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Humane embryonale Stammzellforschung in der Sicht protestantischer Ethik und die Reform des Stammzellgesetzes in Deutschland am 11. April 2008

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Part of the book series: Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin ((SERM,volume 2))

Auszug

Humane embryonale Stammzellforschung (hES-Forschung) ist nach der Isolierung dieser Zellen, die 1998 erfolgte, in Deutschland sehr kontrovers diskutiert worden. Einen vorläufigen Schlusspunkt setzte das am 1. 7. 2002 in Kraft getretene Stammzellgesetz.1 Das Gesetz verbot in Deutschland hES-Forschung und stellte sie unter Strafe. Jedoch ließ es zu, dass im Ausnahmefall — nach Zustimmung der Zentralen Ethikkommission für Stammzellforschung und nach einer Genehmigung durch das Robert Koch-Institut — Forschungen an Zelllinien erfolgen durften, die aus dem Ausland importiert wurden; sie mussten in einem ausländischen Staat vor dem Stichtag des 1.1.2002 aus überzähligen Embryonen gewonnen worden sein. Diese Bestimmungen des Gesetzgebers sind von vielen Stimmen von vornherein als zu restriktiv erachtet wurden, so dass die Debatte über die Bedingungen für hES-Forschung in Deutschland nie zur Ruhe kam.2 Sie flammte Ende 2006 erneut auf, als die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Fortentwicklung des Stammzellgesetzes einforderte und vorschlug, den die Forschung beeinträchtigenden starren Stichtag des 1.1. 2002 gänzlich abzuschaffen sowie in anderen Punkten gesetzliche Restriktionen aufzuheben.3

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Kreß, H. (2008). Humane embryonale Stammzellforschung in der Sicht protestantischer Ethik und die Reform des Stammzellgesetzes in Deutschland am 11. April 2008. In: Körtner, U.H.J., Kopetzki, C. (eds) Stammzellforschung. Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin, vol 2. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-77512-7_11

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