Skip to main content

Religionsfreiheit und Staatskirchenrecht in Deutschland – eine nicht nur verfassungsrechtliche Lageskizze

  • Conference paper
  • First Online:
Islam - Säkularismus - Religionsrecht
  • 3221 Accesses

Zusammenfassung

Auch wenn Zahlen nie die ganze Wirklichkeit reflektieren, geben sie doch oft interessante Einblicke. Gehörten noch bis in die 1960er Jahre hinein rd. 90 % der Bevölkerung in Deutschland einer christlichen Kirche an, waren es 2007 noch etwas über 60 %. Dem Islam wurden 2007 knapp 5 % der Gesamtbevölkerung zugerechnet, den Konfessionslosen fast 29 % – vor allem, aber nicht nur ein ostdeutsches Erbe. Hier geht es um die beiden wachsenden Gruppen: um den Islam und – pars pro toto für die Konfessionslosen – um die Weltanschauung der Aktiven und Organisierten unter ihnen, um den Säkularismus (oder Laizismus).

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD 84.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Zu diesen Daten C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte und staatliche Neutralität. Gutachten D zum 68. Deutschen Juristentag, München 2010, S. 16 ff.

  2. 2.

    Zu den selteneren Ausnahmen gehört z. B. H.M. Heinig, Öffentlich-rechtliche Religionsgesellschaften, Berlin 2003, S. 52 ff. (mit deren Entstehungsgeschichte ebd., S. 6).

  3. 3.

    H. Zirker, Art. Religion. I. Begriff, in: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), Bd. 8, 3. Aufl. 1999, Sp. 1035 f.

  4. 4.

    H. Bürkle, Art. Religion. III. Religionswissenschaftlich, in: LThK, Bd. 8, 3. Aufl. 1999, Sp. 1040.

  5. 5.

    H. Zirker, Art. Religion. I. Begriff, in: LThK (o. Fn. 3), Sp. 1035.

  6. 6.

    R. Spaemann, Das unsterbliche Gerücht. Die Frage nach Gott und die Täuschung der Moderne, Stuttgart 2007, S. 106 f. (Hervorhebung im Original).

  7. 7.

    H.M. Schmidinger, Art. Religion. II. Anthropologisch-philosophisch, in: LThK, Bd. 8, 3. Aufl. 1999, Sp. 1039. Vgl. auch R. Schieder, Sind Religionen gefährlich?, Berlin 2008, S. 292 f. U. Di Fabio (Die Kultur der Freiheit, München 2005, S. 167) verweist darauf, dass „Religionsgemeinschaften eine ständige Erinnerung an die Eindimensionalität des modernen Projekts“ seien; „die zweckrationale Neubegründung der Gesellschaft blendet eine ganze Wirklichkeitsdimension als irrational aus, die sich nicht ausblenden lässt“, dazu gehöre auch der Glaube. – H. Joas (Braucht der Mensch Religion?, Freiburg i.Br. 2004, S. 16 f.) hingegen stellt ab auf die religiöse Erfahrung der Selbsttranszendenz „im Sinne eines Hinausgerissenwerdens über die Grenzen des eigenen Selbst, eines Ergriffenwerdens von etwas, das jenseits meiner selbst liegt, einer Lockerung oder Befreiung von der Fixierung auf mich selbst“. Die Frage, von wem man ergriffen ist, ist damit noch nicht beantwortet. „Gläubige deuten diese Erfahrungen im Lichte ihres Glaubens“ (ebd., S. 27).

  8. 8.

    E. Jüngel, Religion, Zivilreligion und christlicher Glaube, in: Essener Gespräche 39 (2005), S. 53 (54).

  9. 9.

    Vgl. dazu auch H.M. Heinig, Öffentlich-rechtliche Religionsgesellschaften (o. Fn. 2), S. 55.

  10. 10.

