Skip to main content

Begriffsanalyse

  • Chapter
  • First Online:
  • 2301 Accesses

Part of the book series: Ethics of Science and Technology Assessment ((ETHICSSCI,volume 39))

Zusammenfassung

Gleiche Ausdrücke können unterschiedliche Bedeutungen haben – diese Aussage wird im Hinblick auf äquivoke Ausdrücke wie z. B. ‚Bank‘, mit der Bedeutung der Sitzgelegenheit und der eines Kreditinstituts, als selbstverständlich hingenommen. Anders ist dies bei Ausdrücken, die zwar referentiell gleichartig sind, sich aber in der Ausbuchstabierung dessen, was intensional unter diesen Ausdrücken zu verstehen ist, unterscheiden. Diese Unterscheidung wird vielfach in Argumentationen vernachlässigt, was allerdings zu Fehlschlüssen führt.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD   69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Vgl. Kap. 4.

  2. 2.

    Vgl. Kap. 3.2.2.1.

  3. 3.

    Vor dem Hintergrund dieser Praxis sind die Grundkonzepte der Evolutionstheorie – die der Selektion und Anpassung – von Darwin abgeleitet worden. Vgl. Peter Janich und Michael Weingarten. Wissenschaftstheorie der Biologie. S. 227. Die Züchtungspraxis der Menschen kann demzufolge als das Fundament angesehen werden, auf dem die Evolutionstheorie denkbar wird. So widmet Darwin selbst dem Aspekt der ‚Variation under Domestication‘ in seinem Werk ‚Origin of Species‘ das erste Kapitel und wendet dann die dort gewonnenen Prinzipien auf die ‚Variation in Nature‘ an. Anpassung und Selektion sind nicht als Mechanismen der Natur anzusehen, die voraussetzungslos durch Schau der Natur erkannt worden sind, sondern wurden von Darwin durch eine Übertragung der lebensweltlichen Züchtungserfahrungen auf die Natur eingeführt. Dadurch, dass Lebewesen gezielt gekreuzt wurden, um eine Veredelung und damit einen erhöhten Nutzeneffekt zu erreichen, sind Erkenntnisse zugänglich geworden, die dann zur Erklärung der Entstehung der Arten Verwendung finden konnten. Das Darwinsche Modell des Züchtungshandelns kann folgendermaßen rekonstruiert werden: Als natürliche Vorbedingung der menschlichen Züchtungspraxis kann das Vorliegen von Varianten und die Möglichkeit der Vererbung bestimmter Abänderungen angesehen werden. Unter Eingriff in die Reproduktionsbedingungen werden Organismen einer Zuchtgruppe ausgewählt und zur Fortpflanzung zugelassen, die ein interessierendes Merkmal aufweisen. Dabei besteht die Möglichkeit aus einer Zuchtgruppe mehrere differente Gruppen herauszuzüchten. Die jeweilige Merkmalsausprägung stellt dann einen kontinuierlichen Vorgang des Merkmalswandels dar, der durch das akkumulierende Wahlvermögen des Menschen bedingt wird. Als Resultat der Züchtungstätigkeit kann eine gegenüber der Ausgangsgruppe gewandelte Gruppe von Organismen angesehen werden. Dieses Verständnis von Züchtung ermöglicht es das Kerntheorem der Darwinschen Evolutionstheorie, die Selektionstheorie, zu entwickeln. Es lässt sich zeigen, „daß die künstliche Züchtungspraxis von Darwin als Modell verwendet wird, an dem die Vorgänge des dann ‚natürliche Züchtung‘ genannten Verlaufes expliziert werden können; und zugleich ist ihm die künstliche Züchtung das Experimentierfeld, in dem die Aussagen zur Wirkungsweise der natürlichen Züchtung experimentell überprüft und begründet werden können. […] Darwin weiß, daß sich nicht induktiv aus empirisch gewonnenen Daten auf den Mechanismus der Evolution schlussfolgern lässt; mit solchen Daten liegen immer nur die Produkte bzw. Resultate eines evolutionären Prozesses vor. Der Prozeß selbst, die Art und Weise der Umwandlung aber ist grundsätzlich nicht beobachtbar.“ (Janich und Weingarten 1999:241)

  4. 4.

    Die Hybriden aus Weizen und Roggen sind normalerweise steril und werden erst durch Behandlung mit Colchizin – durch Verdopplung des Chromosomensatzes – fertil.

  5. 5.

    So bestimmt z. B. H. Mohr den Begriffs Biotechnologie folgendermaßen: „Der Begriff Biotechnologie umfaßt die vom Menschen veranlaßte und gesteuerte Produktion organischer Substanz.“ (Mohr 1997:47)

  6. 6.

    Die ‚grüne Revolution‘ ist als diejenige Umstellung der züchterischen Praxis zu verstehen, die auf dem neuen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden beruht.

  7. 7.

    Hier wird nur allgemein auf die Kreuzungszüchtung eingegangen. Zu weiteren Informationen (z. B. Heterosis-Effekt etc.) siehe Becker (1993).

  8. 8.

    Die Methode kann durchaus auch mit anderen Methoden wie z. B. der Mutationszüchtung (s. u.) kombiniert werden, indem aus dem mutageniserenden Prozess hervorgegangene Pflanzen mit anderen vielversprechenden Exemplaren gekreuzt werden.

  9. 9.

    Die Artgrenze kann hier als eine solche verstanden werden, die durch den Mayrschen Biologischen Speziesbegriff festgelegt wird. Also eine solche die auf der reproduktiven Isolierung der Pflanzen beruht.

  10. 10.

    Diese neueren Techniken der Biotechnologie sind durch Erkenntnisse in der Zell- und Entwicklungsbiologie sowie durch die Entwicklung von geeigneten Nährmedien möglich geworden. Sie werden ungefähr seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der Pflanzenzüchtung eingesetzt. (Vgl. Vasil 2008)

  11. 11.

    Durch die Entdeckung der Wirkung des Colchicins auf pflanzliche Zellen ist auch die Polyploidiezüchtung möglich geworden. Hierbei macht man sich zunutze, dass Pflanzen mit einem mehrfachen Chromosomensatz vergrößerte Zellen und Organe besitzen. Durch die Behandlung mit Colchicin kann der ursprünglich diploide Chromosomensatz vervielfacht werden. Beispiel für diese Züchtung ist der Tetraroggen.

  12. 12.

    Die Genetik als Wissenschaft liefert dabei die Erklärungen für den Erfolg und Misserfolg von gentechnischen Manipulationen. (vgl. Gutmann und Janich 1997)

  13. 13.

    Das Bt-Toxin wird im ökologischen Landbau als Insektizid äußerlich angewendet, um den Schädlingsbefall zu verringern.

  14. 14.

    In diesem Kapitel wird der Ausdruck ‚Gen‘ in molekularbiologischer Prägung verwendet. Auf eine etwaige andersartige Verwendung wird entsprechend hingewiesen.

  15. 15.

    Die Verfahren der Mutagenese, der Polyploidie-Induktion und der Zellfusion sind damit ausdrücklich nicht als Veränderungen im Sinne des Gentechnikgesetzes anzusehen, es sei denn es werden gentechnisch veränderte Organismen (nach § 3) als Spender oder Empfänger eingesetzt. (Vgl. Kauch 2009:78)

  16. 16.

    Das Ziel der Genübertragung muss aber nicht unbedingt darin bestehen, dass durch das übertragene Gen ein bestimmtes Protein exprimiert wird. Es kann auch bezweckt werden, dass das Gen für sogenannte Antisense-Moleküle codiert, wodurch verhindert wird, dass ein bestimmtes Protein überhaupt erst gebildet wird. Bekanntes Beispiel dieses Verfahrens ist die ‚Anti-Matsch‘-Tomate (‚Flavr-Savr‘-Tomate).

  17. 17.

    Vgl. zur Methodik der Gentechnik: Bresinsky et al. (2008); Raven et al. (2006); Brown (2007).

  18. 18.

    Ein Vektor ist ein biologischer Träger, der Nukleinsäure-Segmente in eine neue Zelle einführt. (Vgl. Kauch 2009:82) Weitere mögliche Genvektoren sind z. B. Pflanzenviren, wie das CaMV (Cauliflower-Mosaikvirus).

  19. 19.

    Aber auch hier konnten Verfahren entwickelt werden, die das Agrobakterium als Vektor nutzen. (Vgl. Vasil 2008:391)

  20. 20.

    Weitere Methoden des direkten Gentransfers sind jene die mit osmotischen oder elektrischen Schocks arbeiten.

  21. 21.

    Dies kann z. B. durch nachträgliches Herausschneiden des Markergens über aktivierbare Promotoren geschehen, so dass das Antibiotikum in der herangezogenenen Pflanze nicht mehr exprimiert wird. (Vgl. Tieman und Palladino 2007:199). Es wird aber auch argumentiert, dass bei bestimmten bereits weit verbreitet gebrauchten Antibiotika keine zusätzliche Gefahr durch die so markierten transgenen Pflanzen bestehen (Brandt 1997:161–163).

  22. 22.

    Es wurden z. B. Tomaten und Bananen mit Hilfe der grünen Gentechnik gezüchtet, die den Impfstoff gegen die Virusinfektion Hepatitis B produzieren. Damit können Pflanzen als Produzenten und vielleicht auch als essbare Quelle von Pharmazeutika eingesetzt werden. (Vgl. Thieman und Palladino 2007)

  23. 23.

    Die generelle Möglichkeit der Auskreuzung ist z. B. bei der Mutationszüchtung, bei der gar nicht gewusst wird, wie und wo die Mutationen liegen, ebenso gegeben wie im Fall der grünen Gentechnik.

  24. 24.

    Mit dieser Auflistung wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.

  25. 25.

    Die Kybernetik als ‚Steuerungskunst‘ ist ein wissenschaftlicher Ansatz, der Systeme unter den Aspekten der Regelungstechnik, der Informationstheorie, der Algorithmentheorie, der Automatentheorie und der Spieltheorie untersucht. (Vgl. Mainzer 2004b)

  26. 26.

    Der Begriff des Holismus wurde von Smuts (1926) durch sein Werk ‚Holism and Evolution‘ in einer ontologisch-naturalistischen Art und Weise eingeführt:

    „Holism (from ὅλος = whole) is the term here coined for this fundamental factor operative towards the creation of wholes in the universe. […] Wholes are not mere artificial constructions of thought; they actually exist; they point to something real in the universe, […].“ (Smuts 1926:88)

    Von Smuts werden Holoi als natürliche Ganzheiten angenommen, die unabhängig von der menschlichen Kognition bestehen und die dadurch charakterisiert sind, dass das Ganze die Struktur und Funktion seiner Teile bestimmt. Das Ganze und seine Teile werden als sich gegenseitig reziprok beeinflussend und determinierend aufgefasst. Charakterisierend für ein Holon sind damit die Dependenzbeziehungen seiner konstitutiven Teile untereinander, die von den Eigenschaften des Holons als solchem determiniert sind. Dies ermöglicht z. B. eine Erklärungsmöglichkeit in Bereich von emergenten Eigenschaften, die über reduktionistische Positionen nicht ohne weiteres erklärbar sind.

  27. 27.

    Aristoteles schreibt z. B.: „Akzidens heißt das, das an etwas vorhanden ist und der Wahrheit gemäß von ihm ausgesagt werden kann, jedoch nicht mit Notwendigkeit und nicht in der Regel […].“ Aristoteles. Met. 1025a. 14–15 und „In einer anderen Bedeutung aber nennt man Akzidens das, was sich an jedem Einzelnen an sich findet, ohne aber in seinem Wesen enthalten zu sein, so etwa am Dreieck die Winkelsumme von zwei Rechten.“ Aristoteles. Met. 1025a.30–33.

  28. 28.

    Vgl. zur Heterogenität des Begriffs der Essentialität: Matthews (1990).

  29. 29.

