Zusammenfassung
Dass jeder Mensch nicht nur eine, sondern mehrere „Seelen in seiner Brust“ hat, dass er über verschiedene Persönlichkeitsanteile verfügt, die sich in verschiedenen Zuständen mit verschiedenen Erlebensweisen befinden, die über unterschiedliche Erfahrungen verfügen, verschiedene Interessen und Bedürfnisse vertreten, die uneinig sein und miteinander in Konflikt geraten können und Symptome und unangepasste Verhaltensweisen bewirken, ist schon uraltes schamanisches Wissen. Die Wiederentdeckung dieses Wissens, „welches seit Beginn der Psychotherapie in den meisten therapeutischen Ansätzen vorhanden war“ (Hesse 2000, S. 68), führte dazu, dass in den letzten Jahren zunehmend psychotherapeutische Methoden von einer inneren Vielfalt ausgehen und die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen in den Mittelpunkt stellen. Die „innere Vielstimmigkeit“, die Auffassung, dass ein Mensch kein einheitliches Selbst hat, sondern sich aus vielen eigenständigen Anteilen zusammensetzt, die sich in unterschiedlichen Kontexten zeigen, wurde zu einer Prämisse postmoderner Beratung (Deissler & Gergen 2004). Beobachtungen, dass wir ständig von einem Bewusstseinszustand zum nächsten gleiten „mit jeweils unterschiedlichen physiologischen, kognitiven und emotionalen Mustern, so als ob wir multiple Persönlichkeiten seien, mit multiplen Seiten oder ‚Anteilen‘“ (Schmidt 2004, S. 195) und der jeweilige Bewusstseinszustand dann eine vorübergehende Identifikation des bewussten „Ich“ mit einer der vielen Seiten ist, führten zur Entwicklung von verschiedenen Modellen. Basierend auf psychodynamischen, neurobiologischen und bindungstheoretischen Erkenntnissen wird die Persönlichkeit als ein inneres System von Persönlichkeitsanteilen bzw. Ego States gesehen. Bekannte Beispiele dafür sind die Ego State Therapy (Watkins 2003), die Schematherapie (Young 2005), der Voice Dialogue (Stone), die IndividualSystemik (Wittemann), traumatherapeutische Ansätze (z. B. Reddemann 2004), die systemische Therapie mit der inneren Familie (Schwartz 2000), das Innere Team (Schulz von Thun 1998) und „die innere Familienkonferenz“ oder „das innere Parlament“ (G. Schmidt 2004).
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© 2013 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Aichinger, A. (2013). Teilearbeit in der Kindertherapie. In: Einzel- und Familientherapie mit Kindern. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94318-3_2
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