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Weib oder Mensch?

Zur Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung

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Geschlechter

Zusammenfassung

In diesem Beitrag soll die Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung nicht vom alten Ägypten bis in das Computerzeitalter dargestellt werden — das ließe sich auch gar nicht bewerkstelligen. Vielmehr soll für eine bestimmte Zeit, das ausgehende 18. Jahrhundert bzw. die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert eine Momentaufnahme versucht werden, denn in dieser Zeit werden bis weit in das 20. Jahrhundert hinein vertretene Positionen zur Erziehung und Bildung des weiblichen Geschlechts formuliert.2 Das politikgeschichtliche Epochedatum in dieser „Sattelzeit“ (Koselleck) bildet die Französische Revolution, die übrigens in ihrer Anfangszeit zahlreiche Anhänger in Deutschland fand: So berichtet Knigge aus Hamburg, daß ein Jahr nach dem Sturm auf die Bastille ein „Freiheitsfest zu Ehren der französischen Revolution“ (1790/1975, S. 82) gefeiert wurde. Schiller hat in seinem 1787 erschienenem Don Carlos die Freundschaft zwischen zwei jungen Männern und gegen einen Vater zum Zentrum eines Dramas gemacht, Mozart die Privilegien des Adels in seiner „Hochzeit des Figaro“ in Frage gestellt. Epochaler Bestseller wird Rousseaus „Nouvelle Heloise“ sein. Die erste Dampfmaschine Deutschlands wird im Jahre 1800 in Betrieb genommen, 1792 war in Berlin das Brandenburger Tor errichtet worden, noch ohne Quadriga, aber dafür mit Holztoren, die nachts verschlossen wurden.

Der erste Teil dieses Beitrages ist die gekürzte und geringfügig überarbeitete Fassung meines Aufsatzes „Weib oder Mensch, Wesen oder Wissen? Bürgerliche Theorien zur weiblichen Bildung um 1800“ . In: Elke KLEINAU/Claudia OPITZ (Hrsg.) (1996): Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung. Band 1. Vom Mittelalter bis zur Aufklärung. Frankfurt am Main, S. 327–345.

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Literatur

  1. Für die Betrachtung dieser Zeit spricht auch, daß in ihr die Pädagogik als Disziplin entsteht. So wird 1778 erstmals eine Professur für Pädagogik (und Philosophie) eingerichtet und mit dem Philanthropen Ernst Christian TRAPP besetzt. Eine Vielzahl pädagogischer Zeitschriften erscheint und Fragen der Erziehung bzw. der Reform des Erziehungswesens beschäftigen das gebildete Publikum.

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  2. Zur Rezeption von ROUSSEAUS Frauenbild und Mädchenerziehungstheorie im etablierten pädagogischen Diskurs und in der Frauenforschung vgl. SCHMID 1992.

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  3. Hierher gehört auch, daß die Frau eine „Ökonomie der Verführung“ entfaltet, damit Ehefrau und Ehemann auch Liebhaber und Geliebte sein können. Diese historisch neue Erotisierung der Ehe faßt ROUSSEAU als Hervorbringung der Frau. Damit wird die Ehe zugleich als Verhältnis wechselseitiger Abhängigkeit konzipiert.

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  4. Vgl. die Schilderung einer idealen Gastgeberin, die alles im Auge hat, ohne daß es jemand bemerkt. (ROUSSEAU 1762/1979, S. 503)

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  5. Heide von FELDEN hat gezeigt, daß zeitgenössische deutschsprachige Schriftstellerinnen ROUSSEAU breit rezipierten und ihn dabei meist zur Untermauerung ihrer je eigenen Positionen heranzogen, sich also affirmativ (und nicht selten ekklektisch) auf ihn bezogen. (Vgl. von FELDEN 1997)

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  6. Diese Bestimmung der Erziehung von außen, wir könnten sie auch utilitaristische Bestimmung nennen, findet sich auch in den Theorien der Knabenerziehung, zumal den philanthropischen. Aber spätestens mit der Idee der Allgemeinbildung wird ihnen auch eine Bildung an sich und für sich selber als Menschen zugestanden, Bildung als Selbstzweck und Menschenrecht formuliert. (Vgl. SCHMID 1986)

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  7. Zur Kritik an HAUSEN vgl. Brita RANG (1986).

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  8. Allerdings folgen in der Generation der um 1770 Geborenen etliche (bildungs)bürgerliche Männer nur bedingt der polaren Deutung des Geschlechterverhältnisses, indem sie Freundschaft und Liebe, also Privates und Emotionales, zum Zentrum ihres Selbstentwurfs machen. (Vgl. TREPP 1996)

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  9. Kritisch mit der Hauptströmung auseinandergesetzt haben sich neben Amalia HOLST: Theodor Gottlieb von Hippel (Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber, 1793); Mary WOLLSTONECRAFT (A Vindication of the Rights of Women, 1792, dt. 1793); Esther Gad (Einige Aeußerungen übere Hrn. Kampe’ns Behauptungen, die weibliche Gelehrsamkeit betreffend, 1798); Georg Friedrich Christian WEISSENBORN (Ueber die bisherige Zurücksetzung des weiblichen Geschlechts, 1800).

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  10. Wir kennen sogar eine Abbildung dieser Schule mit ihren zwei Reihen verschieden großer Stühlchen, denen drei Erwachsenenstühle gegenüberstehen — der Bruder der Schulhalterin, Daniel CHODOWIECKI, hat sie bei einem Besuch in Danzig gezeichnet.

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  11. Die ferne Professorin war Laura BASSI.

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  12. Allerdings mußte sie ihrem Vater versprechen, nur unter Pseudonym zu veröffentlichen.

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© 1999 Leske + Budrich, Opladen

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Schmid, P. (1999). Weib oder Mensch?. In: Scarbath, H., Schlottau, H., Straub, V., Waldmann, K. (eds) Geschlechter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95099-4_1

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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