    „Es besitzt alle diejenigen Eigenschaften notwendigerweise, die im Definiens des Wesens […] dieser Art von Individuum aufgeführt sind, durch das die Frage beantwortet wird, was es heißt, ein Individuum der Art K zu sein.“ (Ebd.:79)

  30. 30.

    Eine ähnliche Position bzgl. der substantiellen Sortalität in Hinblick auf Lebewesen wird z. B. von Jack Wilson in seinem Werk ‚Biological Individuality‘ mit dem Ziel expliziert, eine neue Theorie der Individuation und der Persistenz von biologischen Entitäten zu liefern. Wilson geht von folgender Annahme aus: Eine lebendige Entität ist ein potentiell finites drei-dimensional persistierendes Objekt und kann daher bestimmte Veränderungen über die Zeit hinweg überleben, manche Veränderungen kann es aber nicht überleben: „A living thing comes into existence and persists through time. For any living thing, there is some possible change that it can undergo but not survive.“ (Wilson 1999:16) Ein Lebewesen kann damit nicht als solches existieren, wenn es nicht essentielle Eigenschaften besitzt, die zwar eine Veränderung des Lebewesens über die Zeit erlauben, aber nur so lange, wie es als Lebewesen existiert.

    Lebewesen fallen nach Wilson unter die ontologische Kategorie der Sortale und können daher individuiert werden. Wilson definiert als substantielles Sortal: „A sortal is a substantial sortal just in case a thing correctly identified under the sortal cannot cease to fulfill the criterion of identity associated with that sortal without ceasing to exist.“ Ebd. S. 17. Aufgrund eines Identitätskriteriums können also Dinge unter ein Sortal subsumiert werden. Sobald aber das Identitätsmerkmal verloren geht, hört der Gegenstand als solcher auf zu existieren.

  31. 31.

    Nach Aristoteles, De An. II, 4, 415b 13.

  32. 32.

    Dies weicht von dem Fregeschen Existenzverständnis ab, da hier das ‚Sein‘ wieder absolut gebraucht wird. Nach Frege ist das ‚Sein‘ als ein Prädikat zweiter Stufe aufzufassen, hier aber wird es mit einem Prädikat erster Stufe gleichgesetzt und ist demnach auch als Prädikat erster Stufe aufzufassen.

  33. 33.

    Diese Argumentation wird unter Rekurs auf Plessners ‚Positionalität‘ geführt. (Vgl. Plessner 1975)

  34. 34.

    Diese Konzeption kann im direkten Zusammenhang mit der der natürlichen Arten gesehen werden. (Siehe hierzu Kap. 3.5)

  35. 35.

    Hier wird auf die unterschiedlichen Bedeutungsmöglichkeiten von ‚sein‘ rekurriert, die einmal im absoluten Sinne in Form der Existenz (z. B. ‚Gott ist‘) aufzufassen ist, hingegen eine relationale Bedeutung in Form der Prädikation (z. B. Tibbles ist eine Katze), der Inklusion (z. B. eine Katze ist ein Säugetier) oder der Identität (z. B. Tibbles ist die Katze von David Wiggins) erhalten kann.

  36. 36.

    „Wenn ich also ein Ding, durch welche und wie viele Prädikate ich will, (selbst in der durchgängigen Bestimmung) denke, so kommt dadurch, daß ich noch hinzusetze, dieses Ding ist, nicht das mindeste zu dem Dinge hinzu. Denn sonst würde nicht eben dasselbe, sondern mehr existieren, als ich im Begriffe gedacht hatte, und ich könnte nicht sagen, daß gerade der Gegenstand meines Begriffs existiere.“ (Kant.KrV 628)

  37. 37.

    Rapp rekonstruiert die Existenzaussage ‚es gibt ein x, für das gilt: x ist F‘ für drei unterschiedliche Kategorien von F: erstens F ist ein sortaler Term; zweitens F ist ein kontinuativer Term und es gibt einen sortalen Term G, mit dessen Hilfe man bestimmen kann, was als einzelner unter F fallender Gegenstand zählt; und drittens F ist ein attribuierender Term und es gibt einen sortalen Term G unter den Gegenstände fallen, und auf die F als Prädikat zutrifft. (ebd., vgl. ebd.:285f)

  38. 38.

    Dies kann als eine Variation des ‚principle of individuation‘ von David Wiggins angesehen werden, das nach Penelope Mackie folgendermaßen zusammengefasst werden kann: „EPI(1) If an individual x has a principle of distinction and persistence P, then x could not have existed without having P.“ (Mackie 1994:324)

  39. 39.

    Der Terminus ‚Klassifizierung‘ ist hier natürlich nur im übertragenen Sinne auf andere Arten von Lebewesen anwendbar.

  40. 40.

    Wenn man nun aber wie Kripke die essentiellen Eigenschaften als starre Designatoren auffasst, so lässt sich mit Penelope Mackie fragen: Warum sind es gerade die essentiellen Eigenschaften, die über alle möglichen Welten hinweg, die Individuierung eines Gegenstandes notwendigerweise bedingen? (Vgl. Mackie 1994) Es könnte auch ausreichend sein, einen individuellen Gegenstand, qua seiner Eigenschaft ein materiales Objekt zu sein, in allen möglichen Welten zu verankern. Was rechtfertigt die darüber hinausgehende Annahme von Eigenschaften? Fordert man diese als essentielle Eigenschaften ein, damit der Gegenstand als solcher über alle möglichen Welten hinweg individuiert werden kann, dann setzt man gerade das voraus, was man gerade zeigen möchte.

  41. 41.

    Es gibt auch ein weiteres Verständnis des Begriffs der Sortalität, der auf das Zutreffen bzw. Nicht-Zutreffen einer Prädikation bezogen ist – wenn etwas von der falschen Sorte ausgesagt wird. Dieses Verständnis im Sinne eines Kategorienfehlers ist in diesem Fall zu weit, da der Sortalbegriff noch weitere Kriterien erfüllen soll.

  42. 42.

    Dieses Beispiel stammt aus Hägler (1994:163). Ein ähnliches Argument findet sich bei Ayers (1974:115).

  43. 43.

    Diese Argumente für und wieder die Sortalität des Begriffs der ‚physikalischen Objekte findet sich bei Xu (1997:368f).

  44. 44.

    Diese Position ist sicherlich nicht die einzige vertretbare ontologische Position, allerdings bleibt im Rahmen dieser Arbeit nicht der Raum das Für und Wider zu erwägen. Innerhalb dieser Position ist jedenfalls der ‚physikalische Gegenstand‘ fundamental gegenüber anderen sortalen Ausdrücken.

  45. 45.

    Die Unabhängigkeit von Zeit und Raum ist allerdings insoweit limitiert, als dass die Bedeutung des sortalen Terms konstant bleiben muss.

  46. 46.

    Die Sortalabhängigkeit der Identität ist damit trivial, denn Voraussetzung dafür, die Identität einer Entität mit einer anderen feststellen zu können, ist es, diese zuvor individuiert zu haben.

  47. 47.

    Über das Sortalkonzept erhofft sich z. B. Wilson, die Frage beantworten zu können was etwas ist, sozusagen welche Natur es aufweist. Denn eng verbunden mit dem Konzept des substantiellen Sortals wird das der natürlichen Art eingeführt. Wenn nämlich ein Lebewesen aufhört zu existieren, dann hört es auch auf ein Lebewesen einer bestimmten Art zu sein. Wilson nimmt an, dass jedes Lebewesen für die Dauer seiner Existenz zumindest einer substantiellen Art angehört, wenn es nun aufhört das Identitätskriterium für diese Art zu erfüllen, dann hört es auch auf zu leben. Er argumentiert also sowohl für reale substantielle Individuen als auch für dazu korrespondierende substantielle Arten von Individuen:

    „Indeed, each living thing is a thing of at least one substantial kind for the duration of its existence. When it ceases to fulfill the criterion of identity of that kind, it ceases to exist. [A]s part of my argument that living entities are real, I will argue that there are real natural kinds. […], I argue that there are real substantial individuals and real natural kinds corresponding to the substantial kinds of individuals.“ (Wilson 1999:19f)

  48. 48.

    Die Unabhängigkeit von Prädikation und Existenz gilt natürlich nicht für Fälle in denen thematisiert wird, ob Gegenstände unter einen Begriff fallen. Insofern gilt die Unabhängigkeit nur im Bereich der Prädikation erster Stufe.

  49. 49.

    John Duprè bezeichnet die Mikroorganismen als ‚elephant in the room‘ der biologischen Taxonomie:

    „A natural way of describing the limits of the individual, John Dupré, would be to imagine the surface that includes all the parts that move together when John Dupré moves, and treat all the material included within that surface as part of John Dupré. […] Within the surface I just mentioned, my own, 90 % of the cells are actually microbes. Most of these inhabit the gastro-intestinal tract, though within that, and elsewhere in the body, are a wide variety of niches colonised by microbial communities. Because of the diversity of these microbial fellow travellers, as many as 99 % of the genes within my external surface are actually bacterial.“ (Dupré 2008:36)

    Und:

    „There are estimated to be at least 10 times as many microbial cells in our bodies as there are human somatic and germ cells […], as well as perhaps 100 times more genes […]. A full picture of the human organism sees it as a ‚composite of many species and our genetic landscape as an amalgam of genes embedded in our Homo sapiens genome and in the genomes of our affiliated microbial partners‘ […]. Every eukaryote can, in fact, be seen as a superorganism, composed of chromosomal and organellar genes and a multitude of prokaryote and viral symbionts.“ (Dupré und O’Malley 2007:157f)

  50. 50.

    Informativ ist hingegen die Formulierung ‚x manifestiert aktuell seine Lebensfähigkeit‘, da hier die die Prädikation von ‚x lebt‘ durch ‚x manifestiert die Fähigkeit zu leben‘ erweitert wird. Durch die Akzentuierung der Fähigkeit zu leben, wird der Unterschied von aktiven und ruhenden Lebensformen thematisiert. Ruhende Lebensformen wie z. B. Samen oder eingefrorene Organismen bezeichnet man für gewöhnlich nicht als lebendig, aber auch nicht als leblos, sondern als lebensfähig.

  51. 51.

    Die Systemtheorie kann als Sammelbegriff angesehen werden, bei dem hinsichtlich verschiedener Disziplinen (z. B. biologische Systemlehre, Kybernetik und Nachrichtentechnik, Spieltheorie, mathematische Informationslehre, Ökonomie, Sozial- und politikwissenschaftliche Programme) ein besonderer Modellansatz – der des Systems – zur Beschreibung und Erklärung komplexer Phänomene Anwendung findet (vgl. Siegwart 2004a). Was allerdings genau unter den Begriff ‚System‘ fällt, wird meist nicht expliziert. Hier wird davon ausgegangen, dass unter einem System ein gegliedertes geordnetes Ganzes zu verstehen ist (vgl. Siegwart 2004b). In der Systemtheorie wird dann demzufolge die spezifische Gliederung und Ordnung des Systems unter verschiedensten Gesichtspunkten thematisiert. Als Sammeldisziplin soll die Systemtheorie disziplinübergreifend operative Modelle, Formalisierungs- und Kalkülisierungsinstrumente bereit stellen.

  52. 52.

    In Gilbert und Sakar (2000) bezeichnen die Ausdrücke ‚wholism‘, ‚holism‘ und ‚organicism‘ dasselbe. Der Ausdruck ‚organicism‘ wird vorgezogen, da ‚holism‘ oft im Kontext vitalistischer Positionen Verwendung findet.

  53. 53.

    Eine Übersicht hinsichtlich philosophischer Überlegungen zur Systembiologie gibt Boogerd et al. (2007).

  54. 54.

    Paradigmatische Beispiele für offene Systeme sind Lebewesen, in der Technik sind z. B. Verbrennungsmotoren oder Turbinen als offene Systeme anzusehen. Ein Beispiel für ein geschlossenes System, das zwar Energie mit der Umgebung, aber keine Materie austauschen kann, ist ein Druckkochtopf.

  55. 55.

