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Die Eigenschaften und Determinanten des Reservationslohnes

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Part of the book series: Kieler Studien - Kiel Studies ((KIELERSTUD,volume 333))

4.4 Zusammenfassung

Eigenschaften und Determinanten des erfragten Reservationslohnes im GSOEP (2000) wurden in diesem Kapitel anhand deskriptiver Auswertungen des Reservationslohn-Lohn-Verhältnisses und der Kleinst-Quadrat-Schätzungen analysiert. Die Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Die Reservationslöhne der Arbeitslosen in Deutschland weisen im Vergleich zu ihrem letzten Einkommen vor Arbeitslosigkeit im internationalen Vergleich ein hohes Niveau auf, wobei es Hinweise darauf gibt, dass hiermit eine wichtige Determinante der hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland vorliegt.

  • Es gibt nur geringe Hinweise darauf, dass der Reservationslohn nichtstationär über die Arbeitslosigkeitsdauer ist. Vielmehr scheint zumindest für aktuell Arbeitslose zu gelten, dass sich diese mit ihrem Lohnanspruch vor allem am letzten Lohnsatz vor Arbeitslosigkeit orientieren und diesen mit längerer Arbeitslosigkeit kaum absenken.

  • Die Wiederbeschäftigungswahrscheinlichkeit nach Arbeitslosigkeit sinkt dramatisch mit der Dauer der Arbeitslosigkeit, wobei der Anteil der Langzeitarbeitslosen an alien erfolgreichen Jobsuchern nur sehr gering ist.

  • Arbeitslose mit einem geringen Einkommen vor Arbeitslosigkeit weisen einen deutlich höheren relativen Reservationslohn auf als Arbeitslose mit einem hohen vormaligen Einkommen. Dieses Phanomen kann für diese Gruppe der Arbeitslosen auf den geringen Lohnabstand zu den hohen Transfereinkommen zurückgeführt werden.

  • Die Reservationslöhne der Arbeitslosen werden vor allem durch die individuellen Persönlichkeitsmerkmale — besonders den letzten Lohnsatz — determiniert. Die makroökonomischen Einflussfaktoren, die aus theoretischer Sicht besonders die Wiederbeschäftigungschancen der Arbeitslosen beeinflussen, wirken sich hingegen nicht auf die erfragten Reservationslöhne aus.

  • Potenzielle Verzerrungen in den Schätzungen, die aufgrund der Selektivität der Daten durch die Beschränkung der Stichprobe auf aktuell Arbeitslose und aufgrund möglicher endogen erklärender Variablen latent vorhanden sind, wirken sich nur geringfügig auf die Erklärung der Reservationslohnhöhe aus.

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Literatur

  1. Eine detaillierte Beschreibung des GSOEP findet sich zum Beispiel bei Haisken-De New und Frick (2002) und bei der Projektgruppe Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) (1995).

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  2. Die Frage nach dem Reservationslohn wurde nicht in jeder Welle des GSOEP gestellt, so dass Angaben nur für die Jahre 1987–89, 1992–94 und 1996–2000 vorliegen.

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  3. Vgl. für Untersuchungen zu den Determinanten des Reservationslohnes, die verschiedene Arbeitszeitkonstellationen beinhalten, Christensen (2001a).

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  4. Biese Ergebisse Stimmen im Wesentlichen auch mit den Ergebissen von Christensen (2001a) überein, wobei das Übersteigen des mittleren Reservationslohnes gegenüber dem mittleren letzten Einkommen in diesem Fall Für die vergleichbare Personengppebei 7 Prozent liegt (Christensen 2001a: 42)

    Google Scholar 

  5. Dass die Löhne nach Arbeitslosigkeit die Löhne vor Arbeitslosigkeit nicht unterschreiten, scheint auf den ersten Blick der Humankapitaltheorie mit der Vorstellung von Humankapitalverlusten durch Arbeitslosigkeit zu widersprechen. Allerdings sind zum einen Löhne in Deutschland in vielen Fällen aufgrund der Tarifbindung nach unten rigide, zum anderen liegen die Transfereinkommen bei Arbeitslosigkeit in Deutschland relativ hoch, so dass eine längere Suche nach einem höher bezahlten Job erleichtert wird. Vgl. für eine ausführliche Diskussion dieses Phänomens auch Burda und Mertens (2001).

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  6. In Kapitel 5 wird die Validität der erfragten Reservationslöhne im GSOEP (2000) im Detail untersucht.

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  7. Brixy und Christensen (2002: 5) finden auf Basis der Arbeitslosenbefragung 2000, durch Infas im Auftrag des IAB (Nürnberg) erhoben, sogar nur eincn Anteil von etwa 3,5 Prozent der Langzeitarbeitslosen an allen erfolgreichen Arbeitssuchenden.

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  8. Vgl. z.B. Schimmelpfennig (2000: 176–177).

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  9. RWR steht für die „reservation wage ratio“. Vgl. für eine Diskussion der RWR in der empirischen Literatur auch Christensen (2001a: 17–21).

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  10. Interessanterweise erkennen die Arbeitslosen dabei trotzdem ganz offensichtlich, dass ihre Wiedereingliederungschancen nur gering sind. So geben 66,8 Prozent alter Langzeitarbeitslosen an, dass sie beruflich nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, und 70,4 Prozent erklären, dass sie nur geringe Chancen sehen, in den nächsten sechs Monaten wieder in Beschäftigung zu kommen. Vgl. Brixy und Christensen (2002: 5).

