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Europäische Agenturen im Lichte der dynamischen Verwaltungslehre

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Auszug

Nationales und europäisches Verwaltungsrecht verfolgen im Kern unterschiedliche Zielsetzungen. Während mitgliedstaatliches Verwaltungsrecht „seit jeher“ besteht und heute ganz wesentlich der Zähmung staatlichen Handelns zugunsten normunterworfener Bürger dient, befindet sich das europäische Verwaltungsrecht nach wie vor im Aufbau und ist vorrangig vom Gedanken seines einheitlichen Vollzugs und seiner Wirksamkeit in den Mitgliedstaaten geprägt, um eine „effektive Verwaltung des Gemeinschaftsraumes“ zu erreichen. Es stellt damit vornehmlich auf die Regelung „inneradministrativer Beziehungen“ ab.1

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Literatur

  1. Schmidt-Aßmann, Einleitung: Der Europäische Verwaltungsverbund und die Rolle des Europäischen Verwaltungsrechts, in Schmidt-Aßmann/ Schöndorf-Haubold (Hrsg), Der Europäische Verwaltungsverbund (2005) 1 (6 f).

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  2. Vgl nur die — mittlerweile geläufige — Begriffsbildung und-Verwendung bei Schmidt-Aßmann, Verfassungsprinzipien für den Europäischen Verwaltungsverbund, in Hoffmann-Riem/ Schmidt-Aßmann/ Voßkuhle (Hrsg), Grundlagen des Verwaltungsrechts, Band I (2006) 241; Trute, Die demokratische Legitimation der Verwaltung, in Hoffmann-Riem/Schmidt-Aßmann/Voßkuhle (Hrsg), Grundlagen des Verwaltungsrechts, Band I (2006) 307 (374 ff).

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  3. Schmidt-Aßmann (FN 1) 7 ff.

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  4. Röhl, Verantwortung und Effizienz in der Mehrebenenverwaltung, DVBI 2006, 1070.

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  5. Schmidt-Aßmann, Strukturen Europäischer Verwaltung und die Rolle des Europäischen Verwaltungsrechts, FS-Häberle (2004) 395 (397); Röhl (FN 4) 1072; Sydow, Vollzug des europäischen Unionsrechts im Wege der Kooperation nationaler und europäischer Behörden, DÖV 2006, 66.

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  6. Schwarze, Europäisches Verwaltungsrecht (2005) CI.

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  7. Schmidt-Aßmann (FN 5) 396 f.

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  8. Zur Begriffsbildung grundlegend Fischer-Appelt, Agenturen der Europäischen Gemeinschaft (1999) 38 ff.

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  9. Der Kommissarin Cresson war im Rahmen der Verwaltung europäischer Förderprogramme durch private Einrichtungen seinerzeit vorgeworfen worden, einen befreundeten Zahnarzt als Berater beschäftigt zu haben. Unter anderem deshalb verweigerte das Parlament der Kommission die Entlastung, worauf die gesamte Kommission 1999 zurücktrat (vgl Lübbe-Wolff, Europäisches und nationales Verfassungsrecht, VVDStRL 60 [2001], 246 [270 f]). Auch bei der Bewältigung der BSE-und der davor liegenden Dioxin-Krise hatte die Kommission keine gute Figur gemacht. Vor dem Hintergrund der Reform des EG-Lebensmittelrechts und mit Hinweis darauf, dass die Kommission wegen der BSE-Krise nur knapp einem Misstrauensantrag entging, Horst/Mrohs, Das Europäische Lebensmittelrecht am Scheideweg, ZLR 2000, 125 (128). Vgl zur BSE-Krise auch den kritischen Sonderbericht des RH 19/98, ABI 1998 C 383/1.

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  10. Weißbuch Europäisches Regieren, KOM (2001) 428 endg., 31; Mitteilung der Kommission — Rahmenbedingungen für die europäischen Regulierungsagenturen, KOM(2002) 718 endg., 2.