    Die Diversität wird im weiteren Verlauf von ‚Autopoiesis and Cognition‘ als aus der Autopoiesis ableitbar expliziert.

  56. 56.

    Allopoietische Maschinen sind solche, die das Charakteristikum der Autonomie nicht aufweisen.

  57. 57.

    Die Bestimmung der materialen Basis und die der vorliegenden Struktur ist aber immerhin wichtig, um die möglichen Veränderungen bestimmen zu können, die ein lebendes System durchlaufen kann, ohne die Eigenschaft der Autopoiesis zu verlieren. (vgl. ebd.:81)

  58. 58.

    Dies ist eine Abweichung vom Bertalanffyschen ‚offenen System‘, das ja durch das Fließgleichgewicht charakterisiert wurde. Hier liegt der Fokus ganz auf der Aufrechterhaltung der Organisation und Maturana und Varela fassen die Autopoiesis als Eigenschaft eines geschlossenen Systems auf.

    „They [the autopoietic machines] can be perturbated by independent events and undergo internal structural changes which compensate these perturbations. […] Whichever series of internal changes takes place, however, they are always subordinated to the maintenance of the machine organization, condition which is definitory of the autopoietic machines.“ (Maturana und Varela 1980:81)

  59. 59.

    Diese Konzeption erinnert stark an die ‚Consilience of inductions‘ von Whewell (1837). Die Consilience of Inductions wird z. B. von Michael Ruse als Evidenz für die Existenz natürlicher Arten angesehen (vgl. Ruse 1987).

  60. 60.

    Oliver R. Scholz schreibt z. B. zur Abhängigkeit der Erkenntnisquellen der Wahrnehmung und dem Zeugnis anderer:

    „Der größte Teil der menschlichen Wahrnehmung ist Wahrnehmung-als, genauer: Wahrnehmung von etwas (x) als etwas (F). Anders gesagt: Die meisten menschlichen Wahrnehmungen schließen die Anwendung von Begriffen ein. Der Besitz eines Begriffs geht mit dem Besitz eines Stereotyps, d. h.: einer rudimentären Alltagstheorie, über die Dinge einher, die unter den Begriff fallen.“ (Scholz 2011)

  61. 61.

    Beide Beispiele stammt aus Hanson (1972).

  62. 62.

    Wobei natürlich auch keine willkürliche und privative Klassifikation im Sinne des Jabberwocky-Gedichts verfochten werden soll. (vgl. Carroll 1994)

  63. 63.

    Vgl. hierzu die Zusammenstellung von unterschiedlichen biologischen Hierarchien bei Gutmann und Neumann-Held (2000:287).

  64. 64.

    Eine Festlegung auf eine materiale Ausstattung, die an Nukleinsäuren, Proteine etc. gebunden ist, kann durch die Implementierung von biologischem Wissen in den Sprachgebrauch begründet werden. Falls unbekannte Entitäten klassifiziert werden müssten, die zwar nicht diese spezielle Basis, dafür aber eine Vielzahl der Eigenschaften aufweisen würde, die für Lebewesen charakteristisch sind, müsste eine Entscheidung gefällt werden, ob man die materiale Ausstattung zu den notwendigen Bedingungen rechnen sollte. Solange solche Entitäten allerdings nicht vorliegen, scheint die Bindung des Ausdrucks ‚Lebewesen‘ an die materiale Basis gerechtfertigt.

  65. 65.

    Eine Übersicht über verschiedene Formen des Reduktionismus gibt Sarkar (1992). Zum Physikalismus siehe Stjoljar (2008).

  66. 66.

    Diese Hierarchie wurde aus Sober (1999:543) übernommen und erhebt keinen Anspruch auf Ausschließlichkeit. Eine ähnliche hierarchische Klassifikation findet sich z. B. bei Oppenheim und Putnam (1991).

  67. 67.

    Allerdings schreibt Carnap in seiner Autobiographie, dass er von ontologischer Seite stets einen neutralen Standpunkt eingenommen hat und dass es ihm um die rationale Rekonstruktion von wissenschaftlichen Begriffen ging (vgl. Carnap 1963).

  68. 68.

    Von der Übersetzbarkeitsthese distanziert sich Carnap später in „Testability and Meaning“ (1936).

  69. 69.

    Im Prinzip wären diese Übergangsregeln zu verstehen wie die Brückenprinzipien auf der Theorien- bzw. Hypothesenebene. (vgl. Nagel 1974; Hempel 1966)

  70. 70.

    An diesem Zitat ist ersichtlich, dass die Reduktionsthese nicht nur auf der Basis der Physik ausgesprochen wird, sondern dass diese auch auf die Chemie ausgeweitet wird. Unter dieser Sichtweise zählen zu den sogenannten ‚harten Wissenschaften‘ demnach auch die biologischen Disziplinen der Molekularbiologie und der Neurophysiologie, da diese ihre Erkenntnisse im Wesentlichen aus der Biochemie beziehen. Die Ausweitung des Physikalismus auf den Bereich der Chemie bzw. Biochemie wird hier hingenommen und nicht weiter hinterfragt.

  71. 71.

    Der Begriff der Supervenienz wurde prominenterweise von Donald Davidson in der Philosophie des Geistes eingebracht, indem er behauptete, dass mentale Eigenschaften über physikalischen Eigenschaften supervenieren:

    „Such supervenience might be taken to mean that there cannot be two events alike in all physical respects but differing in some mental respect, or that an object cannot alter in some mental respect without altering in some physical respect.“ (Davidson 1980:214)

  72. 72.

    Die folgende Argumentation basiert auf Hempel (1969).

  73. 73.

    In diesem Rahmen wird der Status von Gesetzen in Biologie und Physik nicht hinterfragt. In einer Lesart sind z. B. die Mendelschen Gesetze oder auch die Lotka-Volterra-Regeln (Regeln zur Beschreibung des Räuber-Beute-Verhaltens) gültige Gesetze.

  74. 74.

    Mögliche Welten werden hier im Sinne von Nelson Goodman auch als mögliche Beschreibungsweisen einer Welt verstanden:

    „Wenn es nur eine Welt gibt, umfasst sie eine Vielfalt kontrastierender Aspekte; wenn es viele Welten gibt, ist ihre Zusammenfassung eine. Die eine Welt kann als viele oder die vielen können als eine aufgefasst werden; ob eine oder viele, das hängt von der Auffassungsweise ab.“ (Goodman 1990:14)

  75. 75.

    Zur Unterscheidung von metaphysischer und epistemischer Möglichlichkeit vgl. Chalmers (2002) ders. (2011)

  76. 76.

    Wobei der Physik die Möglichkeit bleibt, die belebten Entitäten als leblose Entitäten aufzufassen, indem die Eigenschaft der Belebtheit bei der Explikation von Sachverhalten ausgeklammert wird.

  77. 77.

    David Chalmers spricht im Fall der intensionalen Identität von verschiedenen Szenarien (vgl. Chalmers 2002).

  78. 78.

    Hier wird in der naturwissenschaftlichen Gemeinschaft hinsichtlich des intraorganismischen Aufbaus und des Funktionierens kein Dissens herrschen. Das Verständnis von Anatomie und Physiologie ist von dem mechanistisch-kybernetischen Modell gänzlich geprägt.

  79. 79.

    Es wird hier davon ausgegangen, dass der Skopus des lebensweltlichen und des biologischen Prädikators weitestgehend übereinstimmt.

  80. 80.

    Genealogische Hierarchie nach Eldredge (1985), zitiert nach Gutmann und Neumann-Held (2000:287).

  81. 81.

    John Dupré macht noch auf einen anderen Aspekt aufmerksam, bei dem es darum geht, dass man unter Annahme einer hierarchischen Dependenzpenziehung ein Abgrenzungsproblem bekommt:

    „So an adequate model of, say, a cell must at least be rich enough to include the mutual determination of properties of objects at different structural levels. If this is true, it may seem to imply that there can be no stopping place short of the entire biosphere. If cells have properties partially determined by, at least, the organism of which they are part, then everything mutually determines everything else. […] What these points do indicate is the importance of deciding what is a sufficiently isolated system to be a plausible target for modelling […].“ (Dupré 2008:50)

  82. 82.

    Der Begriff der Isomorphie ist erst dann nützlich, wenn die Strukturen und Relationen, die zwischen zwei Entitäten korrespondieren, genau spezifiziert werden (vgl. van Fraassen 2002:22f).

  83. 83.

    Eine Theorie, die diesen Gedanken auf andere Weise weiter spinnt, ist die Gaia-Theorie von Lovelock (1992).

  84. 84.

    A. Meyer-Abich nimmt an, dass die Bereiche und damit auch die Wissenschaften nicht aufeinander reduziert werden können, sondern dass jeder dieser Bereiche die ihm eigentümlichen Prinzipien aufweist und jeweils in der darüberliegenden Stufe ‚ganzheitlich‘ aufgehoben ist. Die Schwierigkeit der Systemtheorie, Brückenprinzipien zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen angeben zu können, ist nach Meyer-Abich durch den Holismus aufgelöst. A. Meyer-Abich nennt dieses Prinzip, nach welchem die niedrigstufigeren Bereiche aus den höheren abgeleitet werden können, das Prinzip der holistischen Simplifikation.

  85. 85.

    Eigentlich müsste hier von einem Holon gesprochen werden, es wird aber der Verbalisierung Meyer-Abichs gefolgt.

  86. 86.

    Er gibt hier als Beispiel die Zelle, die auch wenn sie aus dem Gewebeverband herausgelöst wird, unter geeigneten Bedingungen (in vitro) weiter leben kann. In einem bestimmten Sinne müsste aber auch die Maschine als Holismus aufzufassen sein, denn wenn eine Maschine in ihre funktionalen Bestandteile zerlegt wird, dann sind diese Teile auch in Bezug auf die ganze Maschine mehr als die Summe ihrer physiko-chemischen Teile – qualifiziert durch die bestimmte Funktion, die sie im Ganzen übernehmen.

  87. 87.

    Auf dies Art und Weise wäre z. B. die ‚Entdeckung‘ der Gene rekonstruierbar (vgl. Bünning 1952:519).

  88. 88.

    Die idealistische Morphologie geht davon aus, dass alle Lebewesen nach einem ‚Urbild‘ geformt sind und auf bestimmte Archetypen zurückgeführt werden können. Sie erklärt die Form von Lebewesen als Produkt einer zugrundeliegenden Essenz oder eines zugrundeliegenden Archetypus. Vgl. Kap. 3.2.4.

  89. 89.

    Das ‚loi de balancement‘ besagt, dass die Menge des während der Entwicklung zur Verfügung stehenden Materials begrenzt ist, so dass bei jeder Vergrößerung einer Struktur eine andere verkleinert werden muss, damit ein Gleichgewicht bewahrt bleibt.

  90. 90.

    Der Begriff ‚Biosphäre‘ leitet sich von griechisch bios (Leben) und sphaira (Ball, Kugel) ab. Grob kann man also Biosphäre mit Lebensraum übersetzen – also die Umwelt derjenigen Entitäten, denen das Prädikat ‚ist lebendig‘ zugesprochen werden kann – dies würde eine geologische Definition der Biosphäre mit dem Teil der Erdoberfläche, der von Lebewesen bewohnt wird, nahelegen. Unter dieser Definition kann allerdings keine ordnungsstiftende Instanz ausgemacht werden.

  91. 91.

    Unter Bezugnahme auf die Unterschiede in Begriffen und Theorien von Biologie und Physik, lässt sich eine solche Position durchaus sinnvoll verteidigen. (Vgl. Kap. 3.2.2.4)

  92. 92.

    Zur Kritik der natürlichen Teleologie siehe Kap. 3.3.

  93. 93.

    Diese Charakteristika von Gestalten wurden durch Christian von Ehrenfels in seinem Artikel ‚Über Gestaltqualitäten‘ (1890) erstmals fixiert.

  94. 94.

