Zusammenfassung
Seit dreißig Jahren hat sich die Gesprächsforschung zu einem produktiven Forschungszweig entwickelt. Sie hat vor allem der Linguistik, der Soziologie und der Anthropologie neuartige Forschungsfelder eröffnet und Perspektiven auf alte Probleme verändert. Kein anderer wissenschaftlicher Ansatz hat sich mit solcher Konsequenz der Forderung angenommen, das Alltagsleben zu erforschen, welches ja zum allergrößten Teil aus Gesprächsereignissen besteht, sei es in der Familie, im Beruf oder in der Freizeit. Der Vielzahl von Untersuchungen und Erkenntnissen steht jedoch ein eigentümliches Defizit an methodischer Reflexion gegenüber. Es sind allenfalls rudimentäre methodische Standards zu erkennen, drängende Fragen des wissenschaftlichen Vorgehens werden nicht diskutiert, und der Versuch, explizite Verfahrensweisen und Kriterien der Gesprächsanalyse zu erarbeiten, wurde kaum unternommen. Diese Defizite ziehen gravierende Probleme nach sich: Untersuchungen bleiben oft bei vorwissenschaftlichen Paraphrasen oder bei bloßen Illustrationen vorgefaßter Theorien durch Gesprächsausschnitte stehen, Kriterien zur Beurteilung der Güte von Untersuchungen fehlen weitgehend, und der Gesprächsforschung kann im disziplinären Kontext mit dem Argument, es fehle ihr an wissenschaftlicher Methodik, die Anerkennung verweigert werden. Den gleichen Mangel bekommen Forschende, Lehrende und Studierende zu spüren, die sich auf die Suche nach systematischen Einführungen und Überblicksdarstellungen zur Methodik der Gesprächsanalyse machen.
Ich danke Peter Auer, Gabriele Lucius-Hoene, Klaus Neumann-Braun, Marco Rühl, Axel Schmidt, Thomas Spranz-Fogasy und Martin Hartung für Kommentare zu einer Vorfassung dieses Textes. Jutta Anna Metzger sorgte für den lektorierenden Feinschliff.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Deppermann, A. (2008). Zur Aufgabe einer gesprächsanalytischen Methodik. In: Gespräche analysieren. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91973-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91973-7_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14693-5
Online ISBN: 978-3-531-91973-7
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