    Vgl. dazu P. Kirchhof, Die Freiheit der Religionen und ihr unterschiedlicher Beitrag zu einem freien Gemeinwesen, in: Essener Gespräche 39 (2005), S. 105 (109 ff., 114 f.) sowie U. Di Fabio, Gewissen, Glaube, Religion. Wandelt sich die Religionsfreiheit?, Berlin 2008, S. 29 ff. Die englische Religionsphilosophin E. Anscombe warnte in ähnlichem Kontext einmal davor, nur an „nette Religionen“ zu denken: „Was aber, wenn eine Religion verlangt, Menschenopfer darzubringen?“ (Diskussionsbeitrag in E. Anscombe, P. Berglar, C. Clark, Globale Gesellschaft und Zivilisation, Köln 1975, S. 59).

  11. 11.

    J. Habermas, Religion in der Öffentlichkeit, in: ders., Zwischen Naturalismus und Religion, Frankfurt/M. 2005, S. 119 (133).

  12. 12.

    U. Di Fabio, Die Kultur (o. Fn. 7), S. 176.

  13. 13.

    Vgl. P. Nolte, Religion und Bürgergesellschaft, Berlin 2009, S. 16 ff.

  14. 14.

    Dabei wird das Thema Islam als spezifisches Thema ausgespart, weil es hier nicht um einzelne Religionen gehen soll und der Islam in zwei Beiträgen ausführlich behandelt wird. Zu einigen Aspekten der Beziehungen Islam und Christentum siehe R. Brague, Schluss mit den „drei Monotheismen“!, in: Communio 36 (2007), S. 98 ff. und A.T. Khoury, Der Koran und die Bibel, in: Communio 39 (2010), S. 275 ff.

  15. 15.

    R. Spaemann, Das unsterbliche Gerücht (o. Fn. 6), S. 8 f. (Hervorhebungen durch LH).

  16. 16.

    J. Habermas, Ein Gespräch über Gott und die Welt, in: ders., Zeit der Übergänge. Kleine Politische Schriften IX, Frankfurt/M. 2001, S. 173 (177) (Ersterscheinung 1999).

  17. 17.

    R. Spaemann, Das unsterbliche Gerücht (o. Fn. 6), S. 9.

  18. 18.

    Zum Unterschied von Religionsunterricht und Theologie einerseits, Religionskunde und Religionswissenschaften andererseits vgl. R. Schieder, Sind Religionen (o. Fn. 7), S. 251 ff., 255 ff.

  19. 19.

    R. Spaemann, Das unsterbliche Gerücht (o. Fn. 6), S. 130 f.

  20. 20.

    Ebd., S. 143.

  21. 21.

    Ebd., S. 142.

  22. 22.

    Ebd., S. 157.

  23. 23.

    Zu beiden Thesen ebd., S. 150.

  24. 24.

    Ein um-sich-greifender Verzicht auf Überzeugungen lässt allzu leicht eine „Diktatur des Relativismus“ entstehen, vor der J. Ratzinger 2005 eindringlich gewarnt hat. Vgl. dazu L. Häberle, Anker gegen den Relativismus, in: Communio 36 (2007), S. 586 (595).

  25. 25.

    R. Spaemann, Das unsterbliche Gerücht (o. Fn. 6), S. 164 f.

  26. 26.

    Zu dieser Thematik ausführlich: L. Häberle, Toleranz – Relativismus – Political Correctness. Zur Toleranz-Position von R. Forst und J. Habermas, in: H. Thomas/J. Hattler (Hrsg.), Glaube und Gesellschaft, Darmstadt 2009, S. 19 (21 f., 33 ff.).

  27. 27.

    R. Spaemann, Das unsterbliche Gerücht (o. Fn. 6), S. 155 f. (Hervorhebungen durch LH). Zum Gewalt- und Risikopotential von Religionen siehe R. Schieder, Sind Religionen (o. Fn. 7), S. 210 ff.

  28. 28.

    J. Habermas, Religiöse Toleranz als Schrittmacher kultureller Rechte, in: ders., Zwischen Naturalismus (o. Fn. 11), S. 258 (268).

  29. 29.