    Ausdrucksform im Sinne von Carnap: Zwei syntaktisch gleiche Ausdrücke haben dieselbe syntaktische Gestalt.

  95. 95.

    Grelling und Oppenheim zeigen, dass es ein Verständnis von ‚Gestalt‘ gibt, das beide Kriterien erfüllt und zwar:

    „Gestalt (eines Komplexes mit Bezug auf eine gewisse Korrespondenz) ist die Invariante von Transpositionen (des Komplexes mit Bezug auf die Korrespondenz).“ Ein Beispiel für eine solche Gestalt stellt eine Melodie dar. Ein Komplex ist hier „eine Relation zwischen einer Klasse von Z-Klassifikatoren und einem Stellengebiet, so daß jeder Z-Klassifikator einer Stelle des Gebiets je einen Wert zuschreibt.“ Z-Klassifikatoren (Zustands-Klassifikatoren) sind dabei Begriffe, die den Stellen eines Stellengebietes (z. B. Zeit-Kontinuum, in dem eine Tonfolge abläuft), einen Wert zuweisen. Im Falle der Melodie wäre ein Z-Klassifikator die Tonhöhe, das Stellengebiet: das Zeitkontinuum, in dem die Tonfolge abläuft, die Stellen: Zeitpunkte der Melodie und die Werte wären z. B. bestimmte Hertzangaben, das gesamte Gebilde wird dann als Komplex bezeichnet. (vgl. Grelling und Oppenheim 1937a:212–219)

  96. 96.
    • Komplex: eine Relation zwischen einer Klasse von Z-Klassifikatoren und einem Stellengebiet, so dass jeder Z-Klassifikator einer Stelle des Gebietes je einen Wert zuordnet.

    • Klassifikator: schreibt jedem Element, auf das er mit Sinn angewendet werden kann, einen bestimmten Wert zu.

    • Argument des Klassifikators: Elemente, auf die die Klassifikatoren angewendet werden.

    • Z(ustands)-Klassifikatoren: ordnen den ‚Stellen‘ eines ‚Stellengebietes‘ gewisse Werte zu.

    • Korrespondenz: Korrespondenz zwischen Komplexen (z. B. Lagerelation zwischen den Stellengebieten (Isomorphie), paarweise Identität der Z-Klassifikatoren, Wertverläufe der Z-Klassifikatoren sind gleich).

  97. 97.

    So z. B. Goethes Urpflanze.

  98. 98.

    In der Einleitung zu Sonderausgabe anläßlich der ‚30th anniversary edition‘ macht Dawkins klar, dass die Betonung hier auf dem Wort ‚gene‘ liegt und nicht auf ‚selfish‘.

  99. 99.

    Es wird zwar in der Körper-Geist-Debatte darüber debattiert, ob rationale Entscheidungen nichts anderes sind als ‚feuernde Neuronen‘, eine genetische Kontrolle spielt aber hier m. E. zunächst keine Rolle.

  100. 100.

    Diese Position kann noch als Verschärfung eines Physikalismus à la Wolf Singer oder Gerhard Roth betrachtet werden.

  101. 101.

    So beeinflusst z. B. der Parasit Nosema die Entwicklung des Mehlkäfers, indem er durch Produktion eines Juvenil-Hormons das adulte Stadium unterdrückt und somit dafür sorgt, dass aus der Larve kein Käfer wird. Damit beeinflussen Gene des Parasiten Eigenschaften des Wirts (vgl. Dawkins 1982:242).

  102. 102.

    Dawkins stellt den ‚gene’s eye view‘ meist in Opposition zu dem Blickwinkel, der individuelle Lebewesen fokussiert.

  103. 103.

    Dawkins schreibt:

    „Both Cubes are equally compatible with two-dimensional data on the retina, so the brain happily alternates between them. Neither is more correct than the other. My point was there are two ways of looking at natural selection, the gene’s angle and that of the individual. If properly understood they are equivalent; two views of the same truth. You can flip from one to the other and it will still be the same neo-Darwinism.“ (Dawkins 2006:xv)

    Hier kann man natürlich hinterfragen, was Dawkins mit dem Ausdruck ‚same truth‘ meint, da das aber nicht Dawkins Argumentationslinie ist – diese epistemologischen Elemente werden von ihm nicht thematisiert – kann man ihn benevolent auch vor dem Hintergrund des in Kap. 2.3 gemachten Vorschlags lesen.

  104. 104.

    „The chief merit of Dawkinspeak is its generality. Wheras the individualist perspective may sometimes break down, the gene’s eye view is apperently always available.“ (Sterelny und Kitcher 1988:360)

  105. 105.

    Unter meiotischer Drift versteht man die direkte Beeinflussung der Vorgänge der Meiose durch bestimmte Gene, so dass diese Gene in den Keimzellen häufiger auftreten. Sterelny und Kicher beschreiben dies so:

    „Usually, they [the meiotic drive genes, SH] are enemies not only of their alleles but of other parts of the genome, because they reduce the individual fitness of the organism they inhabit. Segregation distorters thrive, when they do, because they exercise their phenotypic power to beat the meiotic lottery.“ (Sterelny und Kitcher 1988:355)

  106. 106.

    Der Ausdruck ‚interactor‘ – ursprünglich von David Hull eingeführt (Hull 1988) – bezeichnet diejenigen Entitäten, die im Prozess der natürlichen Selektion selektiert werden. Damit wird versucht eine Ambiguität der Dawkinschen Terminologie von Replikatoren und Vehikeln zu beheben, da Vehikel auf der Individuenebene, Replikatoren auf der Genebene anzusiedeln sind, die Selektion aber auch von anderen Ebenen (Chromosomen, Populationen, etc.) aus rekonstruiert werden kann. Gegen die Terminologie sowohl von Hull und auch Dawkins argumentieren Gould (2002) und Godfrey-Smith in (2000). Für einen Überblick siehe Okasha (2006).

  107. 107.

    Peter Godfrey-Smith und Richard Lewontin machen auf diesen zeitlichen Aspekt aufmerksam:

    „[I]t is still necessary to make a decision about the temporal grain of these [evolutionary] trajectories. If the entire trajectory within and between generations is demanded, then clearly […] something more than simple allelic information is needed in some cases. If only the trajectory between generations is of interest, the question of the required dimensionality is different.“ (Godfrey-Smith und Lewontin. 1993:378)

  108. 108.

    Die genauen kausalen Zusammenhänge konnten allerdings bislang m. W. nicht rekonstruiert werden. (vgl. Lyon 2005)

  109. 109.

    Ähnliches ließe sich dann z. B. für den Fall der Sichelzellanämie oder den Industriemelanismus sagen.

  110. 110.

    In einem solchen Fall, bei dem es phänomenal gar keine Ansatzpunkte gibt, wäre ein Analysegang von vorneherein schon zu Beginn auf die Genebene festgelegt. Ansatz einer solchen Untersuchung wäre ein bekanntes Gen, bei dem interessiert, wie es über Generationen hin vererbt wird.

  111. 111.

    Was allerdings schon fast einer Tautologie gleichkommt und damit keinen Umbruch im Denken zur Folge haben sollte.

  112. 112.

    Vgl. Fußnote 154.

  113. 113.

    Die Ausdrücke Heterozygotie bzw. Homozygotie entstammen der mendelschen Genetik. In diploiden Organismen sind diese heterozygot auf ein bestimmtes Merkmal, wenn die entsprechenden Gene (mögliche Ausprägung eines bestimmten Gens z. B. A oder a) auf homologen Chromosomen in verschiednene Allelen (Aa) vorliegen. Dementsprechend sind sie homozygot, wenn die Allele gleich sind (aa oder AA). Allele sind bestimmte Ausprägungsformen von Genen. Bei der heterozygoter Überlegenheit (Heterosis) sind heterozygote Organismen im selektiven Vorteil gegenüber den homozygoten. Ein Beispiel hierfür wäre die Sichelzellanämie, bei der homozygote Menschen entweder anfällig für Malaria oder anämisch sind, heterozygote Menschen nicht anämisch und resistent gegenüber der Malaria sind.

  114. 114.

    Unter frequenzabhängiger Selektion versteht man die Selektion eines Phänotyps, die in Abhängigkeit seiner Häufigkeit in einer Population auftritt. Beispiele wären z. B. Warnfärbungen, die besser wirken, wenn sie häufiger vorkommen.

  115. 115.

    Es ist wichtig hier zwichen Genebene und der Ebene des Genotyps zu unterscheiden, denn die Genebene fokussiert einzelne Gene, der Genotyp die Gesamtheit des Genoms. Hier kommt es auch darauf an was unter einem Gen genau verstanden wird, nach Dawkins evolutionären Genkonzept gilt:

    „A Gene is defined as any portion of chromosomal material that potentially lasts for enough generations to serve as a unit of natural selection. […] a gene is a replicator with high copying-fidelity.“ (Dawkins 2006:28)

    Hier ist der Begriff des Gens nicht daran gebunden, dass es zu einer phänotypischen Ausprägung kommt. Später im ‚Extended Phenotype‘ ist ein aktiver Replikator sehr wohl daran gebunden sich phänotypisch auszuprägen (vgl. Dawkins 1982: Kap. 5; siehe zum Begriff des Gens Kap. 3.6)

  116. 116.

    Indem Allele als Teile der gegenseitigen Umwelt angesehen werden:

    „Just as we can give sense to the idea that a treit of being melanic has a unique environment-dependent effect on survival and reproduction, so too we can explicate the view that property of alleles, to wit, the property of directing the formation of a particular kind of hemoglobin, has a unique environment-dependent effect on survival and reproduction. The alleles form parts of one another’s environments, and, in an environment with a copy of the A allele is present, the typical trait of the S allele (namely, directing the formation of deviant hemoglobin) will usually have a positive effect on the chances that copies of that allele will be left in the next generation.“ (Sterelny und Kitcher 1988:343)

  117. 117.

    Dawkins spricht von ‚altruistic genes‘. Die von Dawkins unterstellte These, dass die Ursache des Altruismus auf genetischer Basis zu finden ist, ist nur vor dem Hintergrund zu erklären, dass die Gene selber ihre Weitergabe anstreben würden.

    „The key point of this chapter [Genesmanship] is that a gene might be able to assist replicas of itself that are sitting in other bodies. If so, this would appear as individual altruism but it would be brought about by gene selfishness.“ (Dawkins 2006:88)

    Eine quasi Homunculi-Story ist aber aus offensichtlich Gründen abzulehnen. Gene erkennen nicht ihre Kopien, da sie gar keine Fähigkeit haben etwas zu erkennen. Nichtsdestoweniger hat der ‚gene’s eye view‘ geholfen altruistische Merkmale vom evolutionären Standpunkt aus zu verstehen.

  118. 118.

    Es kann der Fall sein, dass mehrere Gene an der Ausprägung eines Merkmals beteiligt sind (Polygenie) und dass ein Gen an der Ausprägung mehrerer Merkmale beteiligt ist (Pleiotropie).

  119. 119.

    Der Versuch einer Reduktion der Mendelschen auf die Molekulargenetik wäre ungefähr folgendermaßen aufzufassen: „In one view, the ‚corrections‘ in Mendelian genetics that would be required in order to reduce it to molecular genetics are so large that this project resembles the frivolous proposal to ‚reduce‘ phlogiston to oxygen.“ (Sterelny und Griffith 1999:135) (Wobei die Autoren natürlich nicht davon ausgehen, dass die Mendelsche Genetik wie die Phlogistontheorie als überholte wissenschaftliche Theorie anzusehen ist.)

  120. 120.

    Der Begriff wurde von Ernst Mayr geprägt, um einen Ansatz in der Genetik zu charakterisieren, bei denen Gene als isolierte Funktionseinheiten betrachtet werden.

  121. 121.