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  11. Die primäre Schicht besteht aus den durch den EG-Vertrag selbst eingerichteten und mit eigenen Befugnissen ausgestatteten Institutionen. Die sekundäre Schicht erfasst die aufgrund gesonderter organisationsrechtlicher Ermächtigung des Primärrechts geschaffenen Einrichtungen (zB EAGFL). Der tertiären Schicht werden Organisationseinheiten zugerechnet, für deren Schaffung keine ausdrücklichen Ermächtigungen im EG-Vertrag bestehen, die also aufgrund allgemeiner vertraglicher Ermächtigungen errichtet wurden (zB Art 308 EG-Vertrag). Mittlerweile wird auch eine quartäre Schicht ausgemacht, zu der Einrichtungen, die auf organisatorische Vorgaben des Sekundärrechts für die Mitgliedstaaten zurückgehen, bzw Einrichtungen zählen, deren Tätigkeit zwar auf die Gemeinschaft bezogen ist, die jedoch durch besonderen völkerrechtlichen Vertrag zwischen den Mitgliedstaaten errichtet wurden (zB Europol-Drogenstelle). Calliess, Art 7 EG-Vertrag, in ders/Ruffert (Hrsg), Kommentar zu EUV und EGV2 (2002) Rz 6; Streinz, Art 7 EGV, in ders (Hrsg), EUV/EGV (2003) Rz 15.

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  12. Priebe, Die Übertragung von Entscheidungsbefugnissen auf vertragsfremde Einrichtungen im Recht der Europäischen Gemeinschaften (1978); Berger, Vertraglich nicht vorgesehene Einrichtungen des Gemeinschaftsrechts mit eigener Rechtspersönlichkeit (1999).

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  13. Hilf, Dezentralisierungstendenzen in der Europäischen Union (1998).

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  14. ZB Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung, VO 337/75/EWG, ABI 1973 L 89/2; Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens-und Arbeitsbedingungen, VO 1365/75/EWG, ABI 1975 L 39/1; Europäische Agentur für Zusammenarbeit, VO 3245/81 /EWG, ABI 1981 L 120/1. Vgl Helfritz, Verselbständigte Verwaltungseinheiten der Europäischen Union (2000) 149 ff; Uerpmann, Mittelbare Gemeinschaftsverwaltung durch gemeinschaftsgeschaffene juristische Personen des öffentlichen Rechts, AöR 125 (2000) 551 (557 ff).

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  15. ZB Europäische Eisenbahnagentur, VO 881/2004/EG, ABI 2004 L 164/1 (Art 71 Abs 1 EG-Vertrag); Europäische Umweltagentur, VO 1210/90/EWG, ABI 1990 L 120/1 (Art 175 Abs 1 EG-Vertrag); Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, VO 178/2002/EG, ABI 2002 L 31/1 (Art 37, 95, 133 und 152 Abs 4 lit b) EG-Vertrag). Ketter, Die Kompetenzen der Gemeinschaft zur Gründung von unabhängigen europäischen Agenturen, DÖV 2005, 721 (722); Sydow, Externalisierung und institutionelle Ausdifferenzierung, VerwArch 2006, 1 (10 f). Siehe auch Mitteilung der Kommission (FN 10) 8.

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  16. Vetter (FN 15) 728 f.

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  17. EuGH 2.5.2006 Rs C-217/04, Vereinigtes Königreich/ Parlament und Rat, Slg 2006, 1–3771.

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  18. Vgl dazu die Urteilsanmerkungen von Hansmann, DVBI 2006, 838 sowie kritisch Ohler, EuZW 2006, 372.

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  19. EuGH Rs 9/56, Meroni I, Slg 1958, 11; Rs 10/56, Meroni II, Slg 1958, 51.

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  20. An dieser grundsätzlichen Orientierung in der Literatur hat weder der Umstand etwas geändert, dass die Urteile zum EGKS-Vertrag ergangen sind, noch dass sie eine Übertragung von Befugnissen auf eine private Einrichtung zum Gegenstand hatten und dass der EuGH später zT abweichende Urteile gefällt hat. Zu alldem Calliess (FN 11) Rz 27 ff.

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  21. Vgl Hatje, Art 7 EGV, in Schwarze (Hrsg), EU-Kommentar (2000) Rz 16; Calliess (FN 11) Rz 27 ff; Streinz (FN 11) Rz 36 f, jeweils mit weiteren Nachweisen.