    J. Habermas, Kulturelle Gleichbehandlung – und die Grenzen des Postmodernen Liberalismus, in: ders., Zwischen Naturalismus (o. Fn. 11), S. 279 (319). Solange säkulare Bürger davon überzeugt seien, dass Religionsgemeinschaften ein „gewissermaßen archaisches“ Relikt sind, könnten sie die Religionsfreiheit nur als „kulturellen Naturschutz für aussterbende Arten“ verstehen, habe Religion „keine innere Berechtigung mehr“. Nach „säkularistischer Lesart“ könne man voraussehen, dass sich „religiöse Anschauungen im Lichte der wissenschaftlichen Kritik auflösen werden und dass die religiösen Gemeinden dem Druck einer fortschreitenden kulturellen und gesellschaftlichen Modernisierung nicht standhalten können.“ Ders., Religion in der Öffentlichkeit (o. Fn. 11), S. 145.

  30. 30.

    H.M. Heinig, Öffentlich-rechtliche Religionsgesellschaften (o. Fn. 2), S. 58.

  31. 31.

    R. Spaemann, Das unsterbliche Gerücht (o. Fn. 6), S. 158.

  32. 32.

    Siehe auch M. Kriele, Säkularisierung und die islamische Herausforderung, in: Festschrift für H.H. v.Arnim, Berlin 2004, S. 103 (106 ff., bes. 108). Vgl. auch R. Schieder, Sind Religionen (o. Fn. 7), S. 227 ff.

  33. 33.

    Zum folgenden, auch in b): S. Mückl, Geistesgeschichtliche Grundlagen der Gewissensfreiheit, in: Festschrift für H. Bethge, Berlin 2009, S. 209 (216 ff.).

  34. 34.

    Ebd, S. 209 (219).

  35. 35.

    Zu diesem Perspektivenwechsel überzeugend M. Rhonheimer, Verwandlung der Welt, Köln 2006, S. 90.

  36. 36.

    Eingehende Darstellung J. Isensee, Keine Freiheit für den Irrtum, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte (ZRG) 104 Kan. Abt. 73, 1987, S. 296 (336).

  37. 37.

    Zum folgenden II. Vatikanisches Konzil, Erklärung über die Religionsfreiheit Dignitatis humanae, Nr. 2 f., 9 f.

  38. 38.

    N. Lobkowicz, Religionsfreiheit ohne Schranken? Über Dignitatis Humanae, in: Communio 34 (2005), S. 624 f. (Hervorhebungen im Original).

  39. 39.

    II. Vatikanisches Konzil, Erklärung über die Religionsfreiheit (o. Fn. 37), Nr. 2. Mit diesem „wenn nur“ und Verweisen auf die „öffentliche Ordnung“ oder ein „geordnetes Zusammenleben in wahrer Gerechtigkeit“ (ebd., Nr. 7) hat sich die Kirche in der Konzilserklärung mehrfach gegen eine Religionsfreiheit ohne Schranken ausgesprochen (vgl. N. Lobkowicz, Religionsfreiheit (o. Fn. 38), S. 626).

  40. 40.

    Siehe auch S. Mückl, Die Gewissens-, Glaubens- und Religionsfreiheit als zentrales Menschenrecht, in: A. Rauscher (Hrsg.), Handbuch der Katholischen Soziallehre, Berlin 2008, S. 77 (84 ff.).

  41. 41.

    Ausführlich zur Thematik G. Robbers, Menschenrechte aus der Sicht des Protestantismus, in: D. Merten/H.-J. Papier, Handbuch der Grundrechte (HGR), Bd. I (2004), § 9 Rn. 27 ff., 35 ff.

  42. 42.

    Siehe L. Wick, Islam und Verfassungsstaat. Theologische Versöhnung mit der politischen Moderne?, Würzburg 2009, 37.

  43. 43.

    M. Borowski, Die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Grundgesetzes, Tübingen 2006, S. 83.

  44. 44.

    Vgl. G. Robbers, Menschenrechte (o. Fn. 41), Rn. 38 sowie L. Wick, Islam (o. Fn. 42), S. 42. Zum folgenden S. Mückl, Die Gewissensfreiheit (o. Fn. 40), S. 83.

  45. 45.

    In diesem Band sind dem Islam zwei eigene Beiträge gewidmet.

  46. 46.

