Zusammenfassung
Vor mehr als 100 Jahren mutmaßten Ellermann und Bang erstmals, dass bösartige Tumoren durch Viren hervorgerufen werden. Diese Vermutung wurde durch die Forschung der letzten 20 Jahre nachhaltig bestätigt. Heute geht man davon aus, dass etwa 20% aller Krebserkrankungen beim Menschen durch Viren verursacht werden. Die häufigsten kanzerogenen Erreger sind DNA-Viren mit relativ kleinen Genomen. Sie vermehren sich, indem sie in Zellen des Wirtsorganismus eindringen und die zelluläre Synthesemaschinerie für DNA und Proteine dazu programmieren, Kopien der eingedrungenen Viren herzustellen. Da wesentliche Enzyme, die für die virale DNA-Synthese nötig sind, nur während der S-Phase des Zellzyklus synthetisiert werden, stimulieren viele Tumorviren ruhende Zellen zur Zellteilung. Hierzu synthetisieren DNA-Tumorviren Proteine, die die wachstumshemmende Funktion von zellulären Regulatorproteinen des Zellzyklus aufheben. Viele grundlegende Mechanismen der Signaltransduktion und der Zellzykluskontrolle konnten über die Analyse von Tumorviren aufgeklärt werden. So konnten sowohl Onkogene als auch Tumorsuppressoren über die Untersuchung von Tumorviren identifiziert und ihre Funktion im Zellzyklus erstmals entschlüsselt werden. Heute bekannte Viren, die Tumoren des Menschen auslösen können, sind humane Papillomviren (HPV), das Hepatitis-B-Virus (HBV), das Epstein-Barr-Virus (EBV), das humane T-Zell-Leukämievirus (HTLV-1) und sehr wahrscheinlich das humane Herpesvirus Typ 8 (HHV-8). Andere Viren können indirekt zur Entstehung von Tumorerkrankungen beitragen. So können menschliche Immundefizienzviren (HIV) über die Störung des Immunsystems die Entstehung des Kaposi-Sarkoms, aber auch maligner Lymphome fördern. Das Hepatitis-C-Virus (HCV) begünstigt wahrscheinlich durch eine chronische Schädigung des Leberparenchyms die Genese des Leberzellkarzinoms.
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Grassmann, R., Iftner, T., Fleckenstein, B. (2010). Kanzerogenese durch Viren. In: Hiddemann, W., Bartram, C. (eds) Die Onkologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-79725-8_9
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