Zusammenfassung
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1.
Die Krankenunterlagen sind eine wichtige medizinisch-rechtliche Tatsachenbasis für die Entscheidung eines Arzthaftpflichtprozesses. Sie bedürfen daher des besonderen Augenmerks aller Verfahrensbeteiligter.
Das gilt regelhaft nicht nur für die streitbefangene Behandlungsdokumentation, sondern zusätzlich für die Dokumentation der Vor- und Nachbehandler. Gegenstand sind alle gesicherten Befunde, also auch die Bildgebung.
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2.
Die dem Arzthaftungsprozess innewohnende (maßvolle) Pflicht zur Amtsermittlung verlangt regelmäßig von dem Gericht die Vorlage der Krankenunterlangen anzuordnen. Aus dem zivilprozessualen Beibringungsgrundsatz folgt die Pflicht der Parteien zur Umsetzung dieser Anordnung.
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3.
Der Sachverständige hat bei der Erstattung seines Gutachtens die Dokumentation einschließlich der gesicherten Befunde in besonderem Maße – fallspezifisch – zu berücksichtigen.
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4.
Ein Patientenrechtegesetz kann auf die von der obergerichtlichen Rechtsprechung entwickelten Grundsätze zur Dokumentation und Befundsicherungspflicht zurückgrelfen. Eine Kodifizierung des Richterrechts kann Transparenz schaffen. Einem Patientenrechtegesetz kommt eine wichtige Informationsfunktion gegenüber allen Verfahrensbeteiligten zu.
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Notes
- 1.
BGH, NJW 1978, 1681; BGH VersR 1972, 887.
- 2.
Vgl. Übersicht bei Katzenmeier, in Laufs/Katzenmeier/Lipp, ArztR, 6. Aufl. (2009), S. 301 Rn 44.
- 3.
Steffen/Pauge, ArzthaftungsR, 11. Aufl. (2010) Rn 539; Katzenmeier, in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 302 Rn 45 f.: Hier kumulieren Gesichtspunkte u. a. die Auskunfts- und Rechenschaftspflicht gem. § 666 BGB mit therapeutischen Pflichten.
- 4.
Martis/Winkhart-Martis, ArzthaftungsR, 2. Aufl. (2007), S. 426.
- 5.
Steffen/Pauge, Rn 541.
- 6.
Martis/Winkhart-Martis, S. 427.
- 7.
Katzenmeier, in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 303, Rn 49.
- 8.
Zu Recht weist Wagner darauf hin, dass aus Sicht des Arzthaftungsprozesses ein enger Zusammenhang zwischen den Befunderhebungs- und den Dokumentationspflichten des Arztes besteht: MünchKomm BGB/Wagner, 5. Aufl. (2009), § 823 Rn 819.
- 9.
Katzenmeier in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 405, Rn 99.
- 10.
Steffen/Pauge, Rn 682.
- 11.
Martis/Winkhart-Martis, S. 305.
- 12.
Zu den Aufbewahrungszeiten: Katzenmeier in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 305 Rn 53.
- 13.
Steffen/Pauge, Rn 682.
- 14.
Katzenmeier in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 408, Rn 105.
- 15.
Zum Einsichtsrecht des Patienten: Martis/Winkhart-Martis, S. 446 ff.
- 16.
MünchKomm BGB/Wagner, § 823 Rn 818.
- 17.
Steffen/Pauge, Rn 598; Katzenmeier in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 405, Rn 97.
- 18.
Martis/Winkhart-Martis, S. 436 f.
- 19.
Katzenmeier in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 405, Rn 97.
- 20.
Martis/Winkhart-Martis, S. 437 f.
- 21.
Zu den Folgen einer Verletzung der Befunderhebungspflicht eingehend: Katzenmeier in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 405 ff., Rn 99–104.
- 22.
Münchkomm BGB/Wagner, § 823 Rn 819.
- 23.
Steffen/Pauge, Rn 682.
- 24.