    John Dupré schreibt zu dieser Problematik:

    „[W]hen we start talking about genes for extremely complex phenotypic traits such as intelligence or aggressiveness or, for that matter, physical size or disposition to heart failure, there are large, perhaps vast numbers of DNA segments that satisfy the definition for genes for these traits. […] This might well amount to a substantial proportion of the genome.The subset of these genes that would satisfy the official definition of ‚gene for intelligence‘ is the presumably very large subset of these that exhibit some variation in the population. Talk of such genes is unrelated to any attempt to illuminate structural processes that ground the development of intelligence.“ (Dupré 1993:130f)

  122. 122.

    In dieser Arbeit wird keine Stellungnahme dazu erarbeitet, in wie weit es sinnvoll ist, die Evolutionstheorie auf die kulturelle Entwicklung von Lebewesen anzuwenden. Sie wird aber als eine mögliche Perspektive, diese Entwicklung zu rekonstruieren, betrachtet.

  123. 123.

    Unter einem Mem versteht Dawkins eine Entität, die ‚von einem Gehirn zum anderen weiter gegeben werden kann‘. Als Beispiele führt er bestimmte Melodien, die Idee der Darwinschen Theorie u. a. an.

  124. 124.

    In der Debatte um die Meme werden häufig folgende Punkte angeführt, die gegen die Mimetik sprechen: Kultur kann nicht in diskrete Einheiten atomisiert werden – hier haben wir aber auch gesehen, dass das im Fall der Gene für komplexe Eigenschaften ebenfalls nicht der Fall ist; es sind keine klaren Gesetzmäßigkeiten bei der Weitergabe der Einheiten der kulturellen Einheiten zu erwarten, wie das bei den Genen der Fall ist, daher können keine Vererbungslinien ausgemacht werden; und kulturelle Einheiten können nicht als Kopien – also nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit als identisch mit dem Vorfahren – angesehen werden, sondern eher als Nachahmungen (vgl. Lewens 2008).

  125. 125.

    „Given the existence of patterns of behaviour that are reliably transmitted from one generation to the next and are selected at the ‚cultural‘ not the genetic level, it is illogical to base theories about evolution of behaviour solely on specific brain modules that were constructed via the selection of genes. The course of the evolution of behaviour cannot be described and understood without incorporating ‚culture‘ as an active and interacting evolutionary agent that effects the selection of genes. Genes are not enough.“ (Avital und Jablonka 2000:11)

  126. 126.

    Gegenstände sind nach Kamlah und Lorenzen keine Prädikatoren, sondern der Ausdruck Gegenstand bezeichnet erstens dasjenige, dem jeweils ein Prädikator zugesprochen wird und zweitens dasjenige, das jeweils durch einen Eigennamen benannt wird:

    „‚Gegenstand‘ ist kein Prädikator – obwohl es so ‚aussieht‘, sich so ‚anhört‘ – sondern lediglich, nun einmal bildlich gesprochen, so etwas wie ein verlängertes ‚dies‘ (ein verlängertes Demonstrativpronomen – in der Sprache der Grammatik).“ (Kamlah und Lorenzen 1996:40)

    Als Gegenstand werden also alle Konkreta bezeichnet, auf die im Rahmen einer deiktischen Handlung hingewiesen werden kann, wobei die deiktische Handlung nicht auf die präsentische Zeigehandlung beschränkt ist, sondern im übertragenen Sinn wird im Vollzug einer Prädikation auf etwas hingewiesen.

  127. 127.

    Reflexionsbegriffe sind bei Kant Begriffe der Vergleichung, wobei bereits ‚gegebene Begriffe‘ in einer ‚logischen Reflexion‘ (als ‚bloße Komparation‘) – verbunden mit einer ‚transzendentalen Reflexion‘ – klassifiziert werden. Durch die ‚transzendentale Reflexion‘ soll die Amphibolie der Reflexionsbegriffe beurteilt werden, die in der Gefahr besteht, dass logische Konstruktionen (‚reine Verstandesobjekte‘) mit Sachverhalten (‚Erscheinungen‘) verwechselt werden (vgl. Schwemmer 2004). Kant schreibt selbst:

    „Die Begriffe können logisch verglichen werden, ohne sich darum zu kümmern, wohin ihre Objekte gehören, ob als Noumena für den Verstand, oder als Phaenomena für die Sinnlichkeit. Wenn wir aber mit diesen Begriffen zu den Gegenständen gehen wollen, so ist zuvörderst transzendentale Überlegung nötig, für welche Erkenntniskraft sie Gegenstände sein sollen, ob für den reinen Verstand, oder die Sinnlichkeit. Ohne diese Überlegung mache ich einen sehr unsicheren Gebrauch von diesen Begriffen, und es entspringen vermeinte synthetische Grundsätze, welche die kritische Vernunft nicht anerkennen kann, und die sich lediglich auf einer transzendentalen Amphibolie, d. i. einer Verwechselung des reinen Verstandesobjektes mit der Erscheinung gründen.“ (Kant KrV B 325/A269)

  128. 128.

    Bei Aristoteles ist dasjenige naturgemäß, was den Grund seines Daseins und seines Wachstums in sich trägt. Im Gegensatz dazu ist das Künstliche, das was seinen Grund außerhalb seiner selbst findet, also durch Kunst/Fertigkeit oder Technik geschaffen wird. Unter dem Begriff des Lebendigen ist nach Aristoteles dann all das zusammengefasst, was eine Seele besitzt. Diese Seele wiederum dient als organisierende Kraft, als sogenannte Entelechie. Das vollkommen erwachsene Lebewesen selbst ist das immanente Ziel (Telos), welches in der Entwicklung verwirklicht wird. (Vgl. Kullmann 1979:9)

  129. 129.

    Der Ausdruck ‚Ziel‘ oder ‚Zweck‘ wird üblicherweise im Zusammenhang mit Personen gebraucht, die Ziele haben oder Zwecke setzen, das Reden von Zielen und Zwecken von Gegenständen oder Vorgängen wirkt zumindest auf den ersten Blick eher wie eine metaphorische Rede.

  130. 130.

    Das Beispiel stammt aus Ruse (1973).

  131. 131.

    Es wird hier nicht terminologisch zwischen Teleologie und Funktionalität unterschieden.

  132. 132.

    Nach von Wright haben quasi-teleologische Erklärungen gegenüber teleologischen (intentionalen) Erklärungen einen kausalen Charakter, indem notwendige Ereignisse ausgemacht werden, die ein Zielereignis verursachen. Die von von Wright benannten quasi-teleologischen Erklärungen, werden von Pittendrigh als teleonome Erklärungen bezeichnet (vgl. Pittendrigh 1958).

  133. 133.

    Peter McLaughlin erläutert dies folgendermaßen:

    „Wenn das Besondere in der Erfahrung gegeben ist, das Allgemeine, unter das subsumiert werden soll, jedoch nicht, gibt sich die Urteilskraft selbst eine Regel, wie sie das Allgemeine (das Gesetz, den Begriff) suchen soll.“ (McLaughlin 1989:118)

  134. 134.

    Das kann folgendermaßen verstanden werden:

    „Obgleich wir in einem solchen Fall die Gesetzlichkeit des Vorgangs nur einsehen können, wenn wir eine den Prozess steuernde Idee des Resultats unterstellen, unterstellen wir nicht, dass es einen wirklichen Verstand gibt, der diese Idee hat. Diese Idee ist ein Erkenntnismittel von uns, nicht eine Absicht, die von irgendeinem Verstand wirklich realisiert worden sein soll.“ (McLaughlin 1989:41)

  135. 135.

    Aufgrund eines solchen Determinismus hat wohl P. M. S. Hacker hervorgehoben, dass Kants Position sich dem Bereich des ‚intelligent designs‘ nahe ist, wenn auch nur in der Form des ‚as if‘ (vgl. Hacker 2007:192).

  136. 136.

    Demnach ist es nicht nur der mechanistische Ansatz – so wie Kant in Unkenntnis der Darwinschen Theorie behauptet –, der in der Naturwissenschaft Biologie eine Rolle spielt, sondern es spielt auch der historische Ansatz eine Rolle.

  137. 137.

    von Wright schreibt (1971:84):

    „We have already termed […] quasi-teleological such explanations as may be couched in teleological terminology, but nevertheless depend for their validity on the truth of nomic connections. Explanations of this kind more frequently answer questions as to how something is or became possible […], than questions as to why something happened necessarily. Functional explanations in biology and natural history are typically quasi-teleological as we have defined them.“als erkenntnisleitendes Prinzip

  138. 138.

    Diese Einschätzung bezieht sich auf das Werk Richard Dawkins. The Blind Watchmaker.

  139. 139.

    Cummins illustiert das am Beispiel des Herzens. Dem Herzen wird die Funktion Blut zu pumpen zugeschrieben. Daraus kann aber nicht notwendigerweise auf das Vorhandensein des Herzens geschlossen werden sondern das Herz ist lediglich als Bestandteil der Erklärung der Blutzirkulation in Vertebraten ausgezeichnet.

  140. 140.

    Die Beispiele stammen aus Cummins (1994:182).

  141. 141.

    „Flight is a capacity which cries out for explanation in terms of anatomical functions regardless of its contribution to the capacity to maintain the species.“ (Cummins 1994:183)

  142. 142.

    Ein analytischer Ansatz ist bei Cummins die Erklärung einer bestimmten Fähigkeit d einer Entität a, durch die Zergliederung in weitere Fähigkeiten (d1, …, di), die a auch hat und deren systemische Manifestation zu d führt. (vgl. ebd.:187–189)

  143. 143.

    Dem Gehirn wird üblicherweise die Funktion zugeschrieben Nervenimpulse zu verarbeiten, es kann aber auch im Zusammenhang der Endokrinologie als hormonproduzierendes Organ beschrieben werden.

  144. 144.

    Es ist hier zu bemerken, dass die Evolutionstheorie von Darwin im ‚Origin of Species‘ in das Schema des lebensweltlichen Anfangs passt, da Darwin seine Schlussfolgerungen hinsichtlich der Entwicklung der Natur und der natürlichen Selektion wesentlich aus Betrachtungen über die menschliche Praxis der Züchtung gewinnt:

    „Can the principle of selection which we have seen is so potent in the hands of man, apply in nature? I think we shall see that it can act most effectually. […] Can it […] be thought inpropable, seeing that variations useful to man have undoubtedly occured, that variations useful in some way to each being in the great battle of life, should sometimes occur in the course of thousends of generations? If such do occu, can we doubt […] that individuals having any advantage, however slight over others, would have the best chance of surviving and of procreating their kind? […] This preservation of favourable variations and the rejection of injurious variations, I call Natural Selection.“ (Darwin 1998:63f; vgl. hierzu auch Janich und Weingarten 1999:224–258).

  145. 145.

    Vgl. zum archimedischen Fehlschluss Janich und Weingarten (1999:98f).

  146. 146.

    Ein Kategoriensystem verdankt sich der menschlichen Praxis des Klassifizierens, bei der die ausgewählten Objekte aufgrund von Äquivalenzbeziehungen zu Klassen zusammengefasst werden, d. h., dass sich die Objekte in irgendeiner Hinsicht gleichen sollen. Diese Beziehung kann nun nach verschiedenen Wichtungen derjenigen Eigenschaften vorgenommen werden, die für wichtig erachtet werden. Denkbar wäre z. B. eine Klassifikation nach Größe, nach Körperformen etc. Diese Klassifikationen hätten allerdings – zumindest auf den ersten Blick – keinen biologisch informativen Gehalt (es könnte natürlich für irgendeinen Zweck sinnvoll sein, so zu klassifizieren). Was nicht erstrebenswert ist, ist eine Klassifikation, bei der die Klassifikationshinsicht völlig im Dunklen bleibt bzw. die zu klassifizierende Grundgesammtheit unklar bleibt. Ein Beispiel einer solchen ‚misslungenen‘ Klassifikation wäre die Borges’sche chinesische Enzyklopädie ‚Himmlischer Warenschatz wohltätiger Erkenntnisse‘ in dem die Tiere in folgende Kategorien unterteilt werden:

    „a) dem Kaiser gehörige, b) einbalsamierte, c) gezähmte, d) Milchschweine, e) Sirenen, f) Fabeltiere, g) streunende Hunde, h) in diese Einteilung aufgenommene, i) die sich wie toll gebärden, j) unzählbare, k) mit feinstem Kamelhaarpinsel gezeichnete, l) und so weiter, m) die den Wasserkrug zerbrochen haben, n) die von weitem wie Fliegen aussehen.“ (Borges 2007:115f)

    Was diese Klassifikation zu einer misslungenen macht, ist dass aufgrund unterschiedlichster Hinsichten klassifiziert wurde (Eigentum, mit welchem Werkzeug gemalt etc.) und dass die zu klassifizierende Grundgesamtheit nicht eindeutig bestimmt wurde (Fabeltiere, gemalte Tiere, ‚echte‘ Tiere etc.).

