Skip to main content

Militär: Handeln in komplexen Problemlagen

  • Chapter
  • 4836 Accesses

Auszug

Interessante Human-Factors-Fallbeispiele aus dem Bereich der Streitkräfte sind oftmals klassifiziert und können daher nicht veröffentlicht werden. Zitierbare Fallbeispiele finden sich jedoch im jährlichen Bericht des Wehrbeauftragten der Bundeswehr, der damit einen guten Einstiegsp unkt für Human-Factors-Themen in der Bundeswehr darstellt. So schreibt der Wehrbeauftragte (2007, S. 10) in seinem öffentlichen Bericht über das Jahr 2006 über die Veröffentlichung von Fotos, auf denen Bundeswehrsoldaten in Afghanistan mit Knochen und Totenschädel zu sehen sind: „Das Posieren mit menschlichen Skelettteilen ist mit der Werteordnung unseres Grundgesetzes nicht zu vereinbaren. […] So hat es in der öffentlichen Diskussion Stimmen gegeben, die darauf hingewiesen haben, bei der Bewertung der Vorgänge die besondere Situation des Einsatzes nicht aus dem Auge zu verlieren. […] Die Umstände sind bei der Bewertung persönlichen Fehlverhaltens zu berücksichtigen. Sie geben aber keinen Anlass, die Grundsätze der Inneren Führung unter Hinweis auf die Einsatzrealität zu relativieren oder grundsätzlich in Frage zu stellen. Bei der Aufstellung der Bundeswehr hat der Gesetzgeber den Primat der Politik, die parlamentarische Kontrolle und die Bindung der Streitkräfte an Recht und Gesetz festgeschrieben. Diese Entscheidung steht nicht zur Disposition. Darüber hinaus wurde mit dem Leitbild vom Staatsbürger in Uniform ein neues Verständnis von militärischer Führung entwickelt, das auf den mitdenkenden, aus eigener Verantwortung und Überzeugung handelnden Soldaten setzt und Vorgesetzte zu zeitgemäßer Menschenführung verpflichtet. Dieses Konzept hat sich nicht nur bewährt, es ist aktueller denn je, denn die Erfahrung der jüngsten Vergangenheit zeigt, dass nur der mitdenkende, innerlich gefestigte und auf dem Boden des Rechtsstaats stehende Soldat in der Lage ist, den vielschichtigen Anforderungen internationaler Einsätze gerecht zu werden. Vor diesem Hintergrund muss der Frage nachgegangen werden, warum die in die Fotoaffäre verwickelten Soldaten diesem Anspruch nicht gerecht geworden sind. Welche jungen Männer und Frauen finden überhaupt den Weg in die Streitkräfte und nach welchen Kriterien werden sie ausgewählt? Welches Wertebewusstsein bringen sie mit? Wie können sie mit den Grundsätzen der Inneren Führung intensiver vertraut gemacht werden? Welche Defizite gibt es in diesem Bereich und wie können sie ausgeglichen werden? Kommen die Vorgesetzten ihrer Pflicht zur Fürsorge und Dienstaufsicht konsequent nach?“

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Badke-Schaub, P. & Frankenberger, E. (2003). Management kritischer Situationen. Produktentwicklung erfolgreich gestalten. Berlin: Springer.

    Google Scholar 

  • Bundesminister der Verteidigung (2003). Verteidigungspolitische Richtlinien. http://www.bundeswehr.de [Zugriff am 24.01.2008].

  • Bundesministerium der Verteidigung (2006). Weißbuch zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr. http://www.bmvg.de [Zugriff am 24.01.2008].

  • Christensen, J. M. (1958). Trends in human factors. Human Factors, 1, 2–7.

    Google Scholar 

  • Dörner, D. (1989). Die Logik des Mißlingens. Reinbek: Rowohlt.

    Google Scholar 

  • Driskell, J. E. (1989). Psychology and the military. American Psychologist, 44, 43–54.

    Article  Google Scholar 

  • Generalinspekteur der Bundeswehr (2004). Grundzüge der Konzeption der Bundeswehr. http://www.bmvg.de

  • Hobbs, A. (2004). Human factors: the last frontier of aviation safety? The International Journal of Aviation Psychology, 14, 334–341.

    Article  Google Scholar 

  • Hunter, W. S. (1997). Psychology in the war. In J. M. Notterman (Ed.), The evolution of psychology — Fifty years of the American Psychologist (pp. 269–291). Washington, DC: American Psychological Association.

    Chapter  Google Scholar 

  • Kraft, J. A. (1961). Compilation and brief history of human factors research in business and industry. Human Factors, 3, 253–283.

    Google Scholar 

  • Roscoe, S. N. (1997). The adolescence of engineering psychology. Human Factors History Monograph Series, 1, 1–9.

    Google Scholar 

  • U.S. Department of Defense (2003). Transformation planning guidance. http://www.oft.osd.mil/library/library.cfm?libcol=6 [Zugriff am 24.01.2008].

  • Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages (2007). Jahresbericht 2006. Drucksache 16/4700 vom 20.03.2007.

    Google Scholar 

  • Yerkes, R. M. (1918). Psychology in relation to the war. The Psychological Review, 25, 85–115.

    Article  Google Scholar 

  • Yerkes, R. M. (1919). Report of the psychology committee of the national research council. The Psychological Review, 26, 83–149.

    Article  Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2008 Springer Medizin Verlag Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Bresinsky, M., Detje, F., Littschwager, M. (2008). Militär: Handeln in komplexen Problemlagen. In: Badke-Schaub, P., Hofinger, G., Lauche, K. (eds) Human Factors. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-72321-9_15

Download citation

Publish with us

Policies and ethics