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  22. VO 58/2003/EG zur Festlegung des Status der Exekutivagenturen, die mit bestimmten Aufgaben bei der Verwaltung von Gemeinschaftsprogrammen beauftragt werden können, ABI 2003 L 11/1. Die Kommission ist bei ihrer Beschlussfassung an das Regelungsverfahren des Komitologie-Beschlusses, ABI 1999 L 184/23, gebunden. Der diesbezügliche Verweis auf Art 23 Abs 2 in Art 3 Abs 3 der deutschen Fassung der VO 58/2003/EG ist nicht korrekt und als Verweis auf Art 24 Abs 2 zu lesen.

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  23. Näher dazu Schenk, Die Leistungsverwaltung der EG als Herausforderung für das Europäische Verwaltungsrecht, in Schmidt-Aßmann/ Schöndorf-Haubold (Hrsg), Der Europäische Verwaltungsverbund (2005) 265 (285).

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  24. Koch, Die Externalisierungspolitik der Kommission (2004) 82 f.

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  25. Beschluss 2004/20/EG, ABI 2004 L 5/85.

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  26. Beschluss 2005/56/EG, ABI 2005 L 24/35.

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  27. Beschluss 2004/858/EG, ABI 2004 L 369/73.

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  28. VO 337/75/EWG, ABI 1973 L 89/2.

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  29. VO 1365/75/EWG, ABI 1975 L 39/1.

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  30. VO 3245/81 /EWG, ABI 1981 L 120/1.

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  31. Vgl nur Fischer-Appelt (FN 8) 46 ff; Riedel, Die Europäische Agentur für Flugsicherheit im System der Gemeinschaftsagenturen, in Schmidt-Aßmann/Schöndorf-Haubold (Hrsg), Der Europäische Verwaltungsverbund (2005) 103 kommt auf fünf Agenturgrundtypen. Eine davon abweichende Einteilung findet sich bei Helfritz (FN 14) 13 ff. Die Kommission wird künftig wohl zwischen folgenden Agenturtypen unterscheiden: Agenturen, die Dritten gegenüber mit bindender Entscheidungsbefugnis ausgestattet sind, Agenturen, die mit technisch-wissenschaftlicher Unterstützungsfunktion und/oder der Erstellung von Inspektionsberichten betraut sind, und Agenturen, die der Vernetzung und der Organisation der Zusammenarbeit zwischen der Gemeinschaft und den Mitgliedstaaten dienen. Siehe dazu den Vorschlag für eine interinstitutionelle Vereinbarung zur Festlegung von Rahmenbedingungen für die Europäischen Regulierungsagenturen, KOM(2005) 59 endg., 5.

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  32. VO 1210/90/EWG, ABI 1990 L 120/1 idF VO 1641 /2003/EG, ABI 2003 L 245/1.

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  33. Zur EUA Sommer, Informationskooperation am Beispiel des europäischen Umweltrechts, in Schmidt-Aßmann/ Schöndorf-Haubold (Hrsg), Der Europäische Verwaltungsverbund (2005) 57 (74 ff) mit weiteren Nachweisen in FN 73.

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  34. VO 302/93/EWG, ABI 1993 L 36/1 idF VO 1651 /2003/EG, ABI 2003 L 245/30.

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  35. VO 1035/97/EG, ABI 1997 L 151/1.

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  36. Zur Agentur Schlichting/ Pietsch, Die Europäische Grundrechteagentur, EuZW 2005, 587; Werther-Pietsch, Der lange Weg zu einer europäischen Menschenrechtsagentur, Juridikum 2005, 10; Tretter, Scheitert die Errichtung der Europäischen Agentur für Grundrechte? JRP 2006, 173.

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  37. VO 1365/75/EWG, ABI 1975 L 39/1 idF VO 1111/2005/EG, ABI 2005 L 184/1.

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  38. VO 2062/94/EG, ABI 1994 L 216/1 idF VO 1112/2005/EG, ABI 2005 L 184/5.

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  39. VO 1406/2002/EG, ABI 2002 L 208/1 idF VO 724/2004/EG, ABI 2004 L 129/1.