  147. 147.

    Plessner bezieht sich bei seiner Stufung nicht auf auf die Erkenntnisse einer Entwicklungslehre:

    „Niveauerhöhungen, und das sind Stufen, laufen nicht einfach der Entwicklungslinie’ parallel und sind nicht aus der Annäherung an das Auftreten des Menschen abzulesen. Viel mehr entsprechen sie den wenigen spezifischen Organisationsweisen der lebendigen Substanz, die uns in Pflanze, Tier und Mensch bei aller Unschärfe entgegentreten. Daß sie Niveauerhöhungen repräsentieren, läßt sich jedoch nur am Leitfaden des Begriffs ihrer Positionalität einsichtig machen.“ (Plessner 1975:353)

    Zum Begriff der Positionalität siehe später im Text.

  148. 148.

    Der Ausdruck ‚Setzen‘ geht auf Fichte zurück.

  149. 149.

    Diese allein auf der intuitiven Wesensschau basierende Charakterisierung bringt den Ansatz allerdings in spekulative Bahnen.

  150. 150.

    Diese Unterscheidung greift nach Plessner nicht für einzellige Organismen, die er aus seiner Betrachtung ausklammert (vgl. Plessner 2002:120).

  151. 151.

    Die anschaulichen Bilder, in denen die bestimmten Regionen des Körpers mit bestimmten Hirnregionen koinzidieren – hier ist der Körper ein zweites Mal repräsentiert –, legen so eine Interpretation nahe.

  152. 152.

    ‚Lebenskreis‘ oder auch ‚Funktionskreis‘ ist ein Ausdruck aus der Theoretischen Biologie von Uexkülls (1973).

  153. 153.

    Er leitet aus dieser Organisationsform die drei anthropologischen Grundgesetze ab: 1) Das Gesetz der natürlichen Künstlichkeit, 2) Das Gesetz der vermittelten Unmittelbarkeit (Immanenz und Expressivität) und 3) Das Gesetz des utopischen Standortes (Nichtigkeit und Transzendenz). (vgl. Plessner 1975:309–346)

  154. 154.

    Es ist nicht ganz klar, was Plessner tatsächlich ordnet, physikalische Gegenstände (im Sinne von medium-sized-dry goods) oder aber physische Gestalten im Sinne Köhlers (vgl. Kap. 3.2.4). Auf diese Unterscheidung wird hier nicht weiter eingegangen und im Weiteren von einer Interpretation Plessners ausgegangen, bei der physikalische Gegenstände geordnet werden. Vgl. aber hierzu Beaufort (2000).

  155. 155.

    Die Klassifikation, die einen ‚Witz‘ im Wittgensteinschen Sinne hat, ist eine, die sich unter Hinblick auf einen bestimmten Zweck als nützlich bzw. einsichtig erweist (vgl. Wittgenstein 1984a: 111)

  156. 156.

    „Jedes Tier ist ein Subjekt, das dank seiner ihm eigentümlichen Bauart aus den allgemeinen Wirkungen der Außenwelt bestimmte Reize auswählt, auf die es in bestimmter Weise antwortet. Diese Antworten bestehen wiederum in bestimmten Wirkungen auf die Außenwelt, und diese beeinflussen ihrerseits die Reize. Dadurch entsteht ein in sich geschlossener Kreis, den man Funktionskreis des Tieres nennt. […] Im Zusammenhang des ganzen Funktionskreises betrachtet, bilden die Reize bestimmte Merkmale, die das Tier, wie ein Bootsmann die Seezeichen, dazu veranlassen, eine Steuerung seiner Bewegungen auszuführen. Die Summe der Merkmale bezeichne ich als Merkwelt. Das Tier selbst bildet bei Ausübung der Steuerung eine Welt für sich, die ich als Innenwelt bezeichnen will. Die Wirkungen, die das Tier auf die Außenwelt ausübt, ergeben die dritte Welt, die Wirkwelt. Wirkwelt und Merkwelt bilden aber ein in sich zusammenhängendes Ganzes, das ich als Umwelt bezeichne.“ (von Uexküll 1973:150f)

  157. 157.

    Plessner spricht auch von der ‚dinglichen Selbständigkeit‘ und gleichzeitigen ‚vitalen Unselbständigkeit‘ der Pflanzen (Plessner 1975:218)

  158. 158.

    Das ‚Tun‘ von etwas wird durch Tätigkeitswörter indiziert wie z. B. der Stein rollt, der Stein zerbricht das Fenster, das Auto fährt, das Auto klappert, die Pflanze wächst, der Hund trinkt oder Anke telefoniert. Hier können mehrere Kategorien des ‚Tuns von etwas‘ ausgemacht werden: das Tun eines unbelebten Gegenstandes, das Tun eines unbelebten, von einem Menschen zu einem bestimmten Zweck hergestellten, Gegenstandes (eines Artefaktes), das Tun von Pflanzen, von Tieren und von Menschen. Wenn das ‚Tun von etwas‘ analysiert wird, können zwei Beschreibungsperspektiven eingenommen werden: Erstens das bloße Tun (quasi die Manifestation einer Tätigkeit) und zweitens das verursachende Tun (die Einwirkung des Tuns von etwas auf einen anderen Gegenstand).

    Von einem bloßen Tun spricht man, wenn man nur die Manifestation einer Tätigkeit prädiziert. Dies impliziert nicht, dass wenn man z. B. sagt ‚die Sonne scheint‘, dass nicht auch durch die Tätigkeit des ‚Scheinens‘ der Sonne nicht verursachend eingewirkt wird (z. B. indem die Wäsche getrocknet wird), sondern durch diese Prädikation wird die Fähigkeit des Gegenstandes, die gerade ausgeführt wird, ausgedrückt. Der Fokus liegt dabei ganz auf dem Gegenstand, der etwas tut. Bei der verursachenden Tätigkeit wie z. B. dass der Stein die Scheibe zerbricht, wird nicht nur der Gegenstand, der etwas tut (der Stein) sondern auch der Gegenstand auf den eingewirkt wird (die Scheibe) in den Blick genommen.

  159. 159.

    Tropismen sind Bewegungen der Pflanze auf einen äußeren Reiz hin, bei denen die Pflanzenorgane sich nach dem Reiz ausrichten. Reize können Licht, Schwerkraft, Berührung, chemische Substanzen sein. Die Bewegungen sind meist Wachstumsbewegungen. Nastien sind Bewegungen deren Ausprägung durch den Bau des nastisch reagierenden Organs bestimmt ist. Reize können hier Temperaturänderungen, Licht, chemische Substanzen, Erschütterungen oder Berührungen sein. Die Bewegungen sind meist durch Turgoränderungen (Änderungen des Tonus) verursacht.

  160. 160.

    Diese Auflistung der pflanzlichen ‚Tätigkeiten‘ erhebt keinen Anspruch auf Ausschließlichkeit.

  161. 161.

    Die Mimose (Mimosa pudica) wird auch als ‚Sinnpflanze‘ bezeichnet, was sich dem Umstand verdankt, dass sie auf Berührung, elektrischer oder thermischer Stimulation die Blattfiedern und auch das ganze Blatt in Sekundenschnelle – also sichtbar – einklappt (thigmonastische Bewegung).

  162. 162.

    So wird z. B. bei Charles Bonnet die Sinnpflanze zum ‚missing link‘ in der scala naturae zwischen dem Pflanzen- und dem Tierreich (vgl. Ingensiep 2001:291–293).

  163. 163.

    „Plant intelligence is the emergent property that results from the collective of interactions between the various tissues of the individual growing plant […] The structure of the whole system co-ordinates the behaviour of the parts […] and intelligent behaviour in plants, best described as adaptively variable behaviour during the lifetime of the individual, finds expression in phenotypic plasicity.“ (Trewavas 2004:352; vgl. auch Trewavas 2003)

    Trewavas These von der Pflanzenintelligenz wurde vehement widersprochen, u. a. unter Bezug auf den ‚arm ausgestatteten‘ Intelligenzbegriff Trewavas (vgl. Firn 2004).

  164. 164.

    Ob diese Rekonstruktion auch auf ‚höhere‘ Tiere angewandt werden kann, wird hier nicht weiter verfolgt.

  165. 165.

    Als Bedürfnisse bzw. Erfordernisse einer Pflanze werden hier Entitäten und Bedingungen verstanden, die für ein Überleben notwendig sind (vgl. Hacker 2007:130).

  166. 166.

    In der Zellkultur sind Pflanzen totipotent, d. h. aus einer einzelnen pflanzlichen Zelle können neue Pflanzen angezüchtet werden.

  167. 167.

    Rameten sind die aus vegetativer Vermehrung hervorgegangenen Pflanzen, die von der Mutterpflanze getrennt sind. Ein Genet ist die Gesamtheit der zugehörigen Rameten (vgl. Bresinsky et al. 2008:580).

  168. 168.

    Ähnlich ist es bei Pflanzen, die zur Stolon- oder Rhizombildung befähigt sind. Stolone sind horizintal sich ausprägende Sprossausläufer (bei Rhizomen unterirdisch), bei denen sich an den Knoten neue Pflanzen ausprägen können. Diese Form der vegetativen Vermehrung findet man z. B. bei der Erdbeere, bei Kirschen, Äpfeln, Himbeere oder Brombeere. (Vgl. Raven et al. 2006:184)

  169. 169.

    Die Position des Essentialismus wurde in Kap. 3.2.1 in Bezug auf Lebewesen kritisiert, diese Kritiklinie kann auf die ontologische Bestimmung der Pflanzen übertragen werden.

  170. 170.

    Vgl. hierzu Moliére in seinem Werk ‚Der eingebildete Kranke‘, der spöttisch die einschläfernde Wirkung des Opiums mit dessen einschläfernder Kraft, dem virtus dormitiva, erklärte.

  171. 171.

    Nichtsdestoweniger wirkt diese Sichtweise noch in unserer Zeit nach (vgl. z. B. Siep 2004).

  172. 172.

    Ingensiep schreibt zur Ablösung des vitalistisch-entelechialen Kriteriums:

    „Wir erwähnten die Perspektive der Siegergeschichte, aus deren Sicht die Verwandlungen des entelechialen Seelenbegriffs von Aristoteles und dessen Grundfunktionen – Ernährung, Wachstum, Fortpflanzung – in der Neuzeit seit Boyle sukzessive aufgelöst erscheinen […]. Im Leben der Pflanze konnte die Seele weder als autonomes Bewegungs- oder Gestaltprinzip noch als autonomes Bewußtseinsprinzip bewahrt werden. Dafür entziehen ihr Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie die Basis.“ (Ingensiep 2001:626)

  173. 173.

    Unter dem Einfluss der Evolutionstheorie erfolgt die Inklusion der Hierarchieebene des Menschen in die des Tierreiches.

  174. 174.

    Autotrophie ist die Ernährungsweise allein auf der Basis von anorganischen Stoffen. Unter Photoautotrophie ist die Ernährungsweise auf Basis von anorganische Stoffen und des Lichts als Energielieferant zu verstehen. Heterotrophie ist die Ernährungsweise, bei der der entsprechende Organismus auf organische Stoffe aus der Umwelt angewiesen ist.

  175. 175.