    Zum folgenden vgl. die knappe Darstellung bei S. Mückl, Die Gewissensfreiheit (o. Fn. 40), S. 83 f., ausführlicher A. v.Campenhausen/H. de Wall, Staatskirchenrecht, 4. Aufl., München 2006, S. 84 ff. sowie L. Wick, Islam (o. Fn. 42), S. 125 ff., zu Einzelaspekten in W. Ende/U. Steinbach (Hrsg.), Der Islam in der Gegenwart, 5. Aufl. München 2005 die Beiträge von A. Flores, Die innerislamische Diskussion zu Säkularismus, Demokratie und Menschenrechten, S. 620 (633 f.), J. Pink, Der Islam und die nichtislamischen Minderheiten, S. 731 (738) sowie U. Spuler-Stegemann, Die Stellung des Islams und des islamischen Rechts in ausgewählten Staaten: Türkei, S. 229 (231).

  47. 47.

    Art. 10: „Der Islam ist die Religion der reinen Wesensart. Es ist verboten, irgendeine Art von Druck auf einen Menschen auszuüben oder seine Armut oder Unwissenheit auszunutzen, um ihn zu einer anderen Religion oder zum Atheismus zu bekehren.“ – Der Abfall vom islamischen Glauben gilt als todeswürdiges Verbrechen. Vgl. A.T. Khoury, Abfall vom Glauben im Koran und im Rechtssystem, in: ders./P. Heine/J. Oebbecke, Handbuch Recht und Kultur des Islams in der deutschen Gesellschaft, Gütersloh 2000, S. 237 ff.; ders., Frieden, Toleranz und universale Solidarität, in: ebd., S. 259 (266 f.)

  48. 48.

    Siehe E.-W. Böckenförde, Der säkularisierte Staat, München 2007, S. 37 f.

  49. 49.

    So etwa A.T. Khoury, Das Gesetz Gottes, in: ders. u. a., Handbuch (o. Fn. 47), S. 21.

  50. 50.

    Diese These vertritt U. Matyssek, Zum Problem der Trennung von Religion und Politik im Islam, in: S. Muckel (Hrsg.), Der Islam im öffentlichen Recht des säkularen Verfassungsstaates, Berlin 2008, S. 158 (178).

  51. 51.

    Vom Begriff „Säkularisierung“ ist der des „Säkularismus“ zu unterscheiden. Als solcher wird gelegentlich der in den 1920er Jahren vor allem in Deutschland als praktische Weltanschauung auftretende Wille zur Säkularisierung bezeichnet (vgl. H. Lübbe, Säkularisierung. Geschichte eines ideenpolitischen Begriffs, Freiburg-München ³2003, S. 95, 101). Ausführlicher: H. M. Heinig in diesem Band (S. 79 ff.).

  52. 52.

    Zum folgenden siehe S. Mückl, Europäisierung des Staatskirchenrechts, Baden-Baden 2005, S. 151, 230, 398 f., 543, ders., Trennung und Kooperation, in: Essener Gespräche 40 (2007), S. 41 (73 ff.), A. v.Campenhausen/H. de Wall, Staatskirchenrecht (o. Fn. 46), S. 96, 287, 327, 346, 370 f., C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 39 ff., H.M. Heinig, Ordnung der Freiheit, in: Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht (ZevKR) 53 (2008), S. 235 (239 f., 243 ff., 249 f.) sowie G. Robbers, Staat und Religion, in: Veröffentlichung der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer (VVDStRL) 59 (2000), S. 231 (238, 243 ff.).

  53. 53.

    Grundlegend E.-W. Böckenförde, Kreuze (Kruzifixe) in Gerichtssälen? Zum Verhältnis von staatlicher Selbstdarstellung und religiös weltanschaulicher Neutralität des Staates, in: ZevKR 20 (1975), S. 129 ff.

  54. 54.

    Vgl. A. v.Campenhausen, Religionsfreiheit, in: J. Isensee/P. Kirchhof (Hrsg.), Handbuch des Staatsrechts (HStR) VII (³2009), § 157 Rn. 6.

  55. 55.

    Zum folgenden vgl. C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 25 ff. Der dortigen Einteilung wird hier nur zum Teil gefolgt.

  56. 56.

    Vgl. E.-W. Böckenförde, Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation, in: ders, Recht – Staat – Freiheit, Frankfurt/M. 1991, S. 92 ff.

  57. 57.

