Lebensrückblicksinterventionen bei Depression

Zusammenfassung

Affektive Erkrankungen, und hierbei insbesondere die Major Depression, stellen mit einem Lebenszeitrisiko von 15 bis 20% (Kessler et al. 2005) eine sowohl im sozioökonomischen als auch im psychotherapeutischen Kontext hoch relevante Störungsgruppe dar. Das heute weithin akzeptierte bio-psycho-soziale Modell depressiver Erkrankungen postuliert, neben einer neurobiologischen Disposition und kritischen Lebensereignissen, eine aufgrund individueller lebensgeschichtlicher Erfahrungen entstandene negative Grundeinstellung als einen wichtigen Faktor für die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Depression. Die gezielte Betrachtung der Lebensgeschichte bietet daher ein großes therapeutisches Potenzial zur Ableitung eines individuellen Modells der Störungsentstehung und auch einen Ansatzpunkt für Veränderungen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Depressionen häufig mit anderen psychischen Störungen einhergehen, vor allem mit Angst-, Persönlichkeits- und Zwangsstörungen. Komorbide Störungen sind häufig an der Aufrechterhaltung, respektive Chronifizierung von Depressionen beteiligt. Lebensrückblicksinterventionen können hier zu einer lebensgeschichtlichen Einordnung funktionaler Zusammenhänge beitragen.