    Insbesondere Linné klassifizierte eine immense Anzahl von Lebewesen nach folgender Art und Weise:

    „Er [Linné, SH] definierte ein Merkmal als invariant (die Fortpflanzungsorgane), legte mit der Zahl, Gestalt, der relativen Größe und der Lage der einzelnen Elemente der Fortpflanzungsorgane Beobachtungsvariablen fest, so daß die Kombination von ‚wesentlichen‘ Merkmalen und Beobachtungsvariablen ein pragmatisch gut zu handhabendes Beschreibungsraster ergab.“ (Weingarten und Gutmann 1993:62)

  176. 176.

    Diese Unterscheidung (Lebewesen ohne und mit Zellkern) verdankt sich neuen Experimentiermethoden, durch die der zelluläre Unterschied zwischen diesen beiden Typen von Lebewesen feststellbar wurde.

  177. 177.

    Die Klassifikationen auf der Basis der Endosymbiontentheorie sind allerdings als noch nicht abgeschlossen anzusehen und befinden sich immer noch im Fluss (vgl. Palmer et al. (2004).

  178. 178.

    Die Taxonomie ist die Disziplin innerhalb der Biologie, die die Benennung und Klassifikation der Lebewesen reglementiert. In dieser werden verschiedene taxonomische Einheiten wie z. B. Art (Spezies), Gattung (Genus), Familie (Familia), Klasse (Classis), Abteilung (Divisio/Phylum), Reich (Regnum) unterschieden. In der klassischen Nomenklatur werden die Ränge: Reich, Abteilung, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung und Art als systematische Gruppen – als Kategorien – unterschieden, die in einer enkaptischen Hierarchie geordnet sind. Die lebendigen Entitäten werden also klassischerweise in einem hierarchischen Gruppensystem zusammengefasst, wobei die systematische Einheit auf jeder beliebigen Hierarchieebene als Taxon bezeichnet wird. Als Hauptziel der Taxonomie formuliert Ernst Mayr auf der Basis der wissenschaftlichen Arbeit der Taxonomen: „Der Taxonom bringt mit zwei Schritten Ordnung in die verwirrende Vielfalt der Natur. Der erste Schritt ist die Unterscheidung der Arten und wird als Mikrotaxonomie bezeichnet. Der zweite Schritt besteht in der Einordnung dieser Arten in verwandte Gruppen; dies bezeichnet man als Makrotaxonomie. Folglich definiert Simpson (1961) die Taxonomie, die Kombination aus beidem, als „die Theorie und Praxis des Abgrenzens von Organismentypen und ihrer Klassifikation“.“ (Mayr 1998:176–177)

  179. 179.

    Angela Kallhoff entwickelt z. B. in Analogie zu einer Ethik des guten menschlichen Lebens eine Pflanzenethik und geht hierbei vom Begriff des Gedeihens aus. Gedeihen wird dabei als positive Entwicklung der Pflanze im Sinne eines ‚Wohlergehens‘ verstanden. Sie versteht unter Gedeihen nicht nur einen guten Zustand der Pflanze, „sondern das Gedeihen ist ein gutes Leben der Pflanze, welches in der Entfaltung und in dem Vollzug von Lebensprozessen verwirklicht wird und mit welchem eine Stärke und Viabilität der Pflanze einhergeht“. (Kallhoff 2002:23)

  180. 180.

    Wenn die moralische Kompetenz eines Lebewesens an der Fähigkeit, das Handlungsschema der Aufforderung verlässlich vollziehen zu können, festgemacht wird, kann damit der Sollenscharakter des ‚guten Lebens der Pflanze‘, wie er in der Pflanzenethik proklamiert wurde, abgewiesen werden. So gesehen, kann z. B. das Welken der Pflanze nicht als Aufforderung der Pflanze interpretiert werden, dass sie gegossen werden will, sondern nur als Reaktion auf die Umwelt, die sich der Pflanze bietet. Wenn man sich allerdings als Blumenfreund gerne mit blühenden und grünenden Pflanzen umgeben will, dann tut man gut daran, regelmäßig zu gießen. (Vgl. zur moralischen Kompetenz Gethmann 2001, S:60ff)

  181. 181.

    Vgl. auch Doolittle (1999); Martin (1999).

  182. 182.

    Unberücksichtigt davon lassen sich natürlich von anthropozentrischer Seite Argumente entwickeln, von denen aus die grüne Gentechnik unter Verweis auf eine ökologisch nicht gewünschte Entwicklung abgelehnt werden könnte. Ob dieser Wunsch allerdings eine transsubjektive Rechtfertigung erhalten kann, ist von den Ergebnissen der (Risiko-)Forschung abhängig.

  183. 183.

    „[I]t will be seen that I look at the term species as one arbitrarily given for the sake of convenience to a set of individuals closely resembling each other, and that it does not essentially differ from the term variety, which is given to less distinct and more fluctuating forms.“ (Darwin 1998:42)

  184. 184.

    Eine ontologische Verschärfung der Position Arten als Klasse aufzufassen, wäre gegeben wenn, diese als sogenannte ‚natürliche Arten‘ bestimmt wären. Siehe hierzu Kap. 3.5.1.

  185. 185.

    Zu nennen wären z. B. nominalistische Tendenzen, Probleme Naturgesetze in Hinsicht auf bestimmte Arten formulieren zu können oder die Historizität von Arten.

  186. 186.

    Diese These wird allerdings auch kontrovers diskutiert. Vgl. Kap. 3.2.5.

  187. 187.

    Weitere Vertreter des Art-als-Individuen Ansatzes sind z. B.: Sober (1984b); Mayr (1996).

  188. 188.

    Allerdings legt dieses Argument nahe, dass Ghiselin eher davon ausgeht, dass Arten nicht essentialistisch aufzufassen sind, wohingegen die Qualifzierung intensional vs. ostensiv dazu quer liegt. Ghiselin verteidigt seinen Art-als-Individuen Ansatz in Ghiselin (2007).

  189. 189.

    Marc Ereshefsky verschärft die Anforderung an die kausale Verknüpfung weiter, indem er diese auf den Genfluss beschränkt, da nur hier die raum-zeitliche Verbindung direkt vorliege. Nur der Genfluss liefert demnach einen kohäsiven Effekt. Wenn andere evolutionäre Kräfte zur Bildung einer Spezies vorliegen, so impliziert das nicht notwendigerweise eine intraspeziäre kausale Verknüpfung der Teile der Art. Er folgert daraus:

    „This causal requirement on individuality has the following consequence for the ontological status of species. Those species that owe their evolutionary unity – that their being distinct species – to gene flow may be individuals. Those species that lack adequate gene flow, but maintain their unity through genetic homeostasis or exposure to common selection regimes, are not individuals. If, as numerous authors argue, many species lack the cohering effect of gene flow, then the causal requirement I am proposing implies that many species are not individuals.“ (Ereshefsky 1992a:394)

    Durch die Forderung der kausalen Verknüpfung wären also durch intraspeziäre Beziehungen, wie sie z. B. in der Mayr’schen biologischen Art konzeptualisiert sind, Arten als Individuen bestimmt. Andere Artkonzepte, die diese Beziehungen nicht konzeptualisieren, würden demzufolge auch nicht den Ansprüchen genügen, Arten als Individuen ansehen zu können.

  190. 190.

    Im Sinne von natürlichen Arten von Ruse (1987); Boyd (1999).

  191. 191.

    „For any given time, let the stage of the species at that time be the set of organisms belonging to the species which are alive at that time. To say that the species evolves is to say that the frequency distribution of properties (genetic or genetic plus phenotypic) changes from stage to stage. To say that the species gives rise to a number of descendant species is to claim that the founding populations of those descendant species consist of organisms descending from the founding population of the original species. By proceeding in this way it is relatively easy to reconstruct the standard claims about the evolutionary behavior of species.“ (Kitcher 1984a:311)

  192. 192.

    Als Beispiel nennt Kitcher die Entstehung einer unisexuellen Echsenart (Cnemidpophorus tesselatus), die aus der Kreuzung zweier Exemplare bisexueller, anderer Echsenarten (C. tigris und C. septemvittatus) entsteht. Hier wäre denkbar, dass bei geographischer Isolation der ‚Elternarten‘ C. tesselatus aussterben würde. Bei Beseitigung der trennenden Gegebenheiten könnte die Art aber wieder entstehen.

  193. 193.

    Einen historischen Überblick gibt Hacking (1991).

  194. 194.

    Mill spricht zwar von einer infiniten Menge gemeinsamer Eigenschaften, was aber wohl gemeint sein dürfte ist, dass es sehr viele Eigenschaften sein müssen, die Entitäten gemeinsam haben müssen, um als einer natürlichen Art zugehörig zu gelten.

  195. 195.

    Dabei ist nicht indiziert, dass einer Menge der Objekte, die nur aufgrund der Gleichheit in wenigen Eigenschaften klassifiziert wird, diese Eigenschaften nicht natürlicherweise zukommen:

    „The differences, however, are made by nature in both cases [real Kinds und finite kinds]; while the recognition of those differences as grounds of classification and of naming, is equally in both cases, the act of man [.]“ (Mill 2006:167)

  196. 196.

    D. h. hier wird ein Schluss von der Teilklasse auf die Gesamtklasse gefordert wie z. B. die bislang beobachteten Schafe sind weiß, schwarz oder braun, also sind alle Schafe weiß, schwarz oder braun.

  197. 197.

    Es reicht also nicht aus, dass die gemeinsame Eigenschaft die Klassenzugehörigkeit ist. Eigentlich wird (3) schon von (1) impliziert, wird hier aber dennoch angeführt, weil die Besonderheit der natürlichen Gruppierung meist mit Emphase von den willkürlichen, menschlichen Gruppierungen abgehoben wird.

  198. 198.

    Nach Mill ist etwas konnotativ, wenn es ein Objekt denotiert und bestimmte Eigenschaften impliziert. Etwas ist nicht-konnotativ, wenn es nur das entsprechende Objekt oder nur eine Eigenschaft auszeichnet.

    „A non-connotative term is one which signifies a subject only, or an attribute only. […] Proper names are not connotative: they denote the individuals who are called by them; but they do not indicate or imply any attributes as belonging to those individuals. […] A proper name is but an unmeaning mark which we connect in our minds with the idea of the object, in order that whenever the mark meets our eyes or occurs to our thoughts, we may think of that individual object.“ (Mill 2006:II  5.:30–35)

  199. 199.

    Die Definition durch Deskription darf hier nicht als synonym mit dem Namen des Objektes angesehen werden, sondern sie ist als Fixierung der Referenz zu verstehen (vgl. Ebd.:96, Fußnote 42). Allerdings stellt sich hier die Frage, auf welche andere Weise die Definition durch Deskription die Referenz anders bestimmt, als der Name selber, damit die Nicht-Synonymität gerechtfertigt werden kann. Kripke sagt hier jedenfalls, dass die Deskription auch anders hätte ausfallen können und damit als kontingente Aussage anzusehen ist, der Name jedoch referiert als rigider Designator auf das betreffende Objekt (vgl. ebd.:56) Hätte nicht aber auch der Name anders ausfallen können? Wenn nun der Name aber einmal im Raume ist, dann steht er als factum brutum und fixiert die Referenz der Objekte, die unter ihn fallen.

  200. 200.

    Kripke macht ähnliche Überlegungen in Bezug auf eine mögliche Welt in der Hitze nicht mit molekularer Bewegung identifiziert werden würde und kommt zu einem ähnlichen Ergebnis wie Putnam:

    „When we discovered this [that heat is molecular motion], we’ve discovered an identification which gives us an essential property of this phenomenon. We have discovered a phenomenon which in all possible worlds will be molecular motion, because that’s what the phenomenon is.“ (Kripke 1980:133)

  201. 201.

    In Kap. 3.2.4 werden einige Argumente dafür gebracht, warum man eine solche Sichtweise ablehnen sollte.

  202. 202.

    Mellor fasst dies in (1977:302f) folgendermaßen:

    „The fact that Twin Earth’s 1950 beliefs about local water differed from ours doesn’t begin to show that the extension of their term ‚water‘ differed from that of ours. It doesn’t even follow that the sense differed; and if they did, the whole point of the sense/reference distinction is to allow sameness of reference (or extension) to accompany difference of sense. It is indeed quite plain to my Fregean eye that in 1950, as in 1750, ‚water‘ had the same extension on Twin Earth as it had here. There was water on both planets alike, and there still is. We simply discovered that not all water has the same microstructure; why should it? Because its microstructure is an essential property of water? Well, that is what’s in question.“

  203. 203.

    Was genau es nun heißt, dass etwas von uns wahrnehmbar ist, ist zugegebenermaßen vage, denn auch kleinste Objekte sind vermittels eines Mikroskops wahrnehmbar. Aber mit Carnap wird hier davon ausgegangen, dass „empirische Gesetze solche Gesetze [sind] die Größen und Begriffe enthalten, die man entweder direkt sinnlich wahrnehmen oder mit relativ einfachen Verfahren messen kann“. (Carnap 1986:226). Nichtsdestoweniger sind auch diese Begriffe in empirischen Gesetzen als ‚theory-laden‘ aufzufassen (vgl. Hanson 1972). Dieser Zusammenhang bedarf allerdings allein einer größeren philosophischen Analyse. Für den oben angeführten Sachverhalt reicht hier allerdings aus, dass es nicht die mikrostrukturellen Eigenschaften sind, die zu einer Klassifikation führen, sondern die wahrnehmbaren Eigenschaften.

  204. 204.

    Zwillingsarten sind Arten, die sich zwar morphologisch kaum unterscheiden, die aber reproduktiv isoliert sind (z. B. Arten der Anophelesmücke).

  205. 205.

    „If a pattern does not ultimatively prove to be as useful as was initially thought, or a better alternative is discovered, the properties associated with that natural kind can be adjusted in light of empirical evidence.“ (Wilson 1999:46).

  206. 206.

    „One cannot recognize mammals at a glance, but must learn quite sophisticated criteria of mammalhood. ‚Fish‘, by contrast, is certainly a prescientific category. What is more doubtful is wether it is genuinely a postscientific category, for it is another term that lacks a tidy taxonomic correlate.“ (Dupré 1981:75)

    „Another taxonomic example is the grouping of kangaroos, oppossums, and marsupial mice. By primitive standards the marsupial mouse is more similar to the ordinary mouse than to the kangaroo; by theoretical standards the reverse is true.“ (Quine 1969:128)

  207. 207.

    Kripke hingegen meint hier, dass es nur zur einer Korrektur des Sprachgebrauchs kommt:

    „Note that on the present view, scientific discoveries of species essence do not constitute a ‚change of meaning‘; the possibility of such discoveries was part of the original enterprise. We need not even assume that the biologist’s denial that whales are fish shows his ‚concept of fishhood‘ to be different from that of the layman; he simply corrects the layman, discovering that ‚whales are mammals, not fish‘ is a necessary truth.“ (Kripke 1980)

    Allerdings ist hier zu Bemerken, dass eine Korrektur eines Begriffs auch zu einer Korrektur – oder besser zu einer Änderung – der Bedeutung führt.

  208. 208.

    „[F]or a word to be […] indexical is for us to use it, as our language is now spoken. Language changes, and a word which at one time had an indexical element may cease to have, or one that had none may aquire ist. In using words of a language, a speaker is responsible to the way that language is used now, to the presently agreed practices of the community[.]“ (Dummett 1974:533)

  209. 209.

    Diese Überlegungen fassen Gedanken des späten Wittgenstein zusammen (vgl. Wittgenstein 1970, 1984a, b).

  210. 210.

    Das wäre nach Hacking die Modifikation der Millschen Kinds durch C. S. Peirce:

    „A Mill-Kind is a class of objects with a large or even apperently inexhaustible number of properties in common, and such that these properties are not implied by any known systemized body of law about things of this Kind. A Peirce-Kind is such a class, but such that there is a systemized body of law about things of this kind, and is such that we may reasonable think that it provides explanation sketches of why things of this kind have many of their properties.“ (Hacking 1991:120)

  211. 211.

    So stimmt z. B. die chemische und die lebensweltliche Charakterisierung von Wasser als H2O überein. In der Physik könnten aber noch viel feinkörnigere Taxa aufgemacht werden, die noch die Sauerstoffisotope O-16 und O-18 berücksichtigen würde.

  212. 212.

    Vgl. hierzu das folgende Kapitel.

  213. 213.

    Kripke arbeitet z. B. mit Dämonen, die einem vorgaukeln, dass Gold gelb gefärbt ist, aber dass es tatsächlich aufgrund von atmosphärischen Störungen nur so erscheint und eigentlich blau ist, oder Dämonen, die vorgeben Katzen zu sein.

  214. 214.

    Kripke und auch Putnam könnten hier natürlich einwenden, dass sich die Menschen auf der Zwillingserde systematisch irren würden. Aber wenn tatsächlich dämonische Kräfte angenommen werden, die es immer verhindern, dass man die Mikrostruktur entdeckt, wie kann man dann den Zugang zur ‚wahren‘ Struktur erlangen? Dies wäre doch dann nur möglich, wenn jemand überdämonische Kräfte besitzt. Hier würde sich dann das Problem iterieren.

  215. 215.

    In dieser Arbeit wird, entgegen einer kausalen Referenztheorie der Bedeutung, von einer Dummetschen, rechtfertigungsorientierten Bedeutungstheorie ausgegangen (siehe Kap. 2.2).

  216. 216.

    „Organisms do exist and so do do sets of those organisms. The particular sets of organisms that are species exist independently of human cognition. So realism about species is trivially true.“ (ebd.:128) Dieser Realismus ist u. a. in der Erwartung eines wissenschaftlichen Fortschritts, der mit ‚der Wahrheit‘ konvergiert, fundiert.

  217. 217.

    Hier sind es aber dann eigentlich Rassen oder Sorten, die gezüchtet werden. Beispiele für solche Idealtypen sind z. B. in der Hunde- oder Pferdezucht zu finden.

  218. 218.

    In diesem Zusammenhang weist Dupré (2001) darauf hin, dass eine Klassifikation von Gehölzen, die auf dem Mayrschen Merkmal der reproduktiven Isolation beruhen würde, für einen Förster nicht die Differenzierungen liefert, die er benötigt, um die ökologischen Besonderheiten, die bestimmte Bäume aufweisen, berücksichtigen zu können. Und auch im kulinarischen Bereich möchte man zwischen bestimmten Beeren (Himbeere, Brombeere etc.) unterscheiden, wobei diese Unterscheidung vor dem evolutionären Hintergrund nicht gerechtfertigt erscheint.

  219. 219.

    Betrachtet man aber die Verwandschaftsverhältnisse und die evolutionäre Entwicklung von Lebewesen, dann kann man sogar davon ausgehen, dass das Zusammenführen von prokaryotischem Genmaterial mit dem von Eukaryoten keineswegs ‚unnatürlich‘ ist, denn über die Endosymbiontentheorie ist die Entwicklung der eukaryotischen Metazoen gerade nur durch die Symbiose von Prokaryotenzellen möglich geworden. In diesem Sinne führen alle eukaryotischen Zellen (auch die menschlichen) genetisches Material der Prokaryoten je schon mit sich.

  220. 220.

    Manchmal aber auch sehr irreführend, wenn z. B. von ‚Gentomaten‘ die Rede ist.

  221. 221.

    Zum ‚gene’s eye view‘ der evolutionären Entwicklung siehe Kap. 3.2.5.

  222. 222.

    . Nach der Präformationstheorie ist der gesamte Organismus im Spermium oder der Eizelle vorgebildet. Dies zeigt sich z. B. in Abbildungen dieser Zeit in denen der Embryo als Homunculus in den Keimzellen abgebildet wird.

  223. 223.

    Johannsen prägte nicht nur den Ausdruck ‚Gen‘ sondern auch den des ‚Genotypus‘ als Veranlagungstypus und den des ‚Phaenotypus‘ als Erscheinungstypus (vgl. Schulz 2004:550).

  224. 224.

    Es war zunächst nicht klar, was als materielle Basis der Elemente der Vererbung anzunehmen sei. Die Alternativen waren entweder im Cytoplasma (Proteine) oder im Karyoplasma (Chromosomen) lokalisiert. Die Chromosomentheorie der Vererbung hat sich schließlich, u. a. durch die Forschung von Boveri und Morgan, durchgesetzt.

  225. 225.

    Dies kann als Beginn der synthetischen Evolutionstheorie angesehen werden, die die Erkenntnisse der Zellforschung, der Genetik und der Populationsgenetik vereint.

  226. 226.

    Falk (2000:326) macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass von Watson und Crick die physikalisch-chemische Struktur der Vererbung untersucht und modelliert wurde und nicht die des Gens.

  227. 227.

    Die angeführten Einschränkungen der Hypothese von Beadle und Tatum erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In den vorangegangenen Abschnitten wird deutlich, dass sich die Terminologie in der Genetik deutlich verändert hat und sich im Fahrwasser der Informationstheorie bewegt. Die Ausdrücke wie ‚Code‘, ‚Transkription‘, ‚Translation‘ etc. sind als neue Schlüsselwörter der Genetik anzusehen (vgl. Rheinberger 2004:659f).

  228. 228.

    Etwas elaborierter aber mit ähnlich schwammigem Gehalt formulieren Gerstein et al. (2007): „A gene is a union of genomic sequences encoding a coherent set of potentially overlapping functional products.“

  229. 229.

    Zu dieser Unterscheidung siehe auch Kap. 3.2.2.4.

  230. 230.

    Zu Anfang der klassischen Genetik wurde davon ausgegangen, dass ein Gen genau ein Merkmal hervorbringen würde. Diese Hypothese wurde allerdings schnell durch die Erkenntnis, dass ein Chromosomenabschnitt vielerlei Effekte haben kann (Pleiotropie) und dass ein Merkmal durch sehr viele Chromosomenabschnitte bedingt ist (Polygenie) entkräftet. Außerdem ist auch zu beachten, dass das genetische Material in dem Sinne unselbständig ist, da es nicht alleine irgendetwas hervorbringen kann sondern dafür der zelluläre Apparat erforderlich ist.

  231. 231.

    Vgl. hierzu auch Kap. 3.2.5.

  232. 232.

    Als Allele werden Varianten eines Gens bezeichnet, die sich an einem bestimmten Genlocus auf dem Chromosom befinden.

  233. 233.

    Aber auch hier ist die Perspektive des ‚Difference makers‘ sinnvoll, denn die gesamte Symptomatik einer Erkrankung ist nicht auf den einen Gendefekt zurückzuführen, sondern auf das Zusammenspiel vieler anderer körperlicher Prozesse in Zusammenhang mit dem einen Gendefekt.

  234. 234.

    In Unterscheidung des klassischen vom molekularen Genbegriff schreibt z. B. Philip Kitcher:

    „I am going to pick out two central types of approach, both of which involve a partially functional characterisation of the gene. One of these picks out genes by their function in producing macroscopic effects, or at least, phenotypic effects. The other identifies genes by focusing on their immediate action.“ (Kitcher 1982:348)

  235. 235.

    „Today the gene is not the material unit, or the instrumental unit of inheritance, but rather a unit, a segment that correponds to a unit-function, as defined by the individual experimentalist’s needs. It is neither discrete […], nor continuous […], nor does it have a constant location […], nor a clearcut function […], not even constant sequences […], nor definite borderlines[.]“ (Falk 1986:169)

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Susanne Hiekel Dipl.-Biol. .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2012 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Hiekel, S. (2012). Begriffsanalyse. In: Grundbegriffe der grünen Gentechnik. Ethics of Science and Technology Assessment, vol 39. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-24900-6_3

Download citation

Publish with us

Policies and ethics