Katzenmeier in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 404, Rn 95.
- 25.
Zu den Einzelheiten: Katzenmeier in: Laufs/Katzenmeier/Lipp, S. 409, Rn 106 f.
- 26.
Steffen/Pauge, Rn 712; Martis/Winkhart-Martis, S. 761.
- 27.
Steffen/Pauge, Rn 713 ff.
- 28.
Martis/Winkhart-Martis, S. 761 f. Dieser Umstand begründet die im Arzthaftungsprozess abgesenkte Substantiierungslast der Patientenpartei, vgl. hierzu: Frahm/Nixdorf, Arzthaftungsrecht, 3. Auflage (2004), Rn 240.
- 29.
Katzenmeier, Arzthaftung, 2002, S. 392; Frahm/Nixdorf, Rn 245.
- 30.
Eine Klärung der rechtlich nicht unzweifelhaften Begrifflichkeit „Amtsermittlung“ ist hier nicht erforderlich, vergleiche insoweit Martis/Winkhart-Martis, S. 763 f.
- 31.
Martis/Winkhart-Martis, S. 764. Die Sachdienlichkeit einer solchen Anhörung wird erheblich gesteigert, wenn sie in Gegenwart eines Sachverständigen erfolgt, der die genauen medizinischen Vorgänge im Auge hat, vgl. insoweit: Steffen/Pauge, Rn 718.
- 32.
Frahm/Nixdorf, Rn 245.
- 33.
Martis/Winkhart-Martis, S. 764.
- 34.
Martis/Winkhart-Martis, S. 764.
- 35.
Es gilt das Beweismaß aus § 286 ZPO.
- 36.
Schneider/Schmaltz, NJW 2011, 3270 (3271).
- 37.
Die Patientenpartei hat einen materiell-rechtlichen Anspruch auf Herausgabe der Arztdokumentation in Kopie gegenüber den Vor- und Nachbehandlern, vgl. zur Beibringung der Krankenunterlagen durch die Parteien: Schneider/Schmaltz, NJW 2011, 3270 (3271).
- 38.
Steffen/Pauge, Rn 742.
- 39.
Steffen/Pauge, Rn 742.
- 40.
Martis/Winkhart-Martis, S. 686.
- 41.
Vgl. insgesamt zur Strukturierung des Arzthaftungsprozesses und zur Einbeziehung des Sachverständigen durch das Gericht: Schneider/Schmaltz, NJW 2011, 3270 ff.
- 42.
Vgl. zur Verfahrensbeschleunigung durch mündliche Gutachtererstattung: Schneider/Schmaltz, NJW 2011, 3270 (3272).
- 43.
Klein in Isensee/Kirchhof, Handbuch des Staatsrecht, Bd. III (2005), Gesetzgebungsfunktion, § 50 Rn. 17, auch unter Bezug auf den „Wesentlichkeitsgrundsatz“, Rn 23.
- 44.
Zur „Garantiefunktion des Gesetzes“; Badura, Staatsrecht, 2010, F 3; vgl. auch: Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts, 20. Auflage, Rn 505 f.
- 45.
Zu den verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten einer Kodifikation der Arzthaftung: Wessel, Deutscher Bundestag, Ausschuss für Gesundheit, Drs. 17 (14) 0097 (16), Anhörung am 26.1.2011.
- 46.
Für ein Recht des Patienten, Fehler in den Behandlungsunterlagen korrigieren zu lassen, spricht sich beispielsweise der Spitzenverband der Bund der Krankenkassen (GKV Spitzenverband) aus: Positionen für ein Patientenrechtegesetz, Beschluss des Verwaltungsrats am 7.9.2011.
- 47.
Zum Dokumentationszweck s. oben A 1.
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Schneider, H. (2012). Beiziehung der Krankenunterlagen. In: Qualitätsmängel im Arzthaftungsprozess - Brauchen wir ein Patientenrechtegesetz?. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-32276-1_1
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