    S. Korioth, Die Entwicklung des Staatskirchenrechts in Deutschland seit der Reformation, in: H.M. Heinig/C. Walter (Hrsg.), Staatskirchenrecht oder Religionsverfassungsrecht?, Tübingen 2007, S. 39 (43).

  58. 58.

    Ebd., S. 39 (46 ff., bes. 47).

  59. 59.

    C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 27.

  60. 60.

    Siehe S. Mückl, in: Bonner Kommentar zum GG, Art. 4 (2008) Rn. 20.

  61. 61.

    Vgl. ebd., Rn. 25.

  62. 62.

    Vgl. R. Morsey, Der Kulturkampf – Bismarcks Präventivkrieg gegen das Zentrum und die katholische Kirche, in: Essener Gespräche 34 (2000), S. 5 (19 ff.).

  63. 63.

    Zum folgenden A. v.Campenhausen, Religionsfreiheit (o. Fn. 54), Rn. 41 f., C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 28, S. Mückl, Art. 4 (o. Fn. 60) Rn. 29.

  64. 64.

    Zum folgenden A. v.Campenhausen/H. de Wall, Staatskirchenrecht (o. Fn. 46), S. 32. – Mit dem Staatskirchen–Verbot wurde zugleich jede Staatsreligion (oder Staatsweltanschauung) verboten, dekretierte doch die bis 1919 gültige Preußische Verfassung von 1850, dem Staat liege die christliche Religion zugrunde. H.M. Heinig, Verschärfung der oder Abschied von der Neutralität?, in: Juristenzeitung (JZ) 2009, S. 1136 (1140).

  65. 65.

    Zur Redaktionsgeschichte nur S. Mückl, Art. 4 (o. Fn. 60) Rn. 5.

  66. 66.

    A. v.Campenhausen, Religionsfreiheit (o. Fn. 54), Rn. 50.

  67. 67.

    Vgl. H.M. Heinig, Ordnung der Freiheit (o. Fn. 52), S. 235 (250 f.).

  68. 68.

    Art. 4 GG: „Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich“ (Abs. 1); „die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet“ (Abs. 2).

  69. 69.

    BVerwGE 90, 112.

  70. 70.

    BVerfG (1. Kammer des Zweiten Senats), Beschluß v. 25.01.2007 – 2 BvR 26/07, Rn. 21 = Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 2007, S. 1865 (1867). Siehe auch S. Mückl, Art. 4 (o. Fn. 60), Rn. 89. Liegt zudem ein Dissens zur eigenen Religionsgemeinschaft vor, ist statt der Bekenntnisfreiheit die Gewissensfreiheit tangiert (beide sind von Art. 4 I GG geschützt) – der Staat jedoch kann den Glauben oder Unglauben seiner Bürger in keinem Fall bewerten (vgl. ebd., Rn. 92).

  71. 71.

    Siehe oben unter III.6. – Hier kann offen bleiben, ob der Sinn der institutionellen Gewährleistungen in „konkreten Nützlichkeiten für das Gemeinwesen“ liegt oder – wie es Weber sieht – „im Schutz und in der Unterstützung der Religion um ihrer selbst willen“ (H. Weber, Änderungsbedarf im deutschen Religionsrecht?, in: NJW 2010, S. 2475 [2476]).

  72. 72.

    Auch zum folgenden M. Heckel, Zur Zukunftsfähigkeit des deutschen „Staatskirchenrechts“ oder „Religionsverfassungsrechts“?, in: Archiv des öffentlichen Rechts (AöR), S. 309 (375). (Vgl. auch R. Herzog, in: Maunz/Dürig, GG. Kommentar, Art. 4 (1988) Rn. 75).

  73. 73.

    M. Heckel, Zur Zukunftsfähigkeit (o. Fn. 72), S. 309 (375). Zum vielschichtigen Neutralitätsbegriff stellvertretend für viele und mit unterschiedlichen Akzentsetzungen: E.-W. Böckenförde, Kreuze (o. Fn. 53), S. 129 ff.; K.-H. Ladeur/I. Augsberg, Der Mythos vom neutralen Staat, in: JZ 2007, S. 12 ff.; C. Möllers, Religiöse Freiheit als Gefahr?, in: VVDStRL (o. Fn. 52) 68 (2009), S. 47 (56 ff.); H.M. Heinig, Verschärfung (o. Fn. 64), S. 1136 ff.; S. Mückl, Grundlagen des Staatskirchenrechts, in: HStR (o. Fn. 54) VII (³2009), § 159 Rn. 67 ff.; C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 42 ff.

