Diagnostik

Zusammenfassung

Die Diagnostik zerebraler Störungen bei Kindern ist eine interdisziplinäre Aufgabe; sie erfordert die enge Zusammenarbeit zwischen (Neuro-) Ophthalmologie, Neuropadiätrie, Entwicklungsneuropsychologie, Orthoptik, Frühförderung und Pädagogik. Beobachtungen von Eltern, Geschwistern und anderen Bezugspersonen über „visuell“ gesteuertes Verhalten (visuelle Exploration, Greifen nach Gegenständen, Fixationsaufnahme, Reaktionen auf das Zeigen von Spielzeug, Spielverhalten usw.) in der vertrauten Umgebung können wertvolle Hinweise auf erhaltene und betroffene Sehfunktionen geben. Grundsätzlich gilt, dass bei Kindern, die noch über keine ausreichende Sprachkompetenz verfügen und damit keine Auskunft über das geben können, was sie sehen und visuell erkennen können, verhaltensbasierte Verfahren eingesetzt werden. Auch bei älteren Kindern ist nicht immer sichergestellt, dass sie das Gesehene zutreffend beschreiben und berichten können, z. B. kann im Falle einer Verzögerung der visuellen Wahrnehmungsentwicklung auch die Benennung von Farben, Objekten usw. noch nicht (sicher) gegeben sein. Wenn zusätzlich zur Sehbehinderung auch eine Sprachentwicklungsverzögerung oder -störung vorliegt, besitzt ein Kind unter Umständen noch keine ausreichende Sprachkompetenz (Sprachverständnis und Sprachproduktion), um die Aufgabeninstruktion zu verstehen bzw. eine zuverlässige verbale Reaktion abzugeben. Bei solchen Kindern sind verhaltensbasierte Verfahren sprachbasierten Verfahren grundsätzlich vorzuziehen.