Zusammenfassung
In den Sozialwissenschaften ebenso wie in der gängigen Kulturkritik wurde und wird weiterhin — z. T. unter großen Meinungsverschiedenheiten und gegensätzlichen Analyseergebnissen — eine Fülle von „schmückenden“ Beiwörtern für Zustandsbeschreibungen der gegenwärtigen Industriegesellschaft produziert. Man spricht z. B. von der „informierten“, „bürokratischen“, „organisierten“, „verwissenschaftlichen“, „repressiven“, „autoritären“, „rationalen“, „fortschrittlichen“, „mobilen“, von der Konsum-, Wohlstands-, Uberfluß-, Rüstungs-, Dienstleistungs-, Klassen- oder nivellierten Mittelstands-Gesellschaft. Autoren, die solche Begriffe strapazieren, wollen in der Regel keine Ein-Faktor-Charakterisierung vornehmen, sondern lediglich typische Strukturmerkmale besonders herausstreichen. Unsere höchst unvollständige Auflistung zeigt schon, daß die Ansichten über Wesentliches, Strukturbestimmendes ziemlich weit auseinandergehen, z. T. sich diametral gegenüberstehen.
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Anmerkungen
Vgl. Heid, Helmut, Das Leistungsprinzip — strategischer Faktor gesell-schafts-und bildungspolitischer Kontroversen, in: Die Deutsche Berufs-und Fachschule, 69. Bd., 1973, Heft 12, S. 890 ff.
Vgl. das von der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung herausgegebene Buch mit diesem Titel, München (dtv), 3. Aufl. 1975.
Vgl. Anm. 2, hier S. 170 f.
Hierzu Friedrich Fürstenberg, Das Aufstiegsproblem in der modernen Gesellschaft, Stuttgart 1962, S. 14 ff.
Besonders instruktiv hierzu Leo Strauss, Naturrecht und Geschichte, Stuttgart 1956.
Vgl. den in diesem Band abgedruckten Text von Adam Smith. S. ff.
F. Fürstenberg, a.a.O., S. 19 f.
Erstmals veröffentlicht 1904/05. Neudruck in: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. L, 4. Aufl., Tübingen 1947. S. 1 ff.
Vgl. hierzu die abgedruckten Texte von Wolfram Fischer und von David C. McClelland. Darüber hinaus: S. H. Eisenstadt, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 22. Jg., 1970.
Wie plausibel die Entwicklung der (z. B. ökonomischen) Ideengeschichte auf reale historische Wandlungsprobleme der Menschen zurückgeführt werden kann, zeigt Werner Stark, Die Geschichte der Volkswirtschaftslehre in ihrer Beziehung zur sozialen Entwicklung, Dordrecht 1960.
Vgl. hierzu den abgedruckten Text von Adam Smith, S. 62 ff. „Was die produktiven Kräfte der Arbeit verbessert“.
In der modernen Soziologie ist aus diesem, vor allem auf wirtschaftliche Vorgänge bezogenen „Menschenbild“ ein generelles Erklärungsmuster für jegliches soziales Verhalten geworden. Der von Ralf Dahrendorf so bezeichnete „homo sociologicus“ verhält sich gegenüber den vielfältigen normativen Verhaltenszumutungen der Gesellschaft so, daß er die hinter diesen Normen stehenden Sanktionen (Bestrafungen bei Nichterfüllung, Belohnungen bei Anpassung) prüft und nach ihrer „Schwere“ und „Bedeutung“ kalkuliert. (Vgl. Günter Hartfiel, Wirtschaftliche und soziale Rationalität. Untersuchungen zum Menschenbild in ökonomie und Soziologie, Stuttgart 1968.)
Vgl. den in diesen Band aufgenommenen Text von Claus Offe, S. 102 ff.
Vgl. hierzu den abgedruckten Aufsatz von Heinz Kluth, S. 152 ff.
Vgl. hierzu den Text von Christian Graf von Krokow über „Die überflüssige Leistung“.
Helmut Schelsky, Systemüberwindung, Demokratisierung und Gewaltenteilung, 3. Aufl., 1974; ders., Die Arbeit tun die anderen — Klassenkampf und Priesterschaft der Intellektuellen, 1975; Willhelm Hennis, Demokratisierung, Zur Problematik eines Begriffs, Köln-Opladen 1970.
Vgl. den hier abgedruckten Text von Christian Graf von Krockow, S. 178; ferner Karl-Otto Hondrich, Demokratisierung und Leistungsgesellschaft, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1972; Fritz Vilmar, Strategien der Demokratisierung, Bd. I., Darmstadt und Neuwied 1973.
Dieser Erklärungsgrundsatz etwa auch für das Phänomen sozialer Ungleichheiten unter den Menschen kann auf eine zweitausendjährige Tradition zurückblicken. Bereits der griechische Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.) entfaltete in seinen politischen Schriften die Lehre, daß sich in den gesellschaftlichen Herrschafts-und Unterordnungsverhältnissen die Unterschiede in der Menschennatur verwirklichen. Die natürlichen Unterschiede seien die Ursache für unterschiedliche Verdienste und Leistungen der Menschen. Eine „gerechte“ gesellschaftliche Ordnung müsse dafür Sorge tragen, daß die Menschen entsprechend ihren Verdiensten ihre soziale Stellung erhalten. Mit dieser Argumentation legitimierte Aristoteles z. B. das patriarchalische Verhältnis zwischen Mann und Weib sowie die Unterwerfung der Sklaven.