  74. 74.

    M. Heckel, Zur Zukunftsfähigkeit (o. Fn. 72), S. 309 (386). Vgl. auch U. Di Fabio, Gewissen (o. Fn. 10), S. 30 ff.

  75. 75.

    Eine schematische Gleichbehandlung wird damit jedoch nicht intendiert (S. Mückl, Trennung (o. Fn. 52), S. 41 [57 ff.]). – Zumindest überpointiert erscheint der „gleichheitsrechtliche Gehalt“ der Religionsfreiheit bei U. Sacksofsky, Religiöse Freiheit als Gefahr?, in: VVDStRL (o. Fn. 52) 68 (2009), S. 7 (20 ff.).

  76. 76.

    Der Akzent liegt hier auf einer diskriminierungsfreien Gleichbehandlung. In Rechnung zu stellen ist, dass die Ausgangsbedingungen insofern schon vorgeprägt sind, als sich in ihnen religiöse Kultur niedergeschlagen haben (so etwa mit dem Sonntag und nicht dem Freitag oder Samstag als wöchentlichem Feiertag). Vgl. auch oben unter I.2.e).

  77. 77.

    Vgl. auch H.M. Heinig, Verschärfung (o. Fn. 64), S. 1136 (1140).

  78. 78.

    Vgl., dies ablehnend, A. v.Campenhausen, Religionsfreiheit (o. Fn. 54), Rn. 129.

  79. 79.

    M. Heckel, Zur Zukunftsfähigkeit (o. Fn. 72), S. 309 (325).

  80. 80.

    S. Mückl, in: Art. 4 (o. Fn. 60) Rn. 123.

  81. 81.

    A. v.Campenhausen, Religionsfreiheit (o. Fn. 54), Rn. 131. – C. Möllers (Religiöse Freiheit (o. Fn. 73), S. 47 [69 ff.]) sieht die öffentliche Rolle von Religion nicht mit „gesellschaftlicher Nützlichkeit, sondern mit öffentlicher Sichtbarkeit“ verbunden, nämlich eigene Sinnangebote vorzustellen und dabei mit anderen Religionen oder Weltanschauungen in Konkurrenz oder gar in Konflikt zu treten. „Die öffentliche Auseinandersetzung mit und zwischen Religionen erweist sich nicht als Krisenphänomen, sondern als Ausdruck eines ernsthaften (¼), vom Grundgesetz gewollten Umgangs mit Religion“ (ebd., S. 70). Es sei „eine der problematischen Eigentümlichkeiten eines weiten Verständnisses der Religionsfreiheit, dass dieses für den Gesetzgeber immer nur eine negative, die Religion einschränkende Rolle vorsieht“ (ebd., S. 78 f.).

  82. 82.

    Diese Gefahr sieht auch R. Herzog, Art. 4 (o. Fn. 72) Rn. 60: Es gehe „im Ansatz fehl“, aus der negativen Religionsfreiheit ein Recht darauf herzuleiten, dass „andere auf eine von ihnen gewünschte positive Religionsfreiheit verzichten müssen“ (Hervorhebungen im Original).

  83. 83.

    A. v.Campenhausen, Religionsfreiheit (o. Fn. 54), Rn. 133; vgl. auch U. Di Fabio, Gewissen (o. Fn. 10), S. 28 f. und 34 sowie ausführlich S. Mückl, in: Art. 4 (o. Fn. 60) Rn. 124.

  84. 84.

    Selbst U. Sacksofsky (Religiöse Freiheit (o. Fn. 75), S. 7 [33 f.]) lehnt ein laizistisches Modell ab, weil es für Gläubige erhebliche Freiheitsbeschränkungen und für die Demokratie einen Verlust bedeuten würde, wenn sich Religionsgemeinschaften nicht im öffentlichen Raum betätigen könnten. Bemerkenswert G. Robbers (Staat und Religion (o. Fn. 52), S. 231 [256]): „Die Bestrebungen, Religion zu einem bloß gesellschaftlichen Phänomen zu reduzieren, etatistisch im Grunde, erweisen sich in allen Rechtsordnungen als gescheitert, stets besitzt Religion eine vielfältig variierte rechtliche Sonderstellung.“

  85. 85.

