Das Institut für Standardisierung und Qualitätskontrolle im medizinischen Laboratorium (INSTAND e. V.) hat bereits 2003 darauf hingewiesen, dass die Konzentrationen von spezifischem IgE (sIgE), die mit verschiedenen Systemen nachgewiesen werden, stark differieren. Bemühungen, die Situation zu verbessern, scheinen jedoch kaum Früchte getragen zu haben. Das zeigt eine aktuelle Analyse, in der die Ergebnisse der Ringversuche von INSTAND e. V. für IgE gegen Birkenpollen und Bienen- und Wespengift verglichen wurden.

Von 2010 bis 2015 wurden 17 Ringversuche durchgeführt, die Zahl der teilnehmenden Labors erhöhte sich von anfangs 140 auf etwa 500. Da rund 80 % der Labors die Tests von vier Herstellern verwendeten, wurden nur diese Systeme in pseudoanonymisierter Form und anhand von Boxplot-Kurven für die semiquantitativen Daten und die Allergenklassen verglichen. Wie schon früher zeigte sich eine große Divergenz bei den nachgewiesenen Mengen an sIgE. Am deutlichsten war dies bei IgE gegen Birkenpollen: In der konzentrierten Serumprobe wurden Werte von 0 bis 65 kU/l ermittelt.

Bei Bienengift-sIgE fiel unter anderem auf, dass der Test eines Herstellers anfangs fast immer Werte unter dem Schwellenwert für eine Allergiediagnose lieferte. Eine offensichtliche Veränderung hatte aber zur Folge, dass ab Sommer 2014 die ermittelte Allergenklasse sogar um mindestens eine Stufe höher lag als mit den anderen Tests.

Um die Vergleichbarkeit der Labors untereinander beurteilen zu können, wurde exemplarisch der Variationskoeffizient (CV) für die semiquantitativen Bienengift-IgE-Daten bestimmt. Nur bei zwei Testanbietern blieb der CV meistens unter 20 %, bei den beiden anderen lag er geringfügig oder klar über dieser als kritisch erachteten Grenze.

Ursächlich für die Divergenz der Testergebnisse sind laut den Autoren vor allem komplexe Allergenextrakte, die von Hersteller zu Hersteller variieren. Besser geeignet wären definierte Allergenkomponenten.

Kommentar

Dieser zunächst sehr trocken wirkende Beitrag enthält brisante Daten und ist daher unbedingt wert, genau gelesen zu werden. Die Ringversuche zur Allergiediagnostik wurden hier von einem unabhängigen Labor evaluiert und für die einzelnen Testhersteller im Vergleich beurteilt. Hierbei wurden die Hersteller-spezifischen Unterschiede, die Unterschiede der durchführenden Labore, die eine bestimmte Methode verwenden, und die Differenzen im Zeitverlauf dargestellt. Die Ergebnisse sind mehr als ernüchternd und zeigen, dass einzelne Hersteller besonders hohe Abweichungen aufweisen. Diese Mängel wurden bereits in Vorarbeiten beschrieben. Umso erstaunlicher ist es, dass betroffene Hersteller bisher keine Maßnahmen unternommen haben, diese Mängel zu beheben.

Die Daten der einzelnen Hersteller sind in dieser Arbeit in pseudoanonymisierter Form publiziert, sie sind aber auch öffentlich verfügbar. Wer sich also genau dafür interessiert, welches Testsystem hier wie abgeschnitten hat, dem sei empfohlen, sich die Ergebnisse auf der Webseite von INSTAND e.V. genauer anzusehen.

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Prof. Dr. Thilo Jakob