Über den Grund der Anwendbarkeit der Mathematik auf die Natur

Zusammenfassung

• a) Nichts kennzeichnet den Fortschritt der Wissenschaft so sehr wie ihre wachsende Mathematisierung. Es sind nicht nur die augenfälligsten Beispiele wie die Anwendung der Hilberträume in der Quantenmechanik, Vektorräumen mit unendlich vielen Dimensionen, oder der Riemannschen gekrümmten Räume in der Allgemeinen Relativitätstheorie, sondern ebenso auch der Einsatz statistischer Methoden in der Populationsgenetik und die Verwendung algorithmischer Methoden in der Evolutionsbiologie, die es auf eklatante Weise sichtbar werden lassen, dass Immanuel Kant mit seiner prophetischen Aussage Recht hatte, wonach in einer Naturlehre nur so viel Wissenschaft enthalten ist, als in ihr Mathematik zu finden ist. Verstärkt wurde dieser Eindruck auch durch die jüngsten Ansätze der Digitalphilosophie von Edward Fredkin und Stephen Wolfram, die von der Konzeption der zellulären Automaten her den mathematischen Charakter alles Existierenden glaubwürdig verteidigen konnten. Wenn alle Realität, eingeschlossen auch die komplexen organischen Systeme, eine binäre formale Basis hat, mutet es nicht mehr abwegig an, der Mathematik eine universelle, ontologisch konstitutive Rolle zuzubilligen. So hat die Digitalisierung der Welt sicher die Auffassung des mathematischen Charakters der Natur gestärkt.