    Vgl. E.-W. Böckenförde, Die Entstehung (o. Fn. 56), S. 92 (112 ff.) sowie L. Häberle, Bindekräfte im säkularisierten Staat, in: Communio 38 (2009), S. 240 (244 f.).

  86. 86.

    Vgl. S. Mückl, Religionsfreiheit und Sonderstatusverhältnisse, in: Der Staat 40 (2001), S. 96 ff. – Allerdings müssten demokratische Staatsräson und individuelle Freiheit „nicht zwingend zueinander in Widerspruch stehen“, so C. Möllers (Religiöse Freiheit (o. Fn. 73), S. 47 [85 f.]), da von Staatsdienern getragene religiöse Symbole wie etwa das Kopftuch auch als Ausdruck eines staatlichen Selbstverständnisses verstanden werden könnten, „das Religion hoch schätzt und die Religiösität des staatlichen Personals in seiner Vielfalt ausdrücklich zulässt“ – „soweit eine demokratische Mehrheit dies will“.

  87. 87.

    Vgl. mit ähnlicher Tendenz stellvertretend für viele C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 65 und passim sowie H.M. Heinig, Ordnung der Freiheit (o. Fn. 52), S. 235 (253).

  88. 88.

    J. Kokott, Laizismus und Religionsfreiheit im öffentlichen Raum, in: Der Staat 44 (2005), S. 343 (351).

  89. 89.

    Vgl. C. Walter, Neue Religionskonflikte und staatliche Neutralität, in: Deutsches Verwaltungsblatt (DVBl) 2010, S. 993 (1000).

  90. 90.

    Näher dazu G. Lienbacher, Religiöse Rechte, in: HGR (o. Fn. 41) VII/1 (2009), § 193 Rn. 59 ff.

  91. 91.

    C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 74 ff., bes. 89. Kritisch hierzu H. Weber, Änderungsbedarf (o. Fn. 71), S. 2475 (2480) sowie C. Walter, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 89), S. 993 (994 ff.), der sich auch mit Webfehlern des österreichischen Modells, die es in der Tat zu vermeiden gilt, auseinandersetzt.

  92. 92.

    Vgl. C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 89 ff., bes. 107 f.

  93. 93.

    Bedenkenswerte Argumente dazu: R. Schieder, Sind Religionen (o. Fn. 7), S. 252 ff., 257 ff.

  94. 94.

    Diese sollte an staatlichen Hochschulen stattfinden. Die inhaltliche Ausrichtung der islamischen Theologie könnte über Beiräte sichergestellt werden, in die möglichst viele islamische Gemeinschaften zu integrieren wären. Siehe dazu C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 155 ff. und eingehender C. Walter, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 89), S. 993 (997 ff.).

  95. 95.

    C. Waldhoff, Neue Religionskonflikte (o. Fn. 1), S. 107, vgl. auch 90.

  96. 96.

    Andere Auffassung: H. Weber, Änderungsbedarf (o. Fn. 71), S. 2475 (2477 f.).

  97. 97.

    Siehe oben unter II.1.b).

  98. 98.

    Das setzt voraus, dass Güterabwägungen – ggf. gemäß dem Prinzip praktischer Konkordanz, also in Optimierung beider Rechtsgüter (vgl. K. Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts, Neudruck der 20. Aufl., Heidelberg 1999, Rn. 72) – diesen Handlungen nicht entgegenstehen.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Lothar Häberle .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2012 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this paper

Cite this paper

Häberle, L. (2012). Religionsfreiheit und Staatskirchenrecht in Deutschland – eine nicht nur verfassungsrechtliche Lageskizze. In: Häberle, L., Hattler, J. (eds) Islam - Säkularismus - Religionsrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-21367-0_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-21367-0_2

  • Published:

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-642-21366-3

  • Online ISBN: 978-3-642-21367-0

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics