlich die „produktive Arbeit“als höchsten gesellschaftlichen Wert zu würdigen und dementsprechend die gesamte Ausbildung so zu gestalten, daß die „organisierte Arbeit“zu optimalen Leistungen befähigt wird.