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  11. Von allen in der Arbeitslosenbefragung 2000 (IAB/Infas) erfassten Arbeitslosen gaben 38,2 Prozent der Befragten, die in einem Vorstellungsgespräch eine Stelle angeboten bekamen, an, dass sie dieses aufgrund der zu geringen Bezahlung abgelehnt haben. (Eigene Berechnungen auf Basis der Arbeitslosenbefragung 2000 (IAB/Infas). Die Berechnungen können beim Autor angefordert werden.)

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  12. Vgl. für Einzelheiten des zugrunde liegenden Datensatzes Brixy et al. (2002).

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  13. Eigene Nachberechnungen auf Basis des gleichen Datensatzes für die Jahre 1991–99 haben ein Reservationslohn-Lohn-Verhältnis von 0,89 ergeben. Die Diskrepanz in den Ergebissen konnte auch nach Rücksprache mit dem Autor nicht aus dem Weg geräumt werden.

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  14. Für die Jahre von 1990 bis 1992 unterlagen die Löhne einem extremen Anpassungsprozess durch die Wiedervereinigung, so dass ein Vergleich des Reservationslohnes mit dem Lohn vor Arbeitslosigkeit nicht sinnvoll ist. Vgl. zur Ausdifferenzierung der Löhne in Ostdeutschland z.B. Christensen (2003c).

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  15. Vgl. Brixy et al. (2002) für einen Überblick über die Arbeitslosenbefragung 2000 (IAB/Infas).

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  16. In Ostdeutschland geben 30 Prozent der befragten Arbeitslosen an, dass sie auf keinen Fall ein geringeres Einkommen als ihr letztes Einkommen vor Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen würden. Im Westen schließen dies nur 22 Prozent der Befragten aus. Vgl. Brixy und Christensen (2002: 3) für Details.

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  17. Untersuchungen, die die Reservationslöhne nur indirekt, d.h., über den (akzeptierten) Lohn analysieren — so genannte stochastische Frontier-Ansätze, in denen durch einseitig beschränkte Fehlertermkomponenten Selektivität im Schätzmodell berücksichtigt wird (vgl. z.B. Greene 2000: 394–397) —, sollen an dieser Stelle nicht mit aufgenommen werden. Ein ähnlicher Analyseansatz wird allerdings in Kapitel 0 angewandt, indem Prognosen akzeptierter Löhne nach Arbeitslosigkeit auf Basis selektionskorrigierender Heckman-Schätzungen als Referenzgrößen für Reservationslöhne verwendet werden. Vgl. für Reservationslohnuntersuchungen mittels des stochastischen Frontier-Ansatzes z.B. Groot (1990), Hofler und Murphy (1994), Warner et al. (1980) und für Deutschland Cornwell und Schneider (2000).

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  18. Vgl. Franz (1982) und Schmidt und Winkelmann (1993), wobei letztere vorrangig die Validität der erfragten Reservationslöhne untersuchen.

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  19. Die in diesem Abschnitt dargestellte Zusammenstellung der Literatur ist beschränkt auf Untersuchungen, die Reservationslohnaspekte zum Hauptinhalt haben. Außerdem wurden Analysen aus Transformationsländern ausgeschlossen; vgl. dazu z.B. für Polen Winiecki (1997) und für Südafrika Kingdon und Knight (2001). Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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  20. Prasad (2001) findet für deutsche Reservationslohn-Daten aus dem GSOEP in einer einfachen Kleinst-Quadrat-Schätzung, dass der letzte Lohnsatz der stärkste Einflussfaktor auf den Reservationslohn ist. Für Löhne nach Arbeitslosigkeit, die den Reservationslohn indirekt widerspiegeln, findet Schmidt (1993) für deutsche Daten aus dem Jahre 1978 Gleiches.

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  21. Vgl. für die in dieser Untersuchung verwendete Variante des partiellen Bestimmtheitsmaßes Behr (1999: 186).

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  22. Vgl. zum Ausmaß und zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit unter älteren Erwerbspersonen z.B. Koller et al. (2003).

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  23. Vgl. für eine Diskussion des Problems der abhängigen erklärenden Variablen z.B. Johnston und DiNardo (1997: 153–158) oder Wooldridge (2003: 484–513).

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  24. Vgl. Hausman (1978) bzw. Wooldridge (2003: 506–507) für die in dieser Studie verwendete Variante des Hausman-Tests auf Basis der t-Verteilung

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  25. Die zweistufige Schätzmethode nach Heckman (1976, 1979), die auch als Heckit-Schätzer bezeichnet wird, stellt eine direkte Erweiterung des so genannten Tobit-Modells (Tobin 1958) dar, das zensiert abhängige Variable behandelt. Im einfachen Tobit-Modell erfolgt die Zensierung an einem festen Wert der eigentlich interessierenden latenten Variablen. Hingegen folgt die Zensierung im Selektionsmodell einem eigenständigen, ökonomisch interpretierbaren Zusammenhang, der so genannten Selektionsbeziehung, die auf einem Probit basiert. Amemiya (1985) folgend wird das einfache Tobit-Modell als Tobit Typ 1 und das Selektionsmodell als Tobit Typ 2 bezeichnet. Vgl. dazu z.B. Engelhardt (1999), Greene (2000: 896–937) oder Wooldridge (2002:517–601)

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  26. Vgl. z.B. Nelson (1984), Nawata (1994) und Leung und Yu (1996).

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  27. Die Schätzungen werden heteroskedastiekonsistent nach Heckman (1976, 1979) und Greene (1981) vorgenommen.

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(2005). Die Eigenschaften und Determinanten des Reservationslohnes. In: Die Lohnansprüche deutscher Arbeitsloser. Kieler Studien - Kiel Studies, vol 333. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/3-540-37676-3_4

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