Auszug
Szenarien so genannter Parallelgesellschaften sind vielfältig vorhanden. Ein Teil des medialen und populärwissenschaftlichen Diskurses konzentriert sich in der Darstellung auf aggressive junge Männer, die — notwendigerweise mit dem Ausweis „Migrationshintergrund“ ausgestattet, um in der Parallelgesellschaft mitmachen zu können — ganze Stadtteile unter ihre Kontrolle bringen, und dort ihre eigenen, meist kriminellen Regeln herrschen lassen.1 Sie werden als „türkische Machos“ skizziert, die in gewalttätiger Form ihre Männlichkeit ausleben müssen, Produkte einer familiären Sozialisation, die von Gewalt, einem gewalttätigen Geschlechterverhältnis sowie patriarchalen Vorstellungen der Väter geprägt seien. Mit emanzipatorischen Verhältnissen in der Bundesrepublik konfrontiert, gerieten die jungen Männer mit solchen Konzepten von Männlichkeit in einen Kulturkonflikt — und würden ihr Dilemma dann durch Gewalt verarbeiten. Ihre Gewaltbereitschaft schmälere ihre Chancen, sich in der Gesellschaft einen Platz zu erobern (vgl. z.B. Pfeiffer/Wetzels 2000: 21ff; Aslan 2003) und erhöhe somit das Risiko, dass sie sich in ihrer eigenen Welt verschanzen. Als Angehörige von Parallelgesellschaften werden sie zum „bedrohlichen Anderen“ im Inneren — das macht sie besonders bekämpfenswert.
Vgl. z.B. der Spiegel 10/2002; in der Süddeutschen Zeitung vom 4.12.2001 steht: „Islam-Serie: Wie in Deutschland eine Parallelgesellschaft entsteht.“
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Literatur
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Spindler, S. (2007). Rassismus, Männlichkeit und „andere“ Körper. In: Bukow, WD., Nikodem, C., Schulze, E., Yildiz, E. (eds) Was heißt hier Parallelgesellschaft?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90743-7_17
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90743-7_17
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