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  40. Vgl Riedel (FN 39) 117.

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  41. VO 881 /2004/EG, ABI 2004 L 164/1.

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  42. VO 178/2002/EG, ABI 2002 L 31/1 idF VO 575/2006/EG, ABI 2006 L 100/3.

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  43. VO 726/2004/EG, die die VO 2309/93/EWG ersetzt.

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  44. VO 2100/94/EG, ABI 1994 L 227/1.

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  47. Zum Folgenden Riedel (FN 39) 103 ff.

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  48. Riedel (FN 39) 123.

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  49. Die Begriffe „Netzwerk“ bzw „Netz von nationalen Wettbewerbsbehörden und Kommission“ finden sich auch in der KartellVO 1 /2003/EG, ABI 2003 L 1 /1 (Erwägungsgrund 15 f). Vgl dazu Röhl (FN 4) 1076.

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  50. Mitteilung der Kommission — Verwaltung der Gemeinschaftsprogramme über ein Netz nationaler Agenturen, KOM(2001) 648 endg., 6.

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  51. Schmidt-Aßmann (FN 1) 5.

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  52. Trute (FN 2) 379.

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  53. Vgl Wenger, Verwaltungslehre als wissenschaftliche Disziplin, in Wenger/ Brünner/ Oberndorfer (Hrsg), Grundriß der Verwaltungslehre (1983).

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  54. Zu den verschiedenen Motiven ausführlich Helfritz (FN 14) 64 ff.

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  55. Vgl dazu unter Verweis auf US-amerikanische Verwaltungsreformbestrebungen des 19. Jahrhunderts Sydow (FN 15) 17 f.

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  56. Sydow (FN 15) 20 f. Hinsichtlich der Effizienzsteigerung (steigender Bürokratieund Koordinierungsaufwand) kritisch Kilb, Europäische Agenturen und ihr Personal — die große Unbekannte? EuZW 2006, 268 (273).

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  57. Sommer (FN 41) 77. Hervorhebung im Original.

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  58. Wimmer, Der juristische und der verwaltungswissenschaftliche Verwaltungsbegriff, Die Verwaltung 1975, 141 (155).

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  59. Wimmer, Dynamische Verwaltungslehre (2004) VIII.

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  60. Schmidt/ Aßmann, Das Allgemeine Verwaltungsrecht vor den Herausforderungen neuer europäischer Verwaltungsstrukturen, FS-Winkler (1997) 995 (1006); Röhl (FN 4) 1078.

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  61. Wimmer (FN 72) 137.

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  62. Wimmer (FN 72) 137.

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  63. Vgl dazu nur Schmidt-Aßmann, Wohin steuert die Europäische Verwaltung, ZHR 168 (2004) 125 (129 f).

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  64. Schmidt-Aßmann (FN 77) 128.

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  65. Wimmer (FN 72) 216.

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  66. Zu den Begrifflichkeiten Wimmer (FN 72) 166 f mit weiteren Nachweisen.

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  67. Wimmer (FN 72) 19.

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  68. Wimmer (FN 72) 21.

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  69. kilb (FN 68) 273.

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  70. Unter Verweis auf den Europäischen Rechnungshof Helfritz (FN 14) 88.

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  71. Helfritz (FN 14) 86, der noch weitere Beispiele anführt.

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  72. Uerpmann (FN 14) 563; Riedel (FN 39) 119 f.

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  73. Dazu auch Caspar, Zur Vergemeinschaftung von Verwaltungsverfahren am Beispiel von Gentechnik-und reformiertem Lebensmittelrecht, DVBI 2002, 1437 (1440f).

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  74. Wimmer (FN 72) 225.

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  75. Wimmer (FN 71) 150 unter Bezugnahme auf Luhmanns „Politische Planung“.

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Kahl, A. (2008). Europäische Agenturen im Lichte der dynamischen Verwaltungslehre. In: Arnold, K., Bundschuh-Rieseneder, F., Kahl, A., Müller, T., Wallnöfer, K. (eds) Recht Politik Wirtschaft Dynamische Perspektiven. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-71299-3_13

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