M. Young, The Rise of Meritocracy 1870–2033, London 1958; dt.: Es lebe die Ungleichheit, Köln 1961.
H. Heckhausen, Begabungsentfaltung für jeden, Osnabrück 1972, S. 10 f.
Einen ausgezeichneten Überblick über den Stand der wissenschaftlichen Diskussion der 50er und 60er Jahre, der Rekonstruktionszeit nach dem 2. Weltkrieg, bietet der erstmals 1968 von Heinrich Roth herausgegebene Sammelband „Begabung und Lernen“, 8. Aufl. Stuttgart 1972.
Von den Rassenideologien des Nationalsozialismus beeinflußte Wissenschaftler haben auch vorher schon immer wieder an genetische Faktoren erinnert (z. B. K. V. Müller, Begabung und soziale Schichtung in der hochindustrialisierten Gesellschaft, Köln 1956) und auf die „Durchsetzungskraft“ ererbter Anlagen auch inmitten totaler sozialer Neugestaltung der Lebensverhältnisse hingewiesen. Aber in den letzten Jahren erst mehren sich die Stimmen der Psychologen, Pädagogen und Soziologen, die anhand imponierender empirischer Forschungsergebnisse beweisen wollen, daß eine Veränderung der Umweltbedingungen der Menschen keine ins Gewicht fallende Veränderung von Intelligenzquotienten (IQ) oder Begabungspotentiale bewirke. Vgl. die aufsehenerregenden und heftig diskutierten Veröffentlichungen von A. R. Jensen, Genetics and Education, London 1972 — Deutscher Auszug „Wie sehr können wir Intelligenzquotient und schulische Leistung steuern?“, in: H. Skowronnek (Hg.), Umwelt und Begabung, Stuttgart 1973 — und H. J. Eysenck, Die Ungleichheit der Menschen, München 1975. Das Buch von Dieter E. Zimmer „Der Streit um die Intelligenz“ (München und Wien 1975) vermittelt einen Uberblick über die z. Zt. anhaltende Diskussion.
W. Wolf, Das Problem von Anlage und Umwelt. Das Wechselwirkungsmodell, in: W. Klafki, u. a., Erziehungswissenschaft, Bd. 3, Frankfurt 1971.
Zu diesem Thema vgl. die Texte von D. C. McClelland, S. 66 ff., G. Grauer, S. 82 ff. und H. Klages, S. 141 ff.
H. Heckhausen, Leistung — Wertgehalt und Wirksamkeit einer Handlungsmotivation und eines Zuteilungsprinzips, in: Sinn und Unsinn des Leistungsprinzips, a.a.O., S. 174 f.
Vgl. den Text von B. de Jouvenel, S. 197 ff.
Im einzelnen vgl. den Text von G. Grauer, S. 82 ff.
Hierüber informieren B. S. Bloom, Taxonomie of Educational Objectives, New York 1956; C. L. Furck, Das pädagogische Problem der Leistung in der Schule, Weinheim 1961; P. Gaude, W. Teschner, Objektivierte Leistungsmessung in der Schule, Frankfurt/M. 1970; K. H. Ingenkamp (Hrsg.), Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung, Weinheim 1971; ders. Pädagogische Diagnostik, Weinheim 1975.
Vgl. den Text von K. Heipcke, S. 201 ff.
Vgl. den Text von F. Wellendorf, S. 207 ff.
Eine Übersicht gibt W. Pöhler u. a., Humanisierung des Arbeitslebens, Frankfurt/M. 1973; K. Gülden u. a., Humanisierung der Arbeit?, Berlin 1973.
Hierbei spielen die wichtigen theoretischen und gesellschaftspraktischen Versuche eine Rolle, „soziale Indikatoren“ zur Diagnose solcher Zusammenhänge zu finden und als „Anzeiger“, als „Maßstäbe“ festzulegen. Vgl. W. Zapf (Hrsg.), Soziale Indikatoren, Konzepte und Forschungsansätze, 3 Bde., Frankfurt-New York 1974/75; R. Werner, Soziale Indikatoren und politische Planung, 1975.
Vgl. den Text von B. Lutz, S. 226 ff.
H. D. Siebel, Gesellschaft im Leistungskonflikt, Düsseldorf 1973, S. 142.
H. P. Dreitzel, Soziologische Reflexionen über das Elend des Leistungsprinzips, in: Sinn und Unsinn des Leistungsprinzips, a.a.O., S. 45.
Vgl. den Text von H. E. Richter S. 187 ff.
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Hartfiel, G. (1977). Einführung. In: Hartfiel, G. (eds) Das Leistungsprinzip. Universitätstaschenbücher, vol 533. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85262-5_1
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