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Die „Falle“ gegenwartsdiagnostischer Diskurse

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Zusammenfassung

Die „Falle“ ist eine zentrale Metapher gegenwartsdiagnostischer Diskurse. Hans Blumenberg bezeichnet sie als den ersten „Triumph des Begriffs“. Welche Rolle spielen die Metapher und der Begriff der „Falle“ in der (Selbst-)Beobachtung moderner Gesellschaften? Der erste Abschnitt dieses Artikels erörtert Metaphern und Begriffe als zwei Formen der (Selbst-)Beobachtung der modernen Gesellschaft, die sich wechselseitig bedingen. Der zweite Abschnitt analysiert die Metapher der „Frauenfalle“ im gegenwartsdiagnostischen Diskurs der Printmedien; d.h. in einem Kampf um Argumente und Images, um soziale Leitwerte und deren emotionale Bewertung. Der dritte Abschnitt reflektiert die „Falle“ als eine allgegenwärtige Metapher des modernisierungstheoretischen Diskurses, welche ihr Anderes unsichtbar macht; dieses Andere sind die Höhlen, in denen wir leben, aber auch die Orte, in denen Theorien entstehen, und solche, die Bedingung der Möglichkeit des Neuen sind.

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Notes

  1. 1.

    Aus der Perspektive einer logozentrischen Rhetorik, die von einer Nullstufe der lexikalisch normierten Sprache und der metaphorischen Grundoperation der „Übertragung“ ausgeht, kann dagegen die Synekdoche als die Grundfigur der Rhetorik verstanden und die Metapher als eine doppelte Synekdoche interpretiert werden (vgl. Dubois et al. 1970/1974, S. 152–203).

  2. 2.

    Im Gegensatz zum Begriff der soziologischen Zeitdiagnose (Osrecki 2011; Volkmann 2015), der die zeitliche Dimension herausstellt, verwende ich den weiter gefassten Begriff der Gegenwartsdiagnose, da in ihm m. E. neben dem zeitlichen Focus auf die Gegenwart die sachliche und soziale Dimensionen der Diagnose stärker präsent sind (Schimank und Volkmann 2000).

  3. 3.

    Eine ausführliche Darstellung findet sich in Kreutzer 2013, S. 51–108.

  4. 4.

    Die kursiv gesetzten Zitate stammen aus dem jeweils besprochenen Artikel; hier: FAZ 12.09.2010, S. 49–50.

  5. 5.

    Vgl. Blumenberg 1989. Dementsprechend hat Jens Soentgen den labyrinthischen (Maulwurfs-)Bau als die zentrale Hintergrundmetapher der Luhmann´schen Systemtheorie kenntlich gemacht (Soentgen 1992). Und Niklas Luhmann machte in seiner Replik, die er als Hommage an Soentgens Höhlenmetaphorik formulierte, mit einem Verweis auf die Arbitrarität von Begriffen den Letztbegriff der „Komplexität des Baus“ als die absolute Metapher des Ganzen seiner Theorie kenntlich: „Die Notwendigkeit, Theorien einen Namen zu geben, kann dazu führen, den Erklärungsanspruch von Einzelbegriffen zu überschätzen und die Komplexität des Baus zu unterschätzen“ (Luhmann 1993, S. 141). Ergo: Auf die Komplexität der Höhle (den Baus der Systemtheorie und jeder anderen Theorie) kommt es an, nicht auf den Begriff (des Systems). Die klassische Falle ist das (natürliche Spinnen- oder künstliche Fischer-)Netz und das Netz ist wie wohl kaum eine andere Bezeichnung eine absolute Metapher der Moderne, d. h. Falle und Höhle zugleich. So heißt es bei Ludwig Wittgenstein: „Die Sprache hat für alle die gleichen Fallen bereit; das ungeheure Netz gut gangbarer Irrwege“ (zitiert nach Emden 2011, S. 254).

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Kreutzer, F. (2016). Die „Falle“ gegenwartsdiagnostischer Diskurse. In: Junge, M. (eds) Metaphern soziologischer Zeitdiagnosen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07080-9_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-07080-9_